LNG-Terminal: Frühestens 2026
Flüssiggasimporte sind kein schneller Ersatz für den Erdgasimport aus Russland
Der Norddeutsche Rundfunk hat den Hafenmanager von Brunsbüttel, Frank Schnabel, interviewt. Seit zwölf Jahren mache dieser bereits Werbung für ein Flüssiggasterminal in der schleswig-holsteinischen Stadt an der Unterelbe.
Nicht zuletzt wegen der Nähe zur See und des dort mündenden Nord-Ost-See-Kanals ist der Ort ein wichtiger Industriestandort in einer ansonsten eher strukturschwachen, von Tourismus und Landwirtschaft geprägten Region.
Der Sender wollte von Schnabel wissen, was er von den neuesten Ankündigungen der Bundesregierung hält, in Brunsbüttel ein sogenanntes LNG-Terminal zu errichten.
Der Interviewte verweist auf die Vorlaufzeit: "Zwei, drei Jahre wären ideal." Aber ob das möglich ist? Drei Genehmigungsverfahren seien notwendig: für die Hafenanlagen, für die Tanklager, in denen das angelandete Gas zwischengelagert werden muss und für die Anbindung an das Pipeline-Netz.
Schnabel rechnet damit, dass das Genehmigungsverfahren zwei Jahre dauert und sich dann noch einmal zwei bis drei Jahre für den Bau anschließen. Bei der derzeitigen Rechtsgrundlage wäre das Terminal frühestens Ende 2026 fertig.
Dem NDR-Bericht zufolge wird offensichtlich nun unter anderem geprüft, ob der Bundestag den Bau per Gesetz beschließt, womit das Genehmigungsverfahren abgekürzt werden könnte. Klagen wären dann nur sehr eingeschränkt möglich.
Gegen ein Gesetz, so der vom Sender befragte Rechtswissenschaftler Florian Becker, könne dann nur noch mit Verfassungsbeschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe vorgegangen werden.
Allerdings gibt es in Brunsbüttel und an den anderen diskutierten Standorten bereits seit Jahren Widerstand gegen die Pläne sowohl in der örtlichen Bevölkerung wie seitens der Umweltverbände und Klimabewegung in der Region. Ohne massive Proteste würde der Bau sicherlich nicht möglich sein.
Mit Shell hat unterdessen, wie berichtet, bereits ein erster potenzieller Nutzer eine Absichtserklärung für das Terminal unterschrieben. Allerdings hat sich der britisch-niederländische Konzern gerade erst, wie ebenfalls berichtet, auf Vermittlung der US-Botschaft und quasi unter Schirmherrschaft der deutschen Außenministerin mit US-Unternehmen getroffen, die ihr Frackinggas exportieren wollen.
Es sieht also nicht danach aus, dass die ersten in Brunsbüttel anlandenden LNG-Tanker aus Katar kommen werden, wie der NDR-Beitrag suggeriert.
Allerdings ist auch unmöglich, zu sagen, was man schlimmer finden soll. Die besondere Klimaschädlichkeit des Frackinggases ist seit Längerem bekannt. Nun zeigt eine Studie aus den USA, dass in der Nähe der Bohrlöcher – und in den USA handelt es sich um Tausende – vermehrt vorzeitige Todesfälle auftreten.
Katar ist andererseits nicht nur für mörderische Arbeitsbedingungen und die Tatsache bekannt, dass faktisch die ganze Arbeiterklasse aus Arbeitern besteht, die entsprechend noch weniger Rechte als die Bürgerinnen und Bürger des monarchisch regierten Staates haben. Es gilt auch als einer der Finanziers des sogenannten Islamischen Staates und ist am jemenitischen Bürgerkrieg (377.000 Todesopfer bisher) beteiligt.
Also vielleicht doch lieber bei der Energiewende einen Turbo einlegen und gleichzeitig den Gasverbrauch reduzieren? In einem ersten Schritt könnte zum Beispiel die Herstellung von Plastik nur noch in Ausnahmefällen wie etwa unverzichtbare medizinische Produkte zugelassen werden.