Eric Schmidt: Vom Google CEO zum Start-up-Chef im Drohnen-Krieg

Seite 2: Die neue Lage

Hunderte Drohnen könnten an einem Frontabschnitt gleichzeitig gestartet werden, selbstständig Ziele aufklären und bekämpfen. Und man sieht jetzt schon seit Monaten den Einsatz von FPV-Drohnen gegen einzelne Soldaten. Schon heute ist dadurch jegliche Truppenbewegung an der Front schwierig.

Bereits das Heranführen frischer Reserven, die Rotation der Truppen oder auch nur die Grundversorgung der Fronttruppen mit dem Nötigsten wie Munition oder Verpflegung ist äußerst schwierig.

Wenn keine effektiven Gegenmittel gefunden werden würden, dann würde die gesamte Oberfläche der Front ein Gebiet werden, das weder von Soldaten betreten, noch von Fahrzeugen befahren werden kann.

Diese Strategie ist als Anti-access/area denial bekannt. Und Schwärme autonomer Drohnen wären das mächtige Mittel, um diese Strategie durchzusetzen.

Noch vor einigen Tagen berichtete Telepolis über den T-80 Panzer in seiner neuesten Version, dessen herausragende Neuerung das Elektronische-Kriegsführungs-System Volnorez darstellt.

Eine einfache Rechnung

Doch diese neuartigen, autonomen Schwärme wären auf diese Weise nicht mehr zu stören. Der Impakt auf beispielsweise die Panzerwaffe ist zurzeit seriös noch nicht abzusehen. Hierzu eine einfache Rechnung:

Der fortschrittliche Panzer T-90M soll mindestens 1,5 Millionen Dollar kosten. Man kann demgegenüber mit einiger Plausibilität annehmen, dass die Kosten für eine künftige Kamikaze-FPV-Drohne künftig unter 3.000 Dollar liegen könnten. Auf Grundlage dieser Schätzung könnte ein Schwarm von 250 autonomen Suizid-Drohnen einen einzelnen Panzer attackieren.

Die 250 Drohnen würden die Hälfte von dem Panzer kosten, also wäre dieser Angriff wahrscheinlich wirtschaftlich "darstellbar". Vermutlich wären keine 250 Drohnen notwendig, um den Panzer niederzukämpfen.

Fieberhafte Arbeit an Gegenmaßnahmen

Fieberhaft arbeiten beide Parteien an Gegenmaßnahmen. Schon jetzt sind Flak-Systeme wie der Gephard Flak-Panzer oder seine Weiterentwicklung, das Skynex verfügbar. Doch eine solche Lösung ist in der Anschaffung zu teuer.

Es werden auch Versuche mit Lasern oder Mikrowellen gemacht.

Russland hat jetzt Teile der Frontstellungen überdacht, die ein Video-Rundgang durch eine russische Stellung zeigt. Das bietet hauptsächlich Sichtschutz. Auf dem Video lassen sich gut die Auswirkungen sehen, die die kleinen Flugkörper jetzt schon auf dem Gefechtsfeld haben.

Überlegenheit von Iran, China und Russland

Interessanterweise sind die USA und der westliche Nato-Raum in der Drohnen-Kriegsführung den neuen Drohnen-Supermächten Iran, China und auch Russland deutlich unterlegen. Weder gibt es bisher eine FPV-Waffe auf operativer Ebene, noch hat die gesamte NATO den Shahed oder Lancet-Drohnen ein Analogon entgegenzusetzen.

Hier wittert der Geschäftsmann Schmidt die Marktlücke. Man kann Schmidts Ambitionen, wie es Kritiker auch fürchten, als Startschuss eines großskalierten Engagements des Silicon Valleys in eine Form von Kriegstreiberei ansehen.

Eine Wende, "Be evil" statt des früheren Mottos? Das lässt nichts Gutes hoffen für eine friedliche Zukunft.