Griechenland: 152 Coronainfektionen in Flüchtlingsunterkunft

Kranidi. Bild: costas78

Überträger war offenbar eine Reinigungskraft, Stadtgemeinde wird für 14 Tage unter verschärfte Quarantäne gestellt

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Griechenland meldete am 21. April 156 neue Infektionen mit Covid-19. 152 davon betreffen ein Hotel in Kranidi in Argolida auf dem Peloponnes. Bei allen 150 positiv getesteten Personen wurden keinerlei Symptome festgestellt. Sie wohnten nicht als Touristen im Hotel Galaxias. Es handelt sich um eine Flüchtlingsunterkunft. Insgesamt 475 Asylbewerber sind dort untergebracht. Sie wurden ebenso wie die Angestellten des Hotels getestet.

Wie bisher bekannt wurde, hatte eine Reinigungskraft des Hotels vor knapp 14 Tagen Symptome einer Covid-19 Erkrankung gespürt. Sie wurde ohne Test auf eine Infektion in häusliche Quarantäne geschickt. Am vergangenen Donnerstag, dem Gründonnerstag der orthodoxen Kirchen, wurde bei einer schwangeren Bewohnerin des Hotels im Rahmen eines Krankenhausaufenthalts ein Test durchgeführt, der sich als positiv herausstellte.

Als Reaktion auf die Infektionen wurde nicht nur der Ort Kranidi, sondern die gesamte Stadtgemeinde Ermionida für vierzehn Tage unter verschärfte Quarantäne gestellt. Niemand darf die Stadtregion mehr verlassen. Wochenmärkte wurden abgesagt. Das Verlassen des Hauses ist nur noch für den Einkauf von Lebensmitteln und Medikamenten gestattet. Von 20 h bis 8 h am nächsten Morgen herrscht eine absolute Ausgangssperre.

Der am Dienstag eilig in den Ort gereiste ministerielle Staatssekretär im Ministerium für Bürgerschutz, Nikos Chardalias, verbleibt bis Mittwoch in der Region. Er möchte die Maßnahmen vor Ort koordinieren. Seine Sorge gilt besonders den gesundheitlich gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Chardalias betonte, dass es keinen Grund zur Panik gäbe.

In einer ersten Reaktion schickte China 20.000 Schutzmasken nach Griechenland, von denen 5000 direkt nach Kranidi gehen sollen.

Die nun festgestellten Infektionen kollidieren zeitlich mit den Diskussionen, welche in Griechenland hinsichtlich der Lockerung der landesweiten Ausgangsperren geführt werden. Noch gestern hatte die Regierung sich optimistisch geäußert. Sie feierte ein Abflachen der Infektionskurve.

Der Bürgermeister von Ermionida, Ioannis Georgopoulos, kritisierte bereits am 19. April: "Es gab keinerlei oder keine wesentliche Reaktion, als vor zehn Tagen zwei Infektionen in unserer Stadtgemeinde festgestellt wurden, von denen eine Infektion eine Beschäftigte des betreffenden Hotels betraf." In mehreren Fernsehinterviews beklagte Georgopoulos zudem, dass die Stadtgemeinde keinerlei Information vom Staat über die Infektionen erhalten würde. Georgopoulos selbst gab an, dass er von einer "Quelle im Krankenhaus" informiert wurde.

Zudem bestätigte Georgopoulos Gerüchte, denen gemäß während der landesweiten Ausgangssperren fünfzig Asylbewerber aus anderen Orten im Land ins Hotel nach Kranidi gebracht worden seien. Dabei berief er sich auf inoffizielle Quellen, da er auch diesbezüglich keine amtliche Information erhalten habe.

Gab es zu wenige Tests?

Der lokale Parlamentsabgeordnete und Arzt Andreas Poulas von der KinAl bemängelte in der Sendung "10" der staatlichen ERT, dass zu wenig Tests durchgeführt würden. Dies würde dazu führen, dass Sekundärinfektionen nur zögerlich erfasst würden.

Er äußerte sich besorgt darüber, was passieren würde, wenn viele der 152 infizierten Asylbewerber einen schwereren Verlauf der Krankheit zeigen würden. Dann nämlich, so Poulas, würden die Kapazitäten des Krankenhauses von Argolida nicht ausreichen. Daraufhin unterbrach ihn in rüder Weise der Journalist Ilias Kanellis. Er fragte, wo denn mehr Tests durchgeführt würden. Poulas brachte Deutschland als Beispiel und bekam von Kanellis die Antwort, dass "Griechenland ein bei Weitem besseres Ergebnis" in der Bekämpfung der Pandemie als Deutschland haben würde.