Freibad oder Badesee? Warum es nicht einfach ist, der Hitze zu entfliehen
In der Sommerhitze suchen viele einen Ort, um sich abzukühlen. Künftig dürfte es noch schwerer fallen, einen Badesee oder ein Freibad zu finden. Das sind die Gründe.
Deutschland schwitzt. Temperaturen von über 30 Grad Celsius machen den Menschen zu schaffen, viele sehnen sich bei dieser Hitze nach Abkühlung. Doch die erhoffte Kühle lässt sich mancherorts nur noch schwer finden.
Inzwischen wird bei vielen Badeseen abgeraten, sie zu benutzen. Der Grund sind Blaualgen, also Bakterien, die sich überall in Gewässer befinden und bei normalen Konzentrationen ungefährlich sind. Mit steigenden Wassertemperaturen beschleunigt sich auch ihr Wachstum und die Qualität der Gewässer verschlechtert sich deutlich.
Blaualgen produzieren eine Reihe von giftigen Stoffen, die Wassertiere beeinträchtigen können. Einige dieser Gifte gehören zu den stärksten natürlichen Giften. Auch für Menschen können sie gefährlich werden, besonders wenn das Wasser des Badesees geschluckt wird. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hautreizungen und Atemnot können die Folgen sein.
Zahl der Freibäder nimmt ab
Eine andere Möglichkeit, sich abzukühlen, sind Freibäder. Doch während die Temperaturen in Deutschland in den kommenden Jahren weiterhin steigen dürften, nimmt die Zahl der Freibäder kontinuierlich ab.
Laut Angaben des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) hat sich die Zahl der Freibäder seit dem Jahr 2000 von rund 3.240 auf etwa 2.820 im Jahr 2022 verringert. Das bedeutet, dass in den vergangenen 20 Jahren mehr als 400 Freibäder geschlossen wurden. Auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft bestätigt diesen rückläufigen Trend.
Freibäder gibt es in Deutschland nicht in allen Regionen gleichermaßen. Im Nordosten Deutschlands ist die Freibaddichte geringer als im Südwesten. Laut Badeatlas der Deutschen Gesellschaft für Badewesen verfügt Bayern mit 504 Einrichtungen über die meisten Freibäder. In Hamburg gibt es dagegen nur elf Freibäder.
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) zitiert aus einem Papier der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, das festhält, dass auch die Gästezahlen der Freibäder rückläufig sind. "Dieser Schwierigkeit gilt es durch kluge Mitnutzung der Hallenbadwasserflächen beispielsweise über Fassadenöffnungen (…) und zusätzliche Erfrischungsmöglichkeiten auch außerhalb der Bäder entgegenzuwirken", heißt es dort.
Gewaltausbrüche in Freibädern sorgen für Diskussionen
Neben dem Rückgang der Freibäder an sich gibt es ein weiteres Problem, das zunehmend in den Fokus gerät: Gewaltausbrüche in deutschen Freibädern. Insbesondere in Berlin haben sich diese Vorfälle gehäuft und sorgen für Besorgnis.
Angesichts dieser Entwicklung hat die Berliner Landesregierung Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit in den Freibädern zu verbessern. Die Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) haben angekündigt, eine Ausweispflicht einzuführen. Zusätzlich sind Videoüberwachung an den Eingängen und mobile Polizei-Wachen in den Stadtteilen Neukölln und Kreuzberg geplant.
Gemäß den Plänen müssen Besucher entweder im Voraus personalisierte Tickets buchen oder sich am Eingang ausweisen. Spontane Besuche sollen weiterhin möglich sein, jedoch nur unter Vorlage eines Ausweisdokuments oder eines Schülerausweises bei Jugendlichen. Die Berliner Regierung ist bestrebt, auffällig gewordene Täter von den Bädern fernzuhalten und Hausverbote konsequent durchzusetzen. Wie die Maßnahmen umgesetzt werden sollen, ist noch Gegenstand der Debatte.
Kontroversen um die Rolle der Polizei in den Freibädern
Die Frage nach der Rolle der Polizei in den Freibädern führt zu kontroversen Diskussionen. Politiker wie Friedrich Merz (CDU) und Nancy Faeser (SPD) haben eine verstärkte Präsenz der Polizei gefordert. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hingegen hat dies abgelehnt und auf die Belastung der Polizei hingewiesen.
Berlins GdP-Sprecher Benjamin Jendro betonte, dass nicht noch mehr Polizeikräfte in den Freibädern eingesetzt werden können. Ziel müsse es sein, dass nicht so viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen.
"Weil: Dann kommt es eben zu Auseinandersetzungen, und dann braucht es auch nicht viel." Weiter sagte Jendro im rbb-Inforadio:
Und wenn wir natürlich noch junge, testosterongeladene Männer da haben, bei denen die Zündschnur ohnehin ein bisschen kürzer ist, die vielleicht auch einen kulturellen Hintergrund mitbringen, sprich einen Migrationshintergrund, wo das Machogehabe ohnehin sehr ausgeprägt ist, dann braucht es wirklich nicht viel, dass es dann zur Eskalation kommt.
Peter Harzheim, Präsident des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister (BDS), sieht laut dpa in den Gewaltfällen auch eine kulturelle Komponente, da verschiedene kulturelle Schichten vertreten seien, darunter viele junge Männer mit Migrationshintergrund.
Nicht selten hätten Auseinandersetzungen mit "Männlichkeitsbildern" zu tun, so Harzheim. Er sprach von "Machos, die zugewandert sind". Aber er betonte auch, dass er kein generelles Sicherheitsproblem in den Freibädern sieht und ein kurzzeitiger Besuch der Polizei in bestimmten Bädern nicht schaden würde.
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