Forencheck: Corona-Reinfektionen, Sterbezahlen und das Versagen der Luca-App

Seite 2: Check 2: Auswirkung der Coronapandemie auf die Lebenserwartung in Deutschland

Mit dieser Frage beschäftigen sich zwei Kommentare auf den Artikel Darf der Boss wissen, wer geimpft ist?.

Während der erste Kommentar lautet …

Das durchschnittliche Sterbealter ( Männer und Frauen zusammen) ist in Deutschland im Jahr der tödlichen Pandemie sogar um 0,31 Jahre angestiegen ! Wieviele davon welches Testergebnis bei welchem Test haben ist unerheblich.

User Analysr

… antwortet ein weiterer Kommentator:

Ohne Pandemie wäre das durchschnittliche Sterbealter ( Männer und Frauen zusammen) sogar um 2,54 Jahre angestiegen!

User Tincan

Am 9. Juli gab das Statistische Bundesamt bekannt, dass die durchschnittliche Lebenserwartung nach der aktuellen Sterbetafel 2018/2020 gegenüber der Sterbetafel aus dem Vorjahr 2017/2019 nahezu unverändert bleibt.

Bei neugeborenen Jungen stieg die Lebenserwartung demnach um 0,01 Jahre bei Mädchen um 0,04 Jahre. Neugeborene Jungen würden demnach durchschnittlich 78,64 Jahre Leben, Mädchen 83,4 Jahre.

Hauptgrund für die nahezu stagnierende Entwicklung sind die außergewöhnlich hohen Sterbefallzahlen zum Jahresende 2020 im Zuge der zweiten Welle der Corona-Pandemie. Zuvor war die Lebenserwartung Neugeborener bei beiden Geschlechtern seit der Berechnung für die Jahre 2007/2009 jeweils um durchschnittlich 0,1 Jahre angestiegen.

Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts

Betrachtet man nur die verbleibende Lebenserwartung älterer Menschen, zeigt sich ebenfalls kaum Veränderung. Bei über 65-jährigen Männern sank sie leicht von 17,94 auf 17,92 verbleibende Lebensjahre, bei über 65-jährigen Frauen stieg sie unwesentlich von 21,11 auf 21,12 Jahre.

Die Zahlen in beiden der oben zitierten Kommentare sind also falsch. Von der Tendenz her ist es richtig, dass die Lebenserwartung ohne Corona-Pandemie deutlicher gestiegen wäre, allerdings nicht um 2,54 Jahre - jedenfalls nicht gegenüber der Vorjahreserhebung.

Deutlich zugenommen haben laut Statistischem Bundesamt die Sterbeziffern bei den Hochbetagten. Die Sterbeziffern drücken die Sterbefallzahl je 1.000 Einwohner:innen aus und werden auch nach Altersgruppen erhoben. Hier stieg die Sterbeziffer bei den 80 - 84-Jährigen um 2,0 (Männer) bzw. 0,4 (Frauen). Bei den über 95-Jährigen stieg sie um 15,5 bzw. 14,6.

Das Statistische Bundesamt weist außerdem darauf hin, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie dazu geführt haben könnten, dass weniger Menschen an anderen Infektionskrankheiten wie etwa der Grippe verstorben sind, was einen Teil der erhöhten Sterblichkeit aufgrund von Covid-19 ausgeglichen haben könnte.

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