Habecks Lieblingsdespoten

Doha, Katar. Bild: StellarD/CC BY-SA 4.0

Die Energie- und Klimawochenschau: Erdgasabhängigkeiten, Terrorismus-Förderer und Teslas Probleme mit der Presse

Über die wirklich außerordentlichen Temperaturen in der Antarktis, wo jetzt der Winter beginnen sollte, aber es sich in der letzten Woche auf dem Inlandeis eher wie Sommer anfühlte, hatten wir bereits gestern berichtet.

Ähnliche Meldungen kommen auch aus dem hohen Norden. Rund um den Nordpol beginnt gerade der lange Polartag und auch dort liegen die Temperaturen zum Teil erheblich über den langjährigen Mittelwerten für März, der der Monat der größten Eisausdehnung auf dem arktischen Ozean ist.

Die startet sich jetzt ihren jährlichen Rückzug, allerdings von einer viel kleineren Ausgangsposition, als es noch vor zwei oder gar drei Jahrzehnten üblich war. Die Gewässer nördlich und nordöstlich von Spitzbergen sind zum Beispiel bereits eisfrei, ebenso in weiten Teilen die Barentssee nordöstlich von Skandinavien.

Deutschlands Gasversorgung

Langeweile kommt derweil wirklich nicht auf, wenn man sich dieser Tage mit der künftigen Energieversorgung Deutschlands auseinandersetzt. Nun soll uns also Flüssiggas aus Katar retten. Ausgerechnet. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte am Wochenende das Emirat am Golf besucht und entsprechende Zusagen mit nach Hause gebracht.

Erdgas hat nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) 2020 ein gutes Viertel (26,6 Prozent) zum deutschen Primärenergieverbrauch beigetragen.

Eingesetzt wird es größten Teils in der Wärmegewinnung (Warmwasser, Heizung, Prozesswärme in der Industrie). Nach den Daten des Verbandes der Chemischen Industrie wird rund 14 Prozent des in Deutschland verbrauchten Gases in dieser Branche verwendet, ein knappes Viertel davon als Rohstoff. Zumeist wird aus dem Methan, aus dem Erdgas größtenteils besteht, Wasserstoff abgespalten, der für diverse Produkte benötigt wird.

Der Anteil des russischen Erdgas am deutschen Verbrauch war in den vergangenen Jahren gestiegen, nicht zuletzt, weil die heimischen Quellen immer weniger hergeben. Nur noch rund sechs Prozent des Erdgasverbrauchs wird im Inland gefördert. (2020 waren es nach den Zahlen der BGR 5,7 Milliarden Kubikmeter, während 90,8 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht wurden.)

Zuletzt kam rund 55 Prozent des hierzulande verbrauchten Erdgas aus Russland, aber in den letzten Monaten hat dieser Anteil bereits abgenommen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) spricht von 40 Prozent des Bedarfs, der 2022 bisher durch russische Importe gedeckt worden sei.

Davon würden sich, so der Verband, rund die Hälfte kurzfristig ersetzen oder durch Einsparungen vermeiden lassen. Längerfristig sei durch Effizienzsteigerung und den Energieträgerwechsel mehr möglich. Unter anderem könnten vielfach Gasheizungen durch Wärmepumpen ersetzt werden.

Flüssiggas

Das Einsparpotenzial in der Industrie hält der BDEW nur für sehr klein, und daher bedankt sich die chemische Industrie ausdrücklich bei Wirtschaftsminister Habeck, dass er vorerst weiter russisches Gas beziehen will.

Natürlich könnte man angesichts des galoppierenden Klimawandels und des russischen Angriffs auf die Ukraine auch sofort alle Importe einstellen und Russland damit einer wichtigen Einnahmequelle berauben. Doch die Interessen der deutschen Industrie sind heilig. Also will die Bundesregierung – wie bereits mehrfach berichtet – nun den Bau von Flüssiggasterminals massiv vorantreiben.

Schon lange, bevor russische Truppen den ersten Schuss abfeuerten, hatte Habeck für diese als schleswig-holsteinischer Umweltminister Werbung gemacht. Das ist bemerkenswert, denn dieses Flüssiggas wird unter anderem aus den USA stammen und Frackinggas sein, womit es wegen der mit der Fördermethode verbundenen Erdgasemissionen besonders klimaschädlich ist.

Aber selbst, wenn es sich um konventionelles Erdgas handeln sollte, ist die Verflüssigung und der Transport noch immer mit erheblichen zusätzlichen Emissionen verbunden. Das Gas wird dafür nämlich unter nicht unwesentlichem Energieaufwand heruntergekühlt. Außerdem muss während des Transports in Spezialschiffen des Öfteren ein Teil des sich wieder erwärmenden Gases abgelassen werden, damit der Druck in den Behältern nicht zu groß wird.

Böse Despoten – gute Despoten

Alles in allem ist das nicht gerade die klimafreundlichste Geschichte, und die Grünen müssen sich schon fragen lassen, ob sie denn noch an ihre eigenen Klimaschutzversprechen glauben, ob Deutschland wirklich noch einen auch nur halbwegs angemessenen Beitrag dazu leisten wird, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen?

Aber vor allem müssen sie sich fragen lassen, wie es um ihre "wertebasierte Außenpolitik" steht. Sollen wirklich die russischen Gaslieferanten gegen Katar ausgetauscht werden?

Es gilt ja vielen inzwischen – nicht ganz zu Unrecht – als unmoralisch, Gas aus Russland zu kaufen. Aber wie kann da ein Lieferant, der als Finanzier islamistischen Terrors gilt, die Alternative sein?

Ein Land, das unter anderem den Islamischen Staat unterstützt haben soll, der im Norden des Iraks Massaker an Jesiden verübte und jesidischen Frauen und Kinder versklavte? Ein Land, das im jemenitischen Bürgerkrieg mitmischt, der nach UN-Angaben bereits über 370.000 Todesopfer gefordert hat?