EXPO-Nachrichten
Trauerfeier - Entscheidungen im Bundeskabinett - Nationentage - Protest aus Verzweiflung - EXPO-Projekt Zoo Hannover - Trittin beim Dualen System
Trauerfeier für die Concorde-Opfer
Bevor das Bundeskabinett am Mittwoch auf der EXPO tagte, wurde am frühen Morgen im Christus-Pavillon ein Trauergottesdienst abgehalten. Dabei hat Bundeskanzler Gerhard Schröder den Hinterbliebenen der Opfer der Flugzeugkatastrophe in Paris Mitgefühl und tiefe Anteilnahme ausgesprochen. "Deutschland ist erschüttert und Deutschland ist fassungslos", sagte Schröder. Im Geist der Weltausstellung in Hannover sagte Schröder, "das Mitgefühl und die Solidarität der Nationen untereinander machen uns stark und helfen uns, den Angehörigen in der Trauer beizustehen". Im deutschen Pavillon ist inzwischen ein Kondolenzbuch ausgelegt worden.
Regierungssprecher Heye kündigte an, falls es in Paris eine Trauerfeier mit den Angehörigen der Opfer gebe, werde auch der Bundeskanzler daran teilnehmen. Schröder wollte ursprünglich nach der Kabinettssitzung seinen Urlaub auf Mallorca beginnen.
Bundeskabinett
Dem Bundeskabinett berichtete auch die EXPO-Generalkommissarin Birgit Breuel. Dabei betonte Frau Breuel wohl angesichts des zu erwartenden Defizits, dass dennoch die Steuermehreinnahmen durch die EXPO weit höher ausfallen würden als die Verluste. Die Regierung lehnte nach Auskunft von Regierungssprecher Heye eine Debatte über die Finanzierung zum gegenwärtigen Zeitpunkt als verfrüht ab. Birgit Breuel verkündigte nach der Sitzung, sie habe "selten in ihrem Leben soviel Rückendeckung erhalten". Insgesamt zeigte sich das Kabinett vom Erfolg der EXPO überzeugt.
Außerdem wurde vom Bundeskabinett beschlossen, eine Diskussionsplattform zu aktuellen Gesetzentwürfen einzurichten. In diesem Bereich sollen sich Bürger per Email an der Diskussion beteiligen können. Zu einem offenen Forumsbereich konnten sich die Verantwortlichen anscheinend nicht durchringen. In Anlehnung an die Konferenz in Rio und in der Bedeutung der EXPO 2000 wurde eine Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung beschlossen.
Nationentage
Nationentage auf der EXPO sollen eigentlich Feiertage sein. Doch außer dem offiziellen Programm mit dem Hissen der Flaggen auf der EXPO-Plaza und den damit verbundenen Reden bleibt für die EXPO-Besucher nicht mehr viel übrig. Vielleicht kann man gerade noch einen Blick auf eine Königin, eine Prinzessin oder einen Minister erhaschen. Lediglich am Nachmittag oder am Abend gibt es oft noch ein Konzert oder eine landestypische Aufführung auf der Plaza-Bühne.
Von der Absicht, dem jeweiligen Pavillon gerade an diesem Tag einen Besuch abzustatten, kann man getrost Abschied nehmen, denn meistens ist er geschlossen. Dabei kann es sogar vorkommen, dass man bereits am Vorabend nicht mehr hineinkommt. Statt gemeinsam mit allen EXPO-Besuchern zu feiern, findet der Nationentag unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Protest aus Verzweiflung
Am Nationentag von Kuba gab es am kubanischen Pavillon in der Halle 21 einen kleinen Zwischenfall. Drei Personen hielten Schilder und ein Spruchband in die Luft und versuchten bei den Kubanern verzweifelt Auskunft über den Verbleib der Tochter und den Schwiegersohn zu erhalten. Diese gelten seit acht Monaten als verschwunden. Doch bislang konnten Anrufe, Faxe und Briefe an die kubanische Regierung und auch an das deutsche Außenministerium nichts ausrichten.
In ihrer offensichtlichen Verzweifelung versuchten sie nun, mit dieser Protestaktion Aufmerksamkeit für den Fall zu erregen. Doch die EXPO-Sicherheit war wieder einmal schnell zur Stelle und unterband höflich, aber bestimmt die Protestaktion. Dabei ging man diesmal mit sensiblem Taktgefühl vor, ein Hausverbot wollte man nicht erteilen. Deutsche Besucher reagierten dagegen mit Unmut und hielten die Demonstration für deplaziert.
EXPO-Projekt Zoo Hannover
Über 100 Millionen DM hat man in den Ausbau des hannoverschen Zoos investiert. Die EXPO unterstützte die Maßnahmen mit der Registrierung als weltweites Projekt. Doch während die Zoos Köln, Hamburg und Nürnberg in einem groß angelegten Stern-Test als erstklassig bezeichnet wurden, landete der Zoo Hannover von 27 getesteten Großzoos nur auf Platz 21. Das Urteil der Tester: "Passabel".
Maßgeblich für das Urteil ist die Tatsache, dass trotz einer großzügigen Modernisierung von Teilen des Zoos andere immer noch "auf dem Stand von vorgestern verharren". Erstaunlich ist das Ergebnis schon, denn Hagenbeck hatte erst kürzlich die Konkurrenz von Hannover für mangelnde Besucherzahlen verantwortlich gemacht.
Trittin beim Dualen System
Nach der Kabinettssitzung besuchte der Umweltminister Trittin den Pavillon des Dualen Systems auf dem EXPO-West-Gelände. Mürrisch, skeptisch dreinblickend, die Hände in den Hosentaschen versenkt, nahm er die Begrüßungsworte entgegen und ließ sich einen grünen Drink mit Zitrone reichen. Wie man Trittin so kennt, natürlich mit spitzer Zunge, kam dann auch prompt die Bemerkung: "Das sind doch wohl nicht recycelte grüne Frösche?" Sogleich erkundigte er sich nach dem Prozentsatz der recycelten Getränkeverpackungen auf der EXPO.
Eine Alternative zu einer EXPO wusste der Umweltminister auch nicht aus dem Stegreif zu nennen und antwortete eher launisch: "Das ist doch so mal beschlossen worden". Doch voller Geduld nahm er an der interessanten Führung durch den Pavillon teil, um gleich nach dem künstlich erzeugten Tornado zu verschwinden. Ins Gästebuch trug er vorher ein: "Das DS macht viel Wind".