Happy Birthday, Völkermörder Henry Kissinger

Seite 2: Das Blut von drei Millionen Menschen klebt an seinen Händen

Im Geburtstags-Interview darf Kissinger weiter seine abstrusen Rechtfertigungen und Lügen zum illegalen Krieg gegen das Dritte-Welt-Land verbreiten. Schon bei der Anhörung im US-Senat 1973, als er als neuer Außenminister bestätigt werden wollte, legitimierte er die Verbrechen wie folgt:

Ich will nur klarstellen, dass es sich nicht um eine Bombardierung Kambodschas handelte, sondern um eine Bombardierung der Nordvietnamesen in Kambodscha.

Die Beweise, wie sie sich aus US-Militärarchiven und Augenzeugenberichten ergeben, widersprechen dieser Behauptung diametral. Ganz abgesehen davon, dass alle drei Indochina-Angriffskriege in Vietnam, Kambodscha und Laos an sich illegale Gewaltakte und einen eklatanten Bruch mit dem Völkerrecht darstellen, bei dem schätzungsweise zwei bis drei Millionen Menschen ums Leben gekommen sind.

Die Lüge von "da lebten kaum Menschen" ist zudem ein Selbstwiderspruch, da Kissinger durchaus eingestand, dass 50.000 kambodschanische Zivilisten (eine Pentagon-Zahl ohne empirisches Fundament) bei den Angriffen getötet wurden. So heißt es jedenfalls in seinem 2003 veröffentlichten Buch "Ending the Vietnam War".

Tatsächlich liegt die Zahl der getöteten kambodschanischen Zivilisten bei mindestens 150.000, so Ben Kiernan, ehemaliger Direktor des Genocide Studies Program an der Yale University und einer der führenden Experten für die US-Luftangriffe in Kambodscha. Und dafür trage Kissinger eine große Verantwortung, so Kiernan.

Andere Opferstudien schätzen die Zahlen noch deutlich höher ein. Die Finnish Inquiry Commission kommt zum Beispiel auf insgesamt 600.000 Menschen, die im Zuge der Bombardierungsjahre zusätzlich gestorben seien – bei einer Gesamtpopulation von sieben Millionen Kambodschanern. Zwei Millionen Kambodschaner wurden zu Flüchtlingen.

Opfer der brutalen, willkürlichen und unterschiedslosen Flächenbombardements mit B-52-Bombern war vor allem die ärmliche ländlich-bäuerliche Bevölkerung, die von den enormen Detonationen täglich tyrannisiert wurden. Von 1965 bis 1973 wurden mehr als 231.000 US-Bombeneinsätze über Kambodscha geflogen.

Zwischen 1969 und 1973, als Kissinger nationaler Sicherheitsberater war, warfen US-Flugzeuge mindestens 500.000 Tonnen Bomben ab. (Zum Vergleich: Während des gesamten Zweiten Weltkriegs, einschließlich der Atombombenabwürfe, warfen die USA rund 160.000 Tonnen Munition auf Japan ab.)

Greg Grandin, Autor des Buchs "Kissinger’s Shadow", schätzt, dass Kissinger – der auch dazu beitrug, den Vietnamkrieg zu verlängern und Völkermorde in Kambodscha, Osttimor und Bangladesch zu ermöglichen, Bürgerkriege im südlichen Afrika anheizte und Putsche und Todesschwadronen in ganz Lateinamerika unterstützte – an seinen Händen das Blut von insgesamt mindestens drei Millionen Menschen kleben hat.

Nick Turse hat in einer Recherche für das US-Magazin The Intercept mit den Überlebenden, Verletzten sowie Angehörigen und Freunden der durch die US-Angriffe Getöteten in Kambodscha gesprochen. Er interviewte Menschen in Dörfern wie Tralok Bek, Doun Rath und Mroan.

Sie schildern eindrücklich, was ihnen zugefügt wurde und dass es ihnen bis heute nicht möglich ist, die Spuren der Verwüstungen, auch die psychischen, mit Kissingers "Schwamm-drüber"-Haltung einfach so auswischen.

2010 sprach Turse auch mit Kissinger – über den Widerspruch in seinen Behauptungen, er habe nur "Nordvietnamesen in Kambodscha" bombardiert, dabei aber 50.000 Kambodschaner getötet. Kissinger wich immer wieder aus.

"Ach, kommen Sie!", rief Kissinger und protestierte, dass der Journalist lediglich versuche, ihn bei einer Lüge zu ertappen.

Dann wurde er wütend, als Turse nachhakte wegen der getöteten Kambodschaner. "Was wollen Sie beweisen?", knurrte er. "Spielen Sie damit", sagte er ihm. "Viel Vergnügen."

Turse stellte am Ende eine Frage, die ihm eine Kambodschanerin mit auf den Weg gegeben hatte: "Warum haben sie hier Bomben abgeworfen?" Er weigerte sich darauf zu antworten.

"Ich bin Ihnen nicht klug genug", sagte Kissinger sarkastisch, während er mit seinem Stock aufstampfte. "Mir fehlen Ihre Intelligenz und Ihre moralische Qualität." Er schlenderte davon.

Kissinger wurde nie angeklagt oder strafrechtlich verfolgt, weder in Kambodscha noch anderswo.