Fracking-Kollateralschäden
Die Berliner Ampel-Regierung will unbedingt schnell Frackinggas aus den USA und lässt das sich – und uns – einiges kosten
Nun soll alles ganz schnell gehen. Die Bundesregierung habe 2,5 Milliarden Euro bereitgestellt, um vier schwimmende Anlagen für das Anlanden von Flüssiggas anzuschaffen, berichtet die Tagesschau. Schon im kommenden Winter sollen die ersten einsatzbereit sein.
Das wäre erheblich schneller als der Bau von Anlagen an Land. Wie berichtet wird zum Beispiel im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel damit gerechnet, dass das dort geplante LNG-Terminal – LNG steht für Liquified Natural Gas, Verflüssigtes Erdgas – frühestens 2026 den Betrieb würde aufnehmen können.
Aller Voraussicht nach wird das importierte Gas aus den USA kommen. Diese haben inzwischen Katar überholt und sind nunmehr der weltweit größte Exporteur von Flüssiggas, schreibt die US-Plattform E&E News.
Gewonnen wird das Gas durch sogenanntes Fracking. Dabei wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und diversen Chemikalien – die genaue Zusammensetzung wird als Betriebsgeheimnis behandelt – in den Untergrund gepresst, um dort Poren aufzubrechen.
Das aus denen entweichende Erdgas – Hauptbestandteil Methan – kann sodann gefördert werden. Allerdings entweicht dabei einiges entweder ins Grundwasser oder in die Atmosphäre. Seit etwa zehn Jahren zeigen verschiedene Studien, dass das spürbar zu den Treibhausgasemissionen beträgt.
Immerhin ist Methan ein hocheffektives Treibhausgas, dessen Wirkung nur dadurch gemindert wird, dass seine Halbwertzeit nur neun Jahre beträgt. Das heißt, dass nach neun Jahre die Hälfte einer emittierten Menge in der Atmosphäre durch chemische Prozesse in Wasser und Kohlendioxid (CO2) zerlegt wird.
Entsprechend warnen Umweltverbände auch vor den neuen LNG-Terminals. Die Deutsche Umwelthilfe sieht in ihnen "klimaschädliche Großprojekte" und fordert mehr Transparenz. Weder die geplanten Kapazitäten, die Standorte noch der Bedarf seien klar. Deutschland drohe in eine neue fossile Falle zu geraten.
Derweil ist Fracking nicht nur schlecht fürs Klima, sondern auch für die Gesundheit der Menschen in den Fördergebieten. Eine dieser Tage in den USA veröffentlichte medizinische Studie zeigt den Zusammenhang zwischen Grundwasser-Kontamination durch Fracking und schlechter Gesundheit von Kindern.
Für die Untersuchung wurden die Daten von 19.000 zwischen 2006 und 2015 angelegten Bohrlöchern im US-Bundesstaat Pennsylvania sowie Grund- und Trinkwasserdaten mit Gesundheitsdaten analysiert.
Heraus kam ein deutlicher statistischer Zusammenhang zwischen Trinkwasserbelastung und verschiedenen Gesundheitsparametern.
Das Risiko eines Herzinfarktes ist in den betroffenen Regionen größer, die schulischen Ergebnisse schlechter, Asthma bei Kindern häufiger. Auch traten mehr Frühgeburten auf, außerdem war das durchschnittliche Geburtsgewicht niedriger.
Die Autorinnen konnten auch die entsprechenden Daten vorlegen und nach Beginn des Frackings vergleichen. Ihr Ergebnis: Jedes neue Bohrloch, das in einem Umkreis von einem Kilometer von einem öffentlichen Brunnen niedergebracht wurde, hat im Einflussgebiet der entsprechenden Trinkwasserversorgung zu einem 11 bis 13-prozentigem Anstieg der Frühgeburten geführt und zu einer Abnahme des Geburtsgewichts bei Säuglingen, die während der Schwangerschaft kontaminierten Wasser ausgesetzt waren.