LNG-Terminal: Fortschritt in Brunsbüttel
Bauherren stehen fest und mit Shell hat sich nun der erste Nutzer gebunden
Der britisch-niederländische Energiekonzern Shell will ein etwaiges künftiges Flüssiggasterminal in Brunsbüttel an der Unterelbe nutzen. Am gestrigen Mittwoch gaben die Shell Deutschland GmbH und die German LNG Terminal GmbH bekannt, dass man eine Absichtserklärung, ein Memorandum of Understanding unterschrieben habe.
In diesem bekundete Shell seinen Willen, langfristig Kapazitäten in der zu bauenden Anlage buchen zu wollen, um dort verflüssigtes Erdgas (Liquified Natural Gas, LNG) anzulanden. Shell meint, damit einen Beitrag zur Energiesicherheit und zur Reduktion der CO₂-Emissionen leisten zu können.
Tatsächlich wird vermutlich das Gegenteil der Fall sein. Mit dem LNG soll Erdgas ersetzt werden, das bisher per Pipeline aus Russland importiert wird. Die LNG-Umweltbilanz sieht wegen des zusätzlichen Energieaufwands schlechter aus.
Die Angaben variieren stark, aber nach Schätzungen aus der Branche könnte noch einmal ein Drittel der Treibhausgase, die am Ende bei der Verbrennung freigesetzt werden, durch den Prozess hinzukommen.
Derweil ist der Bau des Brunsbütteler LNG-Terminals alles andere als in trockenen Tüchern, auch wenn Bundes- und Landesregierung in den letzten Wochen den Druck deutlich erhöht haben.
Anfang Januar hatten wir bereits gemeldet, dass die niederländische Investmentgesellschaft Vopak LNG Holding aus dem Vorhaben ausgestiegen ist, und dass die Stadt Brunsbüttel keine Ausnahmen vom Bebauungsplan für das vorgesehene Gelände zulassen will.
Somit müsste wahrscheinlich ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, was dauern könnte. Andererseits haben Anfang März die Kreditanstalt für Wiederaufbau im Auftrag der Bundesregierung sowie die niederländische Gasunie LNG Holding B.V. (Tochter der staatlichen Gasunie) und RWE eine Absichtserklärung über den Bau des Terminals in Brunsbüttel unterzeichnet.
Vertreter von RWE und Gasunie hatten kürzlich auch Wirtschaftsminister Robert Habeck auf seiner Reise zu seinen neuen Lieblingsdespoten am Persischen Golf begleitet.
Ansonsten soll das Terminal in Brunsbüttel, wie bereits berichtet, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Sondermüllverbrennungsanlage, einem Chemie-Park, in dem unter anderem Düngemittel und Chlorgas hergestellt werden, sowie einem stillgelegten, aber noch nicht demontierten Atomkraftwerk samt zweier Zwischenlager für hoch radioaktive sowie für mittel- und schwach radioaktive Abfälle entstehen.
Da kann man eigentlich nur hoffen, dass Shell in Brunsbüttel etwas sorgsamer mit der Umwelt umgeht, als es der Konzern und seine Töchter in den vergangenen Jahrzehnten im Niger-Delta in Westafrika getan haben.