EU-Satellitenkonstellation Iris2: Der Kampf um den digitalen Orbit
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Die EU plant mit Iris2 eine eigene Satellitenkonstellation für Kommunikationszwecke. Sie soll Europas digitale Autonomie sichern. Ein Gastbeitrag.
Der fortschreitende Übergang zu einer digitalen Wirtschaft hat bereits eine beobachtbare Konsequenz: eine starke Zunahme der Nachfrage nach Konnektivität, die eine schnelle Datenübertragung ermöglicht.
Auf einem globalen Markt, auf dem sich die Konnektivitätsangebote rasch weiterentwickeln, erreichen Satelliten inzwischen technische und wirtschaftliche Leistungen, die denen terrestrischer Lösungen nahe kommen.
Der große Vorteil liegt in den konstanten Bereitstellungskosten unabhängig von der geografischen Lage, insbesondere in "weißen Flecken", die nicht durch terrestrische Infrastrukturen abgedeckt sind.
Die europäische Iris2-Satellitenkonstellation ist Teil dieses Übergangs, der immer mehr Datenübertragungsinfrastrukturen erfordert, die derzeit von US-amerikanischen Akteuren dominiert werden.
Eine Satellitenkonstellation ermöglicht es verschiedenen Nutzern, über mehrere Satelliten miteinander verbunden zu sein, und bietet eine kontinuierliche und vollständige Abdeckung des Planeten.
Telekommunikation: eine strategische Herausforderung für Europa
Mit mehreren öffentlichen (China, USA) und privaten (Oneweb, Starlink und Kuiper) Konstellationsinitiativen, die entwickelt und in Betrieb genommen werden, um den Bedarf an Datenverarbeitung und Konnektivität zu decken, ist der Telekommunikationssektor für Frankreich und Europa strategischer denn je.
Das Programm Iris2 wurde entwickelt, um dieser Herausforderung zu begegnen.
Nach einigen Versuchen zu Beginn der 2000er Jahre haben sich die Konstellationen schließlich durchgesetzt, und die Projekte sind nun glaubwürdig und werden weitgehend aus öffentlichen und privaten Mitteln finanziert.
Mehrere Faktoren haben zu diesem Aufschwung beigetragen: Fortschritte bei der Miniaturisierung der Elektronik, die Leistungsfähigkeit integrierter digitaler Komponenten, die drastische Senkung der Startkosten und die Fähigkeit der Industrie, Satelliten in Kleinserien kostengünstig herzustellen.
Angesichts der Entwicklung der Satellitentelekommunikation im erdnahen Orbit (in einer Umlaufbahn von bis zu 2000 Kilometern über dem Meeresspiegel) hat die Europäische Kommission einen Ansatz gewählt, der sowohl den öffentlichen als auch den privaten Sektor einbezieht und darauf abzielt, die Position Europas im Wettlauf um die Konstellationen zum Nutzen der europäischen Bürger und ihrer Institutionen zu stärken.
Rund 300 Satelliten
Das Programm der Europäischen Union für eine sichere Konnektivitäts-Satellitenkonstellation wurde im März 2023 beschlossen. Iris2 (Infrastructure for Resilience, Interconnectivity and Security by Satellite) wird das erste multiorbitale Satellitennetzwerk in Europa sein. In der ersten Phase werden rund 300 Satelliten entworfen, hergestellt und eingesetzt.
Die Konstellation wird eine sichere Kommunikationsinfrastruktur für EU-Regierungsbehörden und -agenturen bereitstellen. Die verschiedenen Kommunikationsverbindungen zwischen Nutzern und die Satelliten-Kommandokontrollverbindungen werden geschützt, und die Bodeninfrastruktur wird gesichert.
Das System wird die strategische Autonomie der EU im Bereich der sicheren Regierungskommunikation gewährleisten. Iris2 wird auch kommerzielle Dienste anbieten und Synergien zwischen staatlichen und kommerziellen Infrastrukturen maximieren. Diese Konstellation wird die Position Europas, seiner Industrien und Betreiber in der Welt stärken.
Iris2 ist mit dem bestehenden Govsatcom-Programm der EU verbunden, das sichere Regierungskommunikation auf der Grundlage von Kapazitäten lizenzierter Betreiber oder Mitgliedstaaten bietet.
Die EU finanziert Iris2 mit 2,4 Milliarden Euro im Rahmen des Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) 2021-2027; zusätzliche Mittel sind im MFR 2028-2035 vorgesehen. Die Finanzierung wird durch die Europäische Weltraumorganisation (ESA) mit 600 Millionen Euro (unterzeichnet auf der ESA-Ministerkonferenz im November 2022) und durch private kommerzielle Akteure im Rahmen eines Konzessionsvertrags ergänzt.
Nach der Validierung der EU-Verordnung über das Programm für sichere Konnektivität im März 2023 schrieb die Europäische Kommission im Mai 2023 den Hauptauftrag für die Entwicklung von Iris2 aus.
Die Ausschreibung wurde am 2. September 2024 von einem Konsortium aus drei Betreibern (Eutelsat, SES und Hispasat) zusammen mit industriellen Unterauftragnehmern (Airbus, Thales, OHB, Deutsche Telekom und Orange) abgeschlossen. Die Europäische Kommission hat das Angebot geprüft und die Auftragsvergabe bestätigt, mit dem Ziel, den 12-jährigen Konzessionsvertrag für Iris2 vor Ende 2024 zu unterzeichnen.