Handelskrieg mit USA eskaliert: Bekommen deutsche Verbraucher heute die Trump-Rechnung?

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Donald Trump verschärft den Handelskrieg mit Europa. Ab heute drohen neue US-Strafzölle auf viele Produkte. Deutsche Verbraucher sollten nun achtsam sein.
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, ab dem heutigen Mittwoch weitreichende "reziproke" Strafzölle auf Importe aus vielen Ländern zu verhängen, darunter auch enge Verbündete der USA.
Die Details will Trump am Nachmittag in einer Zeremonie im Rosengarten des Weißen Hauses bekannt geben. Laut Trumps Sprecherin Karoline Leavitt sollen die Zölle "Jahrzehnte unfairer Handelspraktiken" beenden. Ein "Tag der Befreiung" solle es für die USA werden.
Westliche Allianzen bröckeln
Trumps aggressive Handelspolitik und Drohungen, die NATO zu verlassen, führen zu wachsenden Spannungen mit traditionellen Verbündeten:
- Friedrich Merz strebt die "Unabhängigkeit von den USA" an.
- Kanadas neuer Premierminister erklärte die alte enge Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten für beendet.
- Polens Präsident erwägt den Erwerb von Atomwaffen.
- Grönlands Premier reagierte empört auf den unangekündigten Besuch einer hochrangigen US-Delegation. "Die USA werden Grönland nicht bekommen", stellte er klar.
Besonders gegen Europa hegt Trump einen Groll, wie ein geleaktes internes Chat-Protokoll zeigt. Darin drohen die USA damit, Europa für einen US-Militäreinsatz zur Kasse zu bitten. Trumps Sicherheitsberater agieren jedoch, als sei alles normal. Außenminister Marco Rubio wird diese Woche an einem lange geplanten Nato-Treffen teilnehmen, bei dem es vor allem um den Ukraine-Krieg geht.
Verschiedene Zoll-Optionen in Prüfung
Trumps Team prüft verschiedene Optionen für die neuen Zölle:
- Ein Einheitszoll von 20 Prozent auf alle Importe könnte über sechs Billionen Dollar zusätzlich in die Staatskasse spülen.
- Individuelle Zollsätze je nach Handelsbarrieren der einzelnen Länder sind ebenfalls im Gespräch.
- Einige Nationen könnten Zölle ganz vermeiden, indem sie Handelsabkommen mit den USA schließen.
Trump selbst kündigte an, "relativ freundlich" vorzugehen - zumindest im Vergleich dazu, wie unfair viele Länder amerikanische Exporte behindern würden. "Das Wort 'reziprok' ist sehr wichtig", betonte der Präsident. "Was sie uns antun, tun wir ihnen an."
Sorge an den Märkten und in der Industrie
Die vagen Andeutungen über die geplanten Zölle verunsichern die Finanzmärkte, schreibt die New York Times. Nach einem schwachen ersten Quartal starteten die Kurse am Dienstag erneut im Minus, erholten sich dann aber wieder etwas.
Auch die Industrie ist besorgt. Der Einkaufsmanagerindex sank im März, Beschäftigung und Aufträge gingen zurück. Firmen warnten vor Trumps Zollpolitik und möglichen Gegenzöllen anderer Länder.
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Berater sollten Trump nun in fast zwei Dutzend handelsbezogenen Themen Bericht erstatten, etwa zu Handelsbilanzdefiziten, unfairen Praktiken anderer Länder und Reziprozität in den Handelsbeziehungen. Trump hat aber schon Fakten geschaffen, bevor er alle Berichte gesehen hat, etwa mit Zöllen auf Stahl, Aluminium und Waren aus Kanada, Mexiko und China.
EU-Kommission erwägt auch Hürden für Dienstleistungen
Noch rätseln Washingtons Handelspartner, wie sie auf die für Mittwoch angekündigten Zölle reagieren sollen. Die EU hat schon Vergeltungsmaßnahmen gegen die Stahl- und Aluzölle verhängt.
Nun denkt die EU-Kommission über Hürden auch für Dienstleistungen nach – ein neues handelspolitisches Instrument, das erst 2021 geschaffen wurde. Damit könnte man US-Tech-Riesen wie Google und Meta oder auch Banken treffen. Ziel wäre es, mehr Hebel zu haben, da Europa mehr Dienste aus den USA importiert als exportiert.
"Europa hält viele Karten in der Hand", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Rede. "Vom Handel über Technologie bis zur Größe unseres Marktes." Man bevorzuge zwar Verhandlungen, werde aber entschlossen reagieren, wenn nötig. "Alle Instrumente liegen auf dem Tisch."
Was bedeutet das für deutsche Verbraucher?
Für Verbraucher in Deutschland und Europa dürften Trumps Strafzölle vor allem eines bedeuten: steigende Preise. Viele Produkte aus den USA, etwa Autos, Elektrogeräte oder Kleidung, werden sich verteuern, wenn die Zölle auf die Preise aufgeschlagen werden.
Dies dürfte die Inflation weiter anheizen, die schon jetzt auf hohem Niveau ist. Höhere Verbraucherpreise belasten die Kaufkraft und können den Konsum und damit das Wirtschaftswachstum dämpfen.
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Umgekehrt werden auch europäische Exporte in die USA teurer, wenn die EU mit Gegenzöllen reagiert und es zu einer Eskalationsspirale kommt. Das erschwert europäischen Firmen das Amerika-Geschäft und gefährdet Jobs – ein Mechanismus, den viele deutsche und europäische Akteure ignorieren, wenn sie nur auf die Risiken für den US-Arbeitsmarkt verweisen.
In einigen Branchen droht ein regelrechter Handelskrieg, der auf beiden Seiten zu Einbußen führt. Trumps "America First"-Kurs schadet also nicht nur der US-Wirtschaft, sondern auch den europäischen Handelspartnern.
Mittelfristig könnte der transatlantische Handelskonflikt die EU dazu zwingen, sich wirtschaftlich und sicherheitspolitisch breiter aufzustellen. Eine engere Zusammenarbeit mit anderen Regionen und aufstrebenden Mächten wie China könnte die Abhängigkeit von den USA verringern.
Doch eine Abkopplung vom riesigen US-Markt wäre für die exportorientierte EU schmerzhaft und langwierig. Viele deutsche Schlüsselindustrien, von Autos über Maschinenbau bis zu Chemie und Pharma, hängen stark am Amerika-Geschäft.
So oder so markieren Trumps "Befreiungszölle" eine Zeitenwende in den Beziehungen zwischen den USA und ihren traditionellen Verbündeten. Das westliche Bündnis bröckelt, Vertrauen geht verloren und die Weltwirtschaft droht zu fragmentieren. Deutsche und europäische Verbraucher und Unternehmen bekommen die Folgen dieser geopolitischen Spannungen direkt zu spüren.