Gas-Strategie: Flexible Speicherpflicht als Preisbremse?

Luftaufnahme von Gasspeichern

(Bild: Andromeda stock / Shutterstock.com)

EU-Kommission will die Vorgaben für Gasspeicher flexibler gestalten. Länder sollen künftig bis zu fünf Prozent von den Zielvorgaben abweichen dürfen.

In den Koalitionsgesprächen von Christ- und Sozialdemokraten spielen die Gaspreise in Deutschland eine Rolle. Energie spielt schließlich für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes eine erhebliche Rolle. Und somit kommen beide Parteien den Rufen aus der Wirtschaft entgegen, die aufgrund der hohen Energiepreise um ihre Wettbewerbsfähigkeit bangt.

So hat man sich einem Bericht von Reuters zufolge darauf geeinigt, die Gasumlage für alle Verbraucher abzuschaffen. Eingeführt wurde sie im Jahr 2022 nach Beginn des Ukraine-Krieges, als in Europa die Gaspreise in die Höhe schossen. Weil kein Erdgas aus Russland nach Deutschland gelangte, musste es teuer auf dem Weltmarkt eingekauft werden. Um die Gashändler vor einem Bankrott zu retten, wurden die Verbraucher zur Kasse gebeten.

Forderungen zur Flexibilisierung der Gasspeicher-Befüllung

Das dürfte allerdings noch nicht ausreichen, um die Gaspreise deutlich zu drücken. Auch die nationalen und die EU-Vorgaben zur Befüllung der Erdgasspeicher müssten flexibler gestaltet werden. So wollen es zumindest die Energieunternehmen, da sie ansonsten eine Verzerrung des Marktes befürchten.

Der Hintergrund dieser Forderung ist, dass Gaslieferanten zwei Faktoren zu ihren Gunsten nutzen. Der Winter, der im Vergleich zu den Vorjahren wieder etwas kälter war, hat die Gasspeicher geleert. Aktuell (Stand: 25. März 2025) beträgt der Füllstand in Europa nur noch 33,72 Prozent, was deutlich unter dem Wert des Vorjahres liegt. Damals betrug der Speicherfüllstand noch 58,99 Prozent.

Der zweite Faktor sind die starren Speichervorgaben. Zum 1. November müssen die Gasspeicher wieder zu 90 Prozent aufgefüllt sein. Das bedeutet, dass in diesem Jahr voraussichtlich 750 Terawattstunden (TWh) Erdgas eingekauft werden müssen. Im vergangenen Jahr waren es nur rund 450 TWh. Aufgrund des zeitlichen Drucks könnten Gaslieferanten geneigt sein, höhere Preise zu verlangen.

Gasbedarf der Ukraine steigt

Diese Rechnung dürfte allerdings inzwischen überholt sein. Denn jetzt hat auch die Ukraine angemeldet, dass sie erhebliche Mengen an Gas aus der Europäischen Union importieren muss. Ihre Speicher sind momentan nur noch zu etwa drei Prozent gefüllt. Für die kommende Saison (April 2025 bis April 2026) rechnen ukrainische Experten mit einem Importbedarf von etwa fünf Milliarden Kubikmetern Erdgas. Das entspricht mehr als 52 TWh, die von der EU eingekauft und an die Ukraine geliefert werden müssten.

Einen wichtigen Schritt, um Verbraucher zu entlasten, hat die EU-Kommission bereits getan. Sie legte im Februar einen Entwurf des "Clean Industrial Deal" vor, der "eine koordiniertere und flexiblere Befüllung der Gasspeicher" ermöglichen sollte. Durch eine flexiblere Gestaltung der Speichervorschriften sollte der Druck zum Kauf von Erdgas aus dem Markt genommen werden. Konkrete Zahlen wurden damals allerdings nicht genannt.

Im März hat die Kommission dann aber wieder vorgeschlagen, die verbindlichen Fristen der EU um zwei weitere Jahre zu verlängern, berichtet Reuters. Bei einigen EU-Ländern stößt dies aber auf Widerstand, weil die Regierungen steigende Gaspreise befürchten.

In einem Dokument zeigt sich die EU-Kommission aber bereit, unter Umständen die Vorschriften für Unternehmen der Branche etwas flexibler zu gestalten. Jedes EU-Land könne demnach um bis zu fünf Prozentpunkte von den Vorgaben abweichen, "wenn die Marktbedingungen für die Befüllung unterirdischer Gasspeicher ungünstig sind". Die Speicher müssten dann auch erst zum 1. Dezember zu 90 Prozent befüllt sein.

Sollten sich die Verantwortlichen in der EU darauf verständigen können, wäre teilweise der Druck aus dem Markt genommen. Ob das allerdings ausreicht, um die Lage zu stabilisieren und die Gaspreise nicht wieder erheblich steigen zu lassen, wird sich zeigen müssen.