Euro-Einführung mehr ein Lüftchen als ein Sturm

Kaum eurobedingte Preissteigerungen in Deutschland und Österreich, achselzuckende Reaktionen bei den Verbrauchern

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Die Einführung des Euro in Deutschland und Österreich ist nicht nur bei den meisten Verbrauchern relativ unaufgeregt über die Bühne gegangen. Auch der von Ökonomen und Politikern befürchtete Preisschub ist bislang ausgeblieben. Das neue Bargeld ist relativ rasch, jedenfalls aber für die meisten ziemlich gelassen und achselzuckend, in den Alltag hineingedrückt worden.

Kein eurobedingter Preisschub

In Deutschland und Österreich ist der von vielen befürchtete eurobedingte Preisschub: ein Anspringen der Inflation durch die Umstellung auf Europreise und dabei von den Unternehmen mitgenommene Preiserhöhungen ausgeblieben. Das besagen die Januardaten der Statistischen Ämter. Andere Euro-Länder sind bei weitem nicht so glimpflich davongekommen (vgl. Eurostat).

Der harmonisierte Januar-Verbraucherpreisindex zum Vorjahr lag in Österreich bei 2,0 Prozent (vgl. Statistik Austria), was übrigens Bestwert im Euroland ist, und in Deutschland bei 2,3 Prozent (vgl. Statistisches Bundesamt). In Belgien waren es 2,6, in Frankreich 2,4, in Holland 4,9, in Irland gar 5,2 Prozent.

Zwar hat es eine Reihe von Preissteigerungen gegeben (in der Gastronomie, bei Automaten, bei Dienstleistungen) und auch genügend Aufregung bei Verbrauchern und in den Medien. Preissteigerungen im Dienstleistungsbereich sind jedoch ein Regelfall - Wirte erhöhen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen ihre Preise - und sie haben sich im Warenkorb des Durchschnittshaushaltes verlaufen. Im Lebensmitteleinzelhandel sind die Preise (abgesehen von den wittereungsbedingten Preisexzessen Obst und Gemüse) gesunken.

Erste Begleitforschungsergebnisse

Die logistischen Vorbereitungen zum Bargeldtausch waren zweifellos gut, die PR-Aktivitäten waren jedenfalls kostspielig. Ausgelassen hat die Materialienunterstütung durch die Kommission, so kamen etwa vorbereitende Materialien zur Euroeinführung (Broschüren, Spiele, Puzzles) zum Teil erst Mitte Februar zu den Verbraucherorganisationen.

Neben den üblichen (Oberflächen-) Meinungsumfragen gab es praktisch keine systematische Begleitforschung, sieht man von einem kleinen qualitativen Projekt in Österreich ab.

Erste Ergebnisse der zweiten Welle aus der zweiten Januarhälfte zeigen, dass einerseits die Bargeldeinführung gewissermaßen zwangsläufig erlebt wurde und die Mehrheit recht nüchtern darauf reagiert hat. Und: die Knochenarbeit der Umstellung des Wertverständnisses bei den Verbrauchern ist noch lange nicht vorbei.

Kühl, gelassen, desinteressiert...

Eine deutliche Mehrheit ist gelassen mit dem Eurobargeld umgegangen und hat sich auch nur wenig mit der neuen Währung auseinandergesetzt. Überhaupt nur etwa die Hälfte hat zuhause (in der Familie) über den Euro gesprochen.

Das neue Geld wird "technisch" akzeptiert, abgesehen von Problemen mit den Münzen (zu viele, zu kleine, zu wenig unterscheidbar etc. - rund ein Drittel führt hierzu Klagen). In einer Art von Vorwärtsstrategie hat die Mehrheit rasch den Abschied von der alten Währung durchgezogen, - mit dem schnellen Umstieg wollte man auch eine zweifache Bargeldhaltung bewusst vermeiden.

Ausgabeverhalten an sich ungeändert - allerdings mit vielen Pannen

Praktisch kaum jemand sieht sein eigenes Konsumverhalten durch das neue Bargeld verändert. Aber ein Viertel hat schon zumindest einmal ungeplante Ausgaben getätigt, da einem die kleinen Eurobeträge einen Streich gespielt haben. Zu vermuten ist, dass dieser Anteil ein ordentliches Stück größer ist.

Das Wertgefühl in Euro ist - drei, vier Wochen nach der Bargeldeinführung (Zeitraum der Feldarbeit der 2. Welle) - noch überhaupt nicht ausgeprägt vorhanden, die Hälfte der Verbraucher schätzt, dass sie selber und auch die anderen Verbraucher, noch rund ein halbes Jahr benötigen werden, um geläufig mit dem Euro umzugehen.

Österreich ist anders

Um bei diesen Geldwert-Problemen den Verbrauchern ein Stück entgegen zu kommen, führen übrigens die meisten großen Handelsbetriebe die bis 28. Februar gesetzlich vorgeschriebene doppelte Preisauszeichnung freiwillig weiter.