Herr Rossi sucht den Streit
Internetmovies.com verklagt die Hollywood-Studios
Die Film-Website Internetmovies.com klagt wegen unberechtigter Abmahnungen gegen die Motion Picture Alliance of America. Die Chancen auf einen Sieg stehen gut, denn die Filmindustrie ist hier offenbar auf einen Fake hereingefallen.
Michael Rossi ist sauer. Nein, er sei kein Pirat. Seine Website Internetmovies.com sei ein vollkommen legales Angebot. Dennoch schickte die Motion Picture Alliance of America (MPAA) ihm und seinem Provider FlexNet im April 2001 die für diese Vereinigung so typischen Briefe. Internetmovies.com würde Filme wie X-Men, Castaway und Mission Impossible 2 zum Download anbieten und müsse deshalb sofort vom Netz genommen werden, hieß es darin. FlexNet zeigte sich erst einmal unbeeindruckt. Nach einem Anruf und einem weiteren Brief von der MPAA reagierte die Firma dann aber doch mit der Sperrung des Angebots.
Geschäftsschädigend, verleumderisch und wettbewerbsverzerrend sei das Verhalten der Filmindustrie gewesen, meint Michael Rossi. Außerdem habe es bei ihm Stress, Sorgen und Angstzustände ausgelöst. Für all das will Rossi jetzt entschädigt werden, weshalb er kurzerhand die Motion Picture Alliance of America (MPAA) verklagt hat.
Wollte Hollywood einen unliebsamen Konkurrenten loswerden?
Rossi glaubt die Gründe für die falschen Abmahnbriefe zu kennen. Einerseits setzt die MPAA auf eine automatisierte Suchmaschine namens Ranger zum Aufspüren von Copyright-Verletzungen. Diese sei jedoch offenbar fehlerbehaftet und habe legale Informationen auf seiner Website als Download-Links interpretiert. Andererseits sei Internetmovies.com so etwas wie ein Pionier der Online-Filmwebsites. Die Seite locke jedes Jahr mehr als 60 Millionen Surfer an und besitze 30 000 zahlende Kunden. Hollywood wolle hier offenbar einen erfolgreichen Konkurrenten aus dem Weg schaffen.
Doch womit ist Michael Rossi eigentlich so erfolgreich geworden? Wie bekommt man 30 000 Kunden, wenn man ihnen keine Filme anbieten kann? Eine Recherche bei Archive.org fördert interessante Einsichten über diese Pionier-Website zu Tage. Lange Zeit war sich Rossi offenbar selbst nicht so sicher, ob sich mit Hollywood-Streifen im Netz wirklich Geld verdienen lässt. Bis vor gut einem Jahr bot er Internetmovies.com noch zum Verkauf an - offenbar vergebens.
Sechs Dollar monatlich für ein paar Newsmeldungen
Doch dann entschied er sich für ein interessantes Abo-Modell. Filme konnte er seinen Mitgliedern nicht anbieten, damit hätte er ja gegen das Copyright verstoßen. Also veröffentlichte er einfach eine Liste all jener Filme, die es irgendwo anders im Netz herunterzuladen gibt, schrieb "Join to download Movies online now!" drüber und verlangte sechs Dollar Monatsgebühr für Informationen dazu, wie man diese Filme woanders herunterladen kann. Ein typischer Fall von Internet-Bauernfängerei also, wie es sie im Netz so zahlreich gibt. Eine nette Domain, ein paar falsche Versprechen, ein seriös klingender Preis - offenbar fielen genug Netznutzer darauf rein. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen, immerhin erging es der MPAA nicht besser.
Da verwundert es dann auch kaum noch, dass sich der sechs Dollar-Mitgliederbereichs über eine auf der Site veröffentlichte Hintertür ganz und gar kostenlos abrufen lässt. Die Inhalte? Ein paar billig zusammengeklaubte Newsmeldungen, einige durch Inkompetenz glänzende Special Reports, eine wöchentliche DVD-Verlosung. Mit diesem Angebot hat Rossi tatsächlich Chancen, den Prozess zumindest bis zu einer einträglichen gütlichen Einigung zu bringen. Denn wo nichts ist, da kann ja auch nichts raubkopiert werden.