Großbritannien will Soldaten in die Ukraine schicken – Moskau warnt deutlich
Eskalationsspirale im Ukraine-Krieg dreht sich weiter. London will Soldaten in die Ukraine und Schiffe ins Schwarze Meer schicken. Der Kreml lässt keine Zweifel, wie er reagieren wird.
Noch hält sich die Nato im Ukraine-Krieg zurück – doch einige Länder entwickeln Aktivitäten, die das Militärbündnis immer tiefer in den Konflikt hineinziehen. Der neue britische Verteidigungsminister Grant Shapps will Truppen in die Ukraine schicken. Die Reaktion aus dem Kreml ließ nicht lange auf sich warten.
Der Sunday Telegraph berichtete, Shapps wolle ukrainische Truppen nicht mehr in Großbritannien ausbilden lassen. Im Rahmen der Operation Interflex hatte Großbritannien rund 20.000 Soldaten der ukrainischen Armee auf britischen Stützpunkten ausgebildet.
Eine ähnliche Zahl soll auch in Zukunft ausgebildet werden – allerdings in der Ukraine selbst. Dazu sollen britische Ausbilder dorthin entsandt werden. Bisher hatten die Nato-Staaten einen solchen Schritt vermieden, um nicht direkt in die Kämpfe mit Russland hineingezogen zu werden.
Die Zeitung betont: Wenn London tatsächlich Ausbilder in die Ukraine schickt, könnte dies Realität werden. Allein im vergangenen Jahr habe Russland rund 30 Raketen auf Stützpunkte mit ausländischen Kämpfern abgefeuert.
Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew ließ in einer ersten Reaktion keine Zweifel daran aufkommen. Auf Telegram schrieb er:
Ein neumodischer Kretin - der britische Verteidigungsminister - hat beschlossen, britische Ausbildungskurse für ukrainische Soldaten auf das Gebiet der Ukraine selbst zu verlegen. Das heißt, ihre Ausbilder sollen zu einer legalen Zielscheibe für unsere Streitkräfte werden. Wohl wissend, dass man sie rücksichtslos vernichten wird. Und zwar nicht als Söldner, sondern als britische NATO- Spezialisten.
Das Potenzial zu einer Eskalation liegt bei Shapps Ankündigung auf der Hand. Doch dabei möchte es die Regierung in London nicht belassen. Auch die britische Marine soll künftig aktiver werden im Schwarzen Meer. Konkret geht es darum, die Blockade ukrainischer Häfen durch Russland zu brechen.
Großbritannien sei eine Marinenation, erklärte Shapps. Und als solche könne sie der Ukraine auch im Schwarzen Meer helfen. "Es ist wichtig, dass wir nicht zulassen, dass eine Situation entsteht, in der die internationale Schifffahrt in diesem Gewässer nicht mehr erlaubt ist."
Shapps sprach zwar "nur" davon, dass die britische Marine beratend tätig werden könne. Doch auch hier ist eine weitere Eskalation nicht auszuschließen. "Das Angebot von Marineunterstützung im Schwarzen Meer würde die Beteiligung Großbritanniens an dem Konflikt eskalieren lassen", schreibt der Sunday Telegraph.
Und die Worte des Ministers deuten auf eine verhängnisvolle Entwicklung hin. In dem Bericht heißt es:
Die Äußerungen des Verteidigungsministers scheinen eine Änderung in der Haltung der Regierung zu signalisieren, öffentlich über ein verstärktes militärisches Engagement in der Ukraine zu diskutieren - ein Schritt, der gestern von Frankreich aufgegriffen wurde, als das französische Militär bekannt gab, dass seine Flugzeuge das Schwarze Meer überwachen.
Damit dürfte in der Tat eine neue Stufe westlicher Einmischung erreicht sein. Bisher sollen westliche Spezialkräfte auch schon im Krieg in der Ukraine beteiligt gewesen sein – in kleiner Anzahl. Etwa 50 britischen Soldaten sollen den westlichen Spezialkräften angehören, die in der Ukraine operieren. Doch bisher wollte die britische Regierung die Angelegenheit nicht öffentlich diskutieren, heißt es in dem Bericht.
Nun geht man offenbar zu einer offenen Unterstützung über. Und es bleibt die Frage zu klären, was passiert, wenn eine russische Rakete die westlichen Ausbilder trifft und die ersten Särge nach London geliefert werden. Sind wir dann im Dritten Weltkrieg?
++ Update ++ Stunden nach der Veröffentlichung des Interviews mit Grant Shapps ruderte die britische Regierung zurück. Premierminister Rishi Sunak erklärte, es gebe keine unmittelbaren Pläne, britische Truppen in die Ukraine zu entsenden.
Gegenüber Reportern sagte Sunak: "Was der Verteidigungsminister sagte, war, dass es möglich sein könnte, dass wir eines Tages einen Teil der Ausbildung in der Ukraine durchführen". Aber das sei etwas Langfristiges, nicht das Hier und Jetzt. "Es gibt keine britischen Soldaten, die in den aktuellen Konflikt geschickt werden."
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