Eric Schmidt: Vom Google CEO zum Start-up-Chef im Drohnen-Krieg
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Ukraine-Krieg und Silikon-Valley: Wie sich Macht im militärisch-industriellen Komplex verändert. Worum es bei der neuen Kriegsführung geht. Don't be evil?
Ob er seine Artikel überhaupt selbst schreibt? Geld hat er genug. Eric Schmidt, ehemaliger CEO von Google, ist einer der reichsten Männer der Welt. Ungefähr der 36. reichste Mann der Welt. So genau lässt sich das nicht sagen. Und nicht wissen. Denn der Club der Multimilliardäre ist verschwiegen. Man nimmt an, dass Schmidt 21,8 Milliarden US-Dollar besitzt.
Und er hat noch viel vor. Kürzlich hat Eric Schmidt einen Artikel in der altehrwürdigen Foreign Affairs publiziert, der Titel: "Ukraine Is Losing the Drone War".
Es geht darin um den Krieg in der Ukraine, dem ersten großen Krieg, in dem Drohnen eine dominierende Rolle auf dem Schlachtfeld spielen. Vor allem FPV-Drohnen.
Schmidts Artikel stellt sehr richtig die überraschende Effektivität auch einer anderen Drohne fest: der Lancet-Drohne des berühmten Kalaschnikow-Konzerns.
"Die Ukraine verliert - Ich kann helfen"
Dem Artikel in der Foreign Affairs folgte ein Artikel in Forbes, der Eric Schmidts Anliegen eine bemerkenswerte persönliche Dimension anfügt, ungefähr so: "Ukraine is Losing the Drone War – but I can help". Auf Deutsch: "Die Ukraine verliert den Drohnen-Krieg – aber ich kann helfen".
Denn Schmidts Artikel im renommierten politischen Hochkaräter-Magazin Foreign Affairs erscheint vor dem Hintergrund des Forbes-Artikels als Werbung – und zwar für Schmidts neues Rüstungs-Startup.
Der "Weiße Storch"
Drohnen möchte er dort produzieren, Suizid-Drohnen, mindestens so gut wie die russische Lancet. Das Design der Google-Schmidt-Suizid-Drohne ist noch nicht bekannt, aber der Firmenname: "White Stork", der weiße Storch. Das referenziert auf den Nationalvogel der Ukraine.
Denn hier bekam Schmidt augenscheinlich die Inspiration dafür, am Krieg mitzuverdienen, hat sprichwörtlich Blut geleckt angesichts der gigantischen Verdienstmöglichkeiten für den militärisch-industriellen Komplex. In seinem Artikel schreibt Schmidt:
Ich besuchte die Ukraine zum ersten Mal im September 2022 auf Einladung des Europäischen Strategieforums von Jalta mit Sitz in der Ukraine. Als ich die Verwüstungen der russischen Invasion aus erster Hand miterlebte, war ich überwältigt von der Entschlossenheit, der Widerstandsfähigkeit und dem Einfallsreichtum der ukrainischen Bevölkerung, Kultur und Tech-Industrie.
Die Reise hat mich dazu inspiriert, Zeit und Ressourcen in den Kampf der Ukraine für Demokratie zu investieren und sowohl humanitäre Zwecke als auch das ukrainische Technologie-Ökosystem zu unterstützen.
Eric Schmidt, Foreign Affairs
Ferngesteuerte Spielzeuge
Zurzeit dominieren hauptsächlich billige FPV-Drohnen das Kriegs-Geschehen in der Ukraine. Das waren und sind immer noch eigentlich ferngesteuerte Spielzeuge. Ein Operator steuert diese kleinen Quadrocopter mithilfe eines Joysticks ins Ziel. Den Flug der Drohne kann er aus der Ich-Perspektive verfolgen, etwa auf einem kleinen Monitor oder einem Handy.
Doch durchgesetzt hat sich zur Steuerung der Drohnen eine Virtual-Reality-Datenbrille. Interessant an der gesamten in FPV-Drohnen verbauten Technik ist der fast ausschließliche Einsatz billiger Unterhaltungselektronik.
Kommuniziert wird mit dem ferngesteuerten Quadrocopter mittels Analog-Funk, der hat sich als robuster gegenüber gegnerischen Störversuchen erwiesen, außerdem ist die Latenzzeit geringer.
Kleine Drohnen, die in Massen hergestellt werden
Mittlerweile werden die kleinen Drohnen von beiden Kriegsparteien in Massen hergestellt, wobei Eric Schmidt in Foreign Affairs angibt, dass Russland doppelt so viele Drohnen herstellen kann wie die Ukraine:
Ukrainische Beamte schätzen, dass Russland derzeit rund 100.000 Drohnen pro Monat herstellen oder beschaffen kann, während die Ukraine nur die Hälfte dieser Menge bereitstellen kann.
Eric Schmidt, Foreign Affairs
Um eine derart große Menge an Drohnen effektiv an die gegnerischen Truppen heranzuführen und gegen diese zum Einsatz zu bringen, bedarf es einer großen Zahl an Operatoren, die diese Drohnen auch steuern, denn, und das muss in aller Deutlichkeit gesagt werden, die Drohnen sind nicht autonom. Dazu später mehr.
Technisch funktionieren sie nicht anders als ferngesteuerte Spielzeugautos oder Modellflugzeuge. Das Wort "Drohne" impliziert eine Autonomie, die es im Moment nahezu nicht gibt, außer in Teilbereichen beispielsweise bei der Lancet-Drohne.
In der Regel befinden sich die Drohnen-Teams etwas abseits der Front. Zuerst müssen die kleinen Flugkörper zunächst die Distanz zu den gegnerischen Truppen zurücklegen, dann zugewiesene Ziele entdeckt oder selber Ziele gefunden werden.
Das dauert und bindet Operatoren-Kräfte und schränkt zugleich die maximale Anzahl an Drohnen ein, die gegen den Gegner gleichzeitig eingesetzt werden können.
Steuerungen und Störungen
Beide Seiten testen autonome Systeme, die den Marsch zur Front automatisieren, sodass der Drohnenoperator erst dann die Kontrolle über die Drohne übernimmt, wenn diese sich bereits im Zielgebiet befindet. Die Drohne kann sich in der Luft befinden oder auf dem Boden in der Nähe der gegnerischen Front geparkt sein, um wertvolle Batterien zu sparen.
Auch werden Systeme getestet, die der Drohne ermöglichen soll, selbstständig zurück zur Einsatzbasis zu gelangen, sollte der Gegner das Funksignal erfolgreich gestört haben und der Kontakt zur Drohne abgebrochen sein.
Russland ist mit seiner Lancet-Drohne ein Stück weiter, denn ein manuell markiertes Ziel soll von der Suizid-Drohne autonom bekämpft werden können.
Sowohl die Ukraine als auch Russland geben an, bereits autonome FPV-Drohnen testweise zum Einsatz zu bringen.
Zurzeit setzt man bei den Gegenmaßnahmen gegen die FPV-Drohnen meist auf die Störung des analogen Funksignals, also bringt das zur Anwendung, was als elektronische Kriegsführung bezeichnet wird.
Genaue Abschusszahlen sind schwierig zu nennen, aber gleichlautend wird von einer russischen Überlegenheit in diesem Bereich berichtet, wie noch im November in einem Artikel der New York Times.
Werden die Drohnen immer autonomer, dann lassen sie sich mit den Mitteln der elektronischen Kriegsführung in keiner Weise mehr bekämpfen.
Expertise in Künstlicher Intelligenz: Was bedeutet das für den Krieg der Zukunft?
Und hier setzt wahrscheinlich das neue Start-up von Schmidt an. Mit Googles Expertise in Künstlicher Intelligenz will man vermutlich die Drohnen-Kriegsführung auf eine evolutionär völlig neue Stufe heben – wir sehen die Evolution der Drohnen-Technologie hin zur vollautonomen Drohne.
Wie würde dann die Kriegsführung aussehen? Was bedeutet das für den Krieg der Zukunft?
Die autonome Kriegsführung wird alles ändern. Billige Drohnen werden als Suizid-Drohnen oder als automatische Mini-Bomber oder als Abschussplattformen von Panzerabwehrraketen in Schwärmen die gegnerischen Linien umkreisen, immer auf der Suche nach einem Ziel.
Was im Ersten Weltkrieg das Trommelfeuer aus Tausenden Geschützen war, das würde im Krieg der Zukunft, der jetzt beginnt, der massenhafte Einsatz der autonomen Drohnen sein.
Die Entwicklung kann nur vergleichen werden mit der Evolution vom Einzelschuss-Gewehr hin zum Maschinengewehr.
Schon jetzt gibt es sich häufende Berichte über ganze FPV-Schwärme, die über die gegnerischen Linien herfallen. Doch noch sind diese aufgrund der Knappheit an ausgebildeten Drohnenoperatoren begrenzt. Künstliche Intelligenz würde diese Beschränkung aufheben.
Nur die jeweiligen industriellen Produktionskapazitäten wären dann ein limitierender Faktor. Drohnen könnten in Massen gestartet und zeitgleich zum Einsatz gebracht werden, ohne dass Operatoren in die Steuerung eingebunden wären.
Muss ein einfaches Gewehr vor jedem weiteren Schuss wieder nachgeladen werden, so muss sich analog dazu ein Drohnenoperator heute noch auf die einzelnen Drohnen aufschalten: Eine Drohne nach der anderen muss so durch einen menschlichen Operator ins Ziel gebracht werden.
Aber wie ein Maschinengewehr im Vergleich zu einem einfachen Gewehr kann künstliche Intelligenz die Einsatzfrequenz dramatisch erhöhen.