Elektro-Autos: Die Zukunft verschlafen?

Stand des chinesischen Autokonzerns BYD auf der Automesse IAA Anfang des Monats in München. Bild: Matti Blume / CC BY-SA 2.0

Chinesische Hersteller rollen den Pkw-Weltmarkt auf. Die deutsche Autoindustrie gerät auf dem weltgrößten Binnenmarkt ins Hintertreffen. Was ist da los?

Die EU-Kommission hat, wie berichtet, Angst vor einer Schwemme chinesischer Elektroautos. Aus gutem Grund? Auf jeden Fall haben hiesige Hersteller Probleme, mit der Konkurrenz aus Fernost mitzuhalten.

Ursache scheinen allerdings nicht hauptsächlich, wie zum Beispiel vom Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, unterstellt, staatliche Subventionen zu sein – die im übrigen auch gerne hierzulande verteilt werden –, sondern vor allem eine günstigere Produktion. Nach einer Marktanalyse der Schweizer Bank UBS, über die die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet, hat die chinesische Nummer Eins, BYD, gegenüber seinen internationalen Konkurrenten „überwältigende Kostenvorteile“.

Die UBS-Studie geht daher davon aus, dass chinesische Hersteller am Ende des Jahrzehnts 33 Prozent der weltweit verkauften E-Autos liefern werden und somit auf einem rasch expandierenden Markt die Nase vorn haben. Das habe unter anderem mit effizienten Lieferketten und günstigen Akkus zu tun.

Und sicherlich auch damit, dass in China schon frühzeitig die Einführung von Elektrofahrzeugen unterstützt und vorangetrieben wurde. Zum einen gab es in den ersten Jahren Verkaufsprämien, die inzwischen ausgelaufen sind. Auch war es eine gewisse Zeit in den Großstädten deutlich günstiger und leichter, eine Zulassung für ein Elektrofahrzeug zu bekommen.

Vor allem wurde aber der Autoindustrie schon 2017 ein Quotensystem auferlegt. (Telepolis berichtete mehrfach, zum Beispiel hier und hier.) Demnach muss ein bestimmter, von Jahr zu Jahr wachsender Anteil der verkauften Fahrzeuge einen Elektroantrieb haben. Kann ein Unternehmen die Vorgabe nicht erfüllen, muss es Zertifikate von einem anderen Hersteller wie BYD kaufen, der sein Soll übererfüllt, oder Strafen zahlen.

Der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) war im Vorfeld der Einführung dieser Regelung eigens nach Beijing (Peking) gereist, um für die deutsche Industrie eine Gnadenfrist herauszuschinden. Geholfen hat es wenig. VW war einst bei den konventionellen Pkw Marktführer in der Volksrepublik, ist aber auf dem dort geradezu explodierenden E-Auto-Markt eher abgeschlagen.

Das kommt halt dabei heraus, wenn man jahrelang seine Ingenieure vor allem mit der Entwicklung von Betrugssoftware beschäftigt, ein Laster, dass einige offenbar immer noch nicht aufgegeben haben, wie neue, von der Deutschen Umwelthilfe veröffentlichte Dokumente nahelegen.

In Deutschland wurden in den ersten acht Monaten des Jahres 355.575 Pkw mit reinem Elektroantrieb und weitere 541.022 Fahrzeuge mit hybridem Antrieb verkauft, wie aus den Zahlen des Kraftfahrzeugbundesamtes hervorgeht. Das entsprach Marktanteilen von 18,6 und 28,3 Prozent. 1,2 Prozent aller neu zugelassenen Pkw – konventionelle und elektrische Antriebe – kamen aus China.