Furcht vor der Sommerhitze: Wird auch in Deutschland das Wasser knapp?

Die Trockenheit macht den Wald anfällig für Borkenkäfer. Bild: Felix Mittermeier auf Pixabay

In Frankreich sinkt der Grundwasserspiegel, Italien kämpft mit Wasserknappheit. Auch in Deutschland wird das Nass knapper. In Berlin wird bereits zum sparsamen Umgang mit Wasser aufgerufen.

In den vergangenen Jahren ist der Klimawandel in Deutschland und Europa deutlich zu spüren gewesen: Die Sommer waren geprägt von Hitze und Dürre, selbst die Temperaturen im Winter lagen mitunter höher als in den Jahren zuvor.

In diesem Jahr könnte sich das wiederholen. Experten sprechen längst darüber, dass der Winter ungewöhnlich warm war. Die Temperaturen sollen zwischen sechs und zehn Grad über dem Durchschnitt gelegen haben.

Meteorologen gehen davon aus, dass die Temperaturen im Zeitraum von Juni bis August bis zu zwei Grad höher liegen können als im Durchschnitt der letzten 30 Jahre. Das Wetterphänomen El Niño könnte ebenfalls seinen Beitrag zu neuen Hitzerekorden beisteuern.

Für manche Regionen Europas bedeutet diese Entwicklung, dass mit einem weiteren Dürre-Sommer zu rechnen ist. In Frankreich bereitet man sich inzwischen auf dieses Szenario vor. Der Grundwasserstand ist sei ein drei Vierteln der Regionen unterdurchschnittlich, vielfach sei der niedrig bis sehr niedrig. Das hatte der Nationale geologische Dienst (BRGM) laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) am Donnerstag erklärt. Die niedrigen Niederschläge im Winter konnten die Grundwasserreserven nicht ausreichend auffüllen.

Von Trockenheit geplagt ist aktuell auch Italien. Auch hier hatte es im Winter zu wenig Niederschläge gegeben. In den Alpen ging der Schneefall im Winter um 53 Prozent gegenüber dem langjährigen Mittel zurück. Nicht nur der Schnee blieb aus, sondern auch der Regen. "Im Becken des Po, des größten Flusses Italiens, sind die Niederschläge um 61 Prozent gesunken", teilte dpa im Februar mit.

Italien bekommt Sonderkommissar zur Bekämpfung der Wasserknappheit

Inzwischen rechnet man in Rom damit, dass der Wassermangel einen noch schlimmeren Verlauf nehmen könnte als im vorigen Jahr. Da hatte Italien mit außergewöhnlichen Dürren zu kämpfen, die große Schäden in der Landwirtschaft verursachten. Und in italienischen Städten mussten Maßnahmen eingeführt werden, um Wasser zu sparen. Kürzlich hatte das Kabinett von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni beschlossen, dass nun ein Sonderkommissar den Kampf gegen die Wasserknappheit koordinieren soll.

Aber auch Deutschland hat ein größer werdendes Wasserproblem. In den vergangenen fünf Jahren war das Land von massiven Sommerdürren geprägt, was zu einem massiven Verlust von Wasser geführt hat. Wie hoch die Verluste genau sind, war bislang nur schwer zu bestimmen und die Ergebnisse waren ungenau.

Jetzt haben Wissenschaftler des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) Satellitendaten aus den vergangenen 20 Jahren ausgewertet. Ihr Fazit: Deutschland könnte im Schnitt pro Jahr 760 Millionen Tonnen Wasser verloren haben – durch abnehmende Bodenfeuchte, schwindendes Grundwasser, abgeschmolzene Gletscher oder gesunkene Wasserspiegel.

In ihrer Studie kommen die GFZ-Forscher zu einem anderen Ergebnis für den Wasserverlust in Deutschland als frühere Untersuchungen. Diese gingen teilweise von einem dreimal so hohen Wasserschwund aus. Die Studienautoren geben dennoch zu bedenken, dass auch die höheren Niederschläge im vergangenen Jahr nicht ausreichen, um die Wasserspeicher aufzufüllen.

Aufruf zum Wassersparen in Berlin

Sinkende Grundwasserspiegel zwingen die Behörden und Versorger längst, die Bürger zum sparsamen Umgang mit Wasser aufzurufen. Etwa der Chef der Berliner Wasserbetriebe (BWB), Christoph Donner, sagte am Mittwoch laut dpa: "Mit der Ausnahme von 2021 haben wir es seit 2018 mit einer Dürresituation zu tun". Besonders im Nord- und Südosten der Stadt würden die Grundwasserpegel kontinuierlich sinken. In manchen Bereichen um bis zu 75 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Der Trinkwasserverbrauch in Berlin sei zwar trotz der extremen Hitze kaum gestiegen – pro Kopf sank der Verbrauch sogar auf 113 Liter pro Tag. "Aber von einer Entlastung unserer Ressourcen sind wir weit entfernt", betonte Donner. Er rief zum weiteren Wassersparen auf.

In Brandenburg etwa ruft der Klimawandel weitere Probleme hervor: Die Wälder leiden und sterben durch Trockenheit, Insektenbefall und Sturmschäden nehmen zu. Der Einschlag von sogenanntem Schadholz verdoppelte sich im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr und betrug 20 Millionen Kubikmeter, teilte dpa am Freitag mit.

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