Studie zeigt: Mangelnde Finanzbildung bremst private Altersvorsorge
Deutsche offen für Aktien-Rente. Doch nur 17 Prozent nutzen tatsächlich Aktien zur Vorsorge. Warum zögert die Mehrheit trotz positiver Einstellung?
Die Deutschen sorgen sich um ihre Rente und sind offen für neue Wege in der Altersvorsorge. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag der Initiative Minderheitsaktionäre. Demnach gehen 86 Prozent der Befragten davon aus, dass das Niveau der gesetzlichen Rente sinken und eine Versorgungslücke entstehen wird.
Mehrheit für Aktien-Rente
Als Lösung befürwortet eine wachsende Mehrheit von 69 Prozent die Einführung eines sogenannten Generationenkapitals als zusätzlichen Baustein zur Rentenversicherung. Dabei soll der Staat Geld am Kapitalmarkt anlegen, um die Renten zu stabilisieren.
Auch bei der privaten Vorsorge sehen viele Deutsche Aktien positiv: 60 Prozent halten Aktien, Aktienfonds oder börsengehandelte Indexfonds (ETFs) für geeignet, um fürs Alter vorzusorgen. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 77 Prozent.
"Viele Bürger sind auch heute besorgt um die gesetzliche Vorsorge und befürworten die Nutzung des Kapitalmarktes zum Aufbau einer stabilen Rente", erklärt Robert Peres, Vorstandsvorsitzender der Initiative Minderheitsaktionäre.
Mangelndes Finanzwissen als Hürde
Doch zwischen Theorie und Praxis klafft eine Lücke: Bisher nutzen nur 17 Prozent der Befragten Aktien für ihre Altersvorsorge. ETFs kommen auf 22 Prozent. Am häufigsten setzen die Deutschen nach wie vor auf klassische Versicherungsprodukte (40 Prozent), Betriebsrenten und Immobilien (jeweils 36 Prozent).
Ein Grund dafür könnte mangelndes Finanzwissen sein. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) gibt an, nicht über genügend Finanzwissen zu verfügen, um richtige Anlageentscheidungen für die private Altersvorsorge zu treffen. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar fast zwei Drittel.
"Das ist alarmierend", warnt Peres. "Wir brauchen dringend bereits in den Schulen mehr Finanzbildung!" Eine überwältigende Mehrheit von 85 Prozent der Befragten unterstützt die Einführung eines eigenen Schulfachs "Finanzen und Wirtschaft".
Hoffnung auf Altersvorsorge-Depot
Abhilfe könnte auch ein staatlich gefördertes Altersvorsorge-Depot schaffen. Dabei handelt es sich um ein Instrument zur privaten Altersvorsorge mit Aktien und ETFs, das die Bundesregierung ab 2026 einführen will. 59 Prozent der Befragten befürworten diesen Vorschlag.
"Man kann nur hoffen, dass das Altersvorsorge-Depot zügig durchs Parlament kommt", sagt Peres. Die Initiative der Minderheitsaktionäre sieht nach wie vor große Defizite in der Aktienkultur in Deutschland und fordert die Politik auf, ihre Pläne zügig umzusetzen.
Für die repräsentative Umfrage wurden 1.002 Bundesbürger im Alter von 18 bis 70 Jahren befragt. Es handelt sich bereits um die vierte Auflage der jährlich durchgeführten Studie "Altersvorsorge und Aktienrente".