Folgen der Bankenkrise: Energiepreise sinken wieder

Seite 2: Rekordgewinne der Ölkonzerne und neue Problemfelder

Im gesamten Jahr 2022 hat Europas größter Ölkonzern einen neuen Rekordgewinn erreicht. Der bereinigte Gewinn stieg auf 39,9 Milliarden Dollar, das ist in etwa das Doppelte des Vorjahres. Noch heftiger hat der Rivale ExxonMobil abgesahnt: "Der US-Ölmulti nahm im Jahresverlauf 55,7 Milliarden Dollar ein und steigerte sein Nettoergebnis damit gegenüber dem Vorjahr um rund 140 Prozent."

Wer also wirklich Inflation wirksam bekämpfen will, muss Spekulation wirksam bekämpfen und Zufallsgewinne abziehen und an die Verbraucher zurückführen. Denn die treiben die Inflation weiter an.

Die Kerninflation steigt munter weiter. Die Energiepreise sind aber längst wieder in den Keller gegangen.

Die Kerninflation ist in der Eurozone auf einem neuen Rekord von 5,6 Prozent angekommen. Die allgemeine Inflationsrate ist dagegen um 0,1 Prozentpunkte leicht gesunken. Sie ist aber mit 8,5 Prozent weiterhin unhaltbar hoch.

Dieser Ausflug ist deshalb bedeutsam, da die Notenbanken, die auf die starke Inflationsentwicklung lange nicht reagiert hatten, die Zinsen schließlich rasant in die Höhe treiben mussten, damit die Teuerung nicht völlig aus dem Ruder läuft.

Diese neue Notmaßnahme sorgt für neue Verwerfungen, reißt wieder neue Problemfelder auf. Denn die Zinserhöhungen führen letztlich wieder zu großen Löchern in den Bankbilanzen, wie sich im Fall der Silicon Valley Bank (SVB) schon deutlich gezeigt hat. Was da in den Bilanzen noch so alles an Verlusten schlummert, wird sich zeigen.

Es ist allseits bekannt, dass eine schnelle Anhebung von Leitzinsen irgendwo im Finanzsystem zu Problemen führt. Denn bei steigenden Zinssätzen verlieren ältere Staatsanleihen an Wert. Ihre Kurse sinken an den Geldmärkten. Banken machen enorme Verluste, wenn sie Anleihen frühzeitig verkaufen müssen, um Liquidität zu erhalten.

Das ist aber nicht nur ein Problem der SVB, dass sie sich mit Staatsanleihen vollgesaugt hat. Es waren die Notenbanken, die als Notmaßnahme die Geldmärkte seit der Finanzkrise ab 2008 geflutet haben, ganz besonders in der Corona-Krise, was die Grundlage für die hohe Inflation war. Diese Anleihen liegen nun zuhauf in den Tresoren der Banken und werden mit den steigenden Leitzinsen zum Problem.

Ein Notprogramm schafft neue Probleme, die mit neuen Notprogrammen "gelöst" werden sollen, womit die eigentlichen Probleme weiter verschärft werden. Hätte man mit der Zinsnormalisierung frühzeitig begonnen, als die Inflation deutlich die Zielmarke von zwei Prozent überschritt und wäre behutsam vorgegangen, um Zeit zur Anpassung zu geben, wäre das Schlimmste verhindert worden.

Der Fehler ist, dass man zu lange damit gewartet hat und jetzt forsch vorgehen muss. Der Grundfehler liegt allerdings darin, aus der Flutung der Geldmärkte einen Normalzustand gemacht zu haben, statt darin eine Notfallmaßnahme zu sehen, mit der man Zeit erkauft, um sie für Reformen zu nutzen.

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