Erstes deutsches LNG-Terminal in Wilhelmshaven eröffnet
Das Importterminal soll in den kommenden Tagen mit der Arbeit beginnen. Umweltverband droht mit juristischen Schritten gegen das Projekt. Was die Argumente sind.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat das erste Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) eröffnet. Bei dem offiziellen Festakt am Samstag hob er die schnelle Bauzeit hervor. Nur in zehn Monaten wurde das schwimmende Terminal errichtet.
Als wir gesagt haben, dass zum Beispiel hier in Wilhelmshaven ein solches Terminal schon in diesem Jahr gebaut werden soll, haben viele gesagt, das geht nicht, das wird nie gelingen. Und das Gegenteil ist der Fall.
Olaf Scholz
Langsame Planungsprozesse werden in Deutschland schon lange als Problem wahrgenommen. Doch das soll sich nun ändern. "Das ist jetzt das neue deutsche Tempo, mit dem wir die Infrastruktur vorantreiben", versprach Scholz auf dem Spezialschiff "Höegh Esperanza".
Die Hafenanlagen wurden vor knapp einem Monat fertiggestellt und die "Höegh Esperanza" legte am Donnerstag mit 165.000 Kubikmetern an. Das Wirtschaftsministerium teilte laut Associated Press mit, dass in den kommenden Tagen mit dem Wiederverdampfen begonnen werden kann. Der reguläre Betrieb soll dann im Januar starten.
Dies ist ein guter Tag für unser Land und ein gutes Signal an die ganze Welt, dass die deutsche Wirtschaft in der Lage sein wird, weiterhin stark zu sein, zu produzieren und diese Herausforderung zu meistern.
Olaf Scholz
Die Stimmung wurde auch nicht durch die Kritik von Umweltgruppen getrübt, die das neue Gasterminal auf sich zog. Ungestört dürfte der Betrieb des Terminals in Zukunft nicht ablaufen: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat am Samstag weitere rechtliche Schritte angekündigt.
Von der DUH kritisiert wird etwa, dass der Betrieb der "Höegh Esperanza" am Freitag ohne jegliche Befristung genehmigt wurde – obwohl der Ausstieg aus Erdgas bereits geplant werden müsse, um die Klimaziele zu erreichen.
Klimakrise und Energiekrise dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Auch wenn der schnelle Bau der ersten LNG-Projekte für die Versorgungssicherheit wichtig war: Die LNG-Terminals müssen sich an alle Umweltgesetze halten, dürfen nur befristetet und im Einklang mit den rechtlich verbindlichen Pariser Klimazielen genehmigt werden.
DUH-Geschäftsführer Sascha Müller- Kraenner
Außerdem werde das Einleiten großer Mengen von Bioziden gestattet, heißt es bei der DUH. Es wären technische Alternativen verfügbar, die aber nie ernsthaft überprüft worden seien. Ferner erfolge das Einleiten in direkter Nachbarschaft zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer.
Im Genehmigungsverfahren seien zudem die Einwendungen der DUH sowie anderer Umweltorganisationen ignoriert worden.
Nicht einmal einen offiziellen Erörterungstermin hat es gegeben. Diese Ignoranz gegenüber wichtigen umweltpolitischen Anliegen werden wir nicht hinnehmen.
Sascha Müller-Kraenner
Jetzt bekannt gewordene Unterlagen des Bundeswirtschaftsministeriums belegten aber, so Müller-Kraenner weiter, dass massive Überkapazitäten bei LNG-Terminals drohten.
Das LNG-Projekt ist eines von drei LNG-Projekten, die noch in diesem Winter den Betrieb aufnehmen sollen. Weiterhin gebe es Pläne für mindestens fünf weitere LNG-Terminalschiffe. In Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel sollen noch drei weitere Terminal an Land gebaut werden.
Alle elf Projekte haben nach Auskunft der DUH eine zusätzliche Importkapazität von insgesamt 120 Milliarden Kubikmeter Erdgas. "Damit überschreiten die geplanten Kapazitäten sogar den gesamten jährlichen Gasverbrauch aus der Vorkriegszeit von 90 Milliarden Kubikmeter und entsprechen rund 250 Millionen Tonnen CO₂ im Jahr."
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