FAZ schreibt wieder nach den alten Rechtschreibregeln
Hilfe im Durcheinander
Das letzte Wort zur Neuen Rechtschreibung scheint noch nicht gesprochen zu sein. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kehrt mit Wirkung zum 1. August zur alten Schreibweise zurück. Nach Ansicht der Zeitungsmacher haben 90 Prozent der Bevölkerung die Umstellung nicht mitgemacht. Auch der Duden hat zur Verwirrung beigetragen, denn im neu erscheinenden Regelwerk werden bestimmte Wörter wieder zusammen geschrieben. Doch bietet der Duden auf CD-ROM auch Hilfe für nicht ganz so regelfeste Schreiber an.
Wesentliche Ziele der Reform sind nach Auffassung der Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) nicht erreicht worden. Damit unterstreicht die Zeitung wieder einmal ihren konservativen Anstrich. Ebenso altbacken erscheint ihr Internetauftritt. Von einer aktuellen Onlinezeitung ist bei der FAZ noch nichts zu spüren. Die modernen Handhabungen eines interessanten Internetangebots mit aktuellen News- und Recherchemöglichkeiten hat sie einfach verschlafen. Statt dessen wird lediglich eine Bezugsmöglichkeit erläutert und ein umfangreiches Online-Archiv gegen Gebühr zur Recherche angeboten.
Eine ausführliche Begründung für diesen nun eingeschlagenen Weg zurück zur alten Rechtschreibung sucht man hier vergebens. In der Pressemeldung werden noch einmal die nicht erreichten Ziele knapp dargelegt: Es habe sich keine verbesserte Sprachbeherrschung eingestell, und es sei nicht die Einheitlichkeit der deutschen Sprache bewahrt worden. In diesem Zusammenhang wird angeführt, dass 90 Prozent der Bevölkerung die neuen Rechtschreibregeln beim privaten Briefverkehr nicht einhalten würden und auch zahlreiche Buchverlage nicht mitgezogen wären. Man bittet die Leser um Verständnis, falls in der neuerlichen Umstellungsphase Ungereimtheiten auftauchen würden und "hofft im Interesse einer Heilung des von den Kultusministern herbeigeführten Bruchs auf zahlreiche Nachahmer". Doch unter den Zeitungen finden sich in ersten Stellungnahmen bislang noch keine Nachahmer.
Ganz vorbildlich ist diese Haltung für eine große Tageszeitung nicht, denn alle Schüler lernen zum Teil seit Jahren die Regeln der Neuen Rechtschreibung. Manch Redakteur hat sich ebenfalls noch einmal auf den Hosenboden gesetzt und die Regeln gepaukt. Mehr denn je lag der Duden mit dem Regelwerk als wichtigstes Arbeitswerkzeug neben der Tastatur. Doch nun bricht auch der im August neu erscheinende 22. Duden mit einigen Regeln. Eine Änderung soll es aber nicht sein, es seien lediglich einige geringe Korrekturen zur Anpassung an andere Regelauslegungen erfolgt. Von einer Reform will man in diesem Zusammenhang nicht sprechen. Hauptsächlich betroffen sind Wörter, die nach der Reform getrennt geschrieben werden sollten. Diese dürfen nun wieder zusammengeschrieben werden.
In schwierigen Einzelfällen stützt sich der Duden auf Hinweise und Empfehlungen der Zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung. Zahlreiche Anregungen und Fragen der Benutzerinnen und Benutzer der 21. Auflage wurden ausgewertet, viele Zweifelsfälle konnten so klarer, übersichtlicher und ausführlicher behandelt werden. Die neuen Regeln wurden im neuen Duden nicht geändert, sondern nur noch benutzerfreundlicher umgesetzt.::Dudenredaktion
Wer am Computer seine Texte schreibt und trotzdem mit Unsicherheit das neue Regelwerk anwendet, dem verspricht der Duden-Konverter in zwei neuen Programmversionen Abhilfe. Der neue Konverter 2.0 wird als Makro in die Textverarbeitung eingebunden, damit der geschriebene Text automatisch regelgemäß konvertiert werden kann. Für die Lernbegierigen besteht die Möglichkeit, diesen Prozess nicht ausschließlich dem Computerprogramm zu überlassen. Im manuellen Modus werden alle relevanten Wörter eingeblendet und auf die entsprechenden Rechtschreibregeln verwiesen. So können die Regeln Schritt für Schritt erlernt werden. Für knapp 50 DM ist man mit seiner Rechtschreibung immer auf dem "rechten Pfad". In der Konverter Pro-Version (ca. 100 DM) können mehrere Konvertierungsprofile angelegt werden. Integriert sind die Möglichkeiten, nach dem Duden-Praxiswörterbuch vorzugehen oder den Empfehlungen der deutschen Presseagenturen zu folgen. Unterstützt wird sogar die Konvertierung von HTML-Dateien einschließlich der Verzeichnisse und Unterverzeichnisse und der Netzwerkmodus. Selbst das Anlegen von unterschiedlichen Benutzerwörterbüchern wird unterstützt.
Auch wenn die Gegner der Rechtschreibreform Rückenwind verspüren, bleibt abzuwarten, ob die FAZ mit ihrem Vorstoß eine neue Front gegen die Schreibreform bildet. Zumindest wird sie mit ihrer Entscheidung vielen entgegen kommen, die bislang nicht zum Lernen der neuen Regeln bereit waren. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zumindest hat eine Initiative zur Abschaffung der Rechtschreibreform gestartet. In einer den Redaktionen zugeschickten Erklärung heißt es, dass man schnellstens "mit dem Rückbau" beginnen sollte. Der Beitrag wurde in herkömmlicher Schreibweise verfasst und mit dem Hinweis versehen, ihn nur in der Schreibung abzudrucken, in der er abgefasst ist.