Drohende Staatspleite: Ukraine findet keine Lösung mit Anleihegläubigern

Bild von Finanzdaten und Grafik über Flagge der Ukraine.

(Bild: vectorfusionart / Shutterstock.com )

Die Ukraine steckt in der Schuldenfalle. Verhandlungen mit Gläubigern über die Umschuldung von Milliarden scheitern. Droht dem Land die Staatspleite?

Die Gläubiger sitzen der Ukraine im Nacken. Internationale Finanzinvestoren hatten zuletzt darauf gedrungen, dass die Regierung in Kiew den Schuldendienst für ausgegebene Anleihen wieder aufnimmt. Am Montag wurde nun bekannt, dass beide Seiten noch keine Lösung gefunden haben.

Ukraine in Verhandlungen mit Gläubigern über Milliarden-Schulden

Die Ukraine hatte mit ihren Gläubigern über eine Umschuldung von rund 20 Milliarden US-Dollar verhandelt. Dabei handelt es sich um Anleihen aus der Zeit vor dem Krieg. Nach dem Einmarsch russischer Truppen 2022 wurde eine Vereinbarung ausgehandelt, die es dem Land ermöglichte, die Zahlungen auszusetzen. Diese Vereinbarung läuft jedoch im August aus.

Der ukrainische Finanzminister Serhiy Marchenko sagte laut Reuters, die Gespräche würden fortgesetzt und er erwarte eine Lösung bis zum 1. August. Dennoch fielen die in US-Dollar notierten Eurobonds des Landes um bis zu 1,7 Cent, wobei die kurzfristigen Laufzeiten auf einem sehr niedrigen Niveau zwischen 25 und 30 Cent pro US-Dollar gehandelt wurden.

Ukraine strebt Umschuldung an, um Zugang zu internationalen Märkten zu behalten

Seit fast zwei Wochen sind formelle Gespräche mit den Anleihegläubigern im Gange, da die Ukraine eine Umschuldung anstrebt, um den Zugang zu den internationalen Märkten zu behalten und gleichzeitig die Restrukturierungsauflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu erfüllen.

Allerdings liegen die Vorschläge der Regierung und der Anleihegläubiger laut Reuters weit auseinander. Das dürfte es der Regierung in Kiew nicht leicht machen, die Umschuldung in den kommenden Wochen über die Bühne zu bringen.

Nach Angaben der Regierung werden die Gespräche über die jeweiligen Berater fortgesetzt. Auch bilaterale Gespräche mit anderen Investoren sollen fortgesetzt werden. Marchenko bezeichnete die Wirtschaft des Landes als "zerbrechliches Gleichgewicht", das auf substanzielle Unterstützung der Partner angewiesen sei. Eine rechtzeitige Umschuldung sei ein wesentlicher Teil dieser Unterstützung.

Ukraine erwägt Verlängerung des Zahlungsaufschubs

Die Anleihegläubiger erklärten, der Vorschlag der Regierung erfordere eine Abschreibung, die deutlich über den von den Märkten erwarteten 20 Prozent liege. Dies würde, so die Gläubiger, die künftige Investorenbasis der Ukraine und die Wiederherstellung des Zugangs zu den Kapitalmärkten erheblich beeinträchtigen.

Die Ukraine erwägt eine Verlängerung des Zahlungsaufschubs über den August hinaus, zieht aber die dauerhaftere Lösung einer vollständigen Umschuldung vor. Eine Umschuldung inmitten eines Konflikts, der die wirtschaftliche und fiskalische Situation sehr unsicher macht, wurde immer als eine beispiellose Herausforderung für die Ukraine angesehen.

Verbündete sehen Schuldenzahlungen an private Gläubiger kritisch

Kiews Verbündete, die Milliarden in das Land pumpen, um seine Kriegsanstrengungen und seine Wirtschaft zu unterstützen, sehen es nicht gern, wenn die Ukraine Geld für Schuldenzahlungen ausgibt. Sie selbst hatten mit Kiew vereinbart, dass sie erst ab 2027 Zinsen für ihre Kredite erhalten. Sie befürchten allerdings, dass private Gläubiger vor ihnen bedient werden.

Die Ukraine hat den Anleihegläubigern angeboten, ihre bestehenden Schulden gegen fünf Staatsanleihen mit Laufzeiten zwischen 2034 und 2040 sowie gegen ein Instrument zu tauschen, das an die Entwicklung der Steuereinnahmen gekoppelt ist. Der Wert dieses Instruments würde 2027 bestimmt und in eine Anleihe umgewandelt. Das Angebot beinhaltete eine Abschreibung zwischen 25 Prozent und 60 Prozent, je nach Entwicklung des Instruments.

Die Anleihegläubiger legten zwei Gegenvorschläge vor, die beide einen nominalen Abschlag von 20 Prozent und die Möglichkeit einer vollständigen Rückzahlung vorsahen. Nach Angaben der Regierung entsprach jedoch keiner der Vorschläge den Anforderungen des IWF.