Hoffnung für israelische Geiseln durch Scholz-Treffen mit dem Emir von Katar?

Olaf Scholz (SPD) wirkte am Dienstag unbesorgt. Möglicherweise wird er aber aktiv. Foto:

Möglicher Gefangenenaustausch mit Hamas: Israelische Zeitung hebt deutsche Erfahrung bei Verhandlungen hervor. Was ein Minister davon hält.

Das geplante Treffen zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad am Donnerstag in Kanzleramt ist schon jetzt Thema in israelischen Medien. Ursprünglich sollte es bei der Zusammenkunft vor allem um die Ausweitung der Gaslieferungen aus dem Golfemirat nach Deutschland gehen.

Doch nach Massakern der islamistischen Hamas in Israel und der Verschleppung zahlreicher Geiseln in den Gazastreifen wurde offenbar ein weiterer Punkt auf die Tagesordnung gesetzt.

Scholz soll seine Vermittlungsdienste in Bezug auf die Freilassung der Geiseln angeboten haben, als er am Samstag mit Israel Premier Benjamin Netanjahu telefonierte. Es sei aber nicht bekannt, wie Netanjahu auf das Angebot reagierte, berichtet die israelische Zeitung Haaretz. "Deutschland verfügt über Erfahrung und eine lange Geschichte in Verhandlungen mit der Hamas und anderen Organisationen", heißt es in dem Bericht.

In Teilen der deutschen Öffentlichkeit hatte Scholz dagegen am Dienstag mit dem scheinbar unbekümmerten Verzehr eines Fischbrötchens beim Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron für Irritationen gesorgt – Pressefotos zeigen beide lachend.

Viele fanden Scholz’ Verhalten unpassend angesichts der zu diesem Zeitpunkt mehr als 1.100 bestätigten Todesopfer des Hamas-Angriffs auf das Land, das nach dem Holocaust ein sicherer Ort für Jüdinnen und Juden sein sollte. Hinzu kommt, dass auch deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger unter den Veschleppten sein sollen, unter ihnen eine schwer verletzte junge Frau.

Katar und Ägypten führen bereits Gespräche

Unterdessen ist Katar nach Berichten arabischer Medien bereits mit Vermittlungsversuchen beschäftigt. Ziel sei ein Abkommen, das die Rückkehr zumindest einiger der entführten Israelis vorsieht. Seit Samstag führen ägyptische Offizielle intensive Gespräche mit der Hamas und mit Israel, um einen Gefangenenaustausch herbeizuführen.

Laut Haaretz erklärten "Hamas-Quellen" am Montag, dass die Islamisten bereit seien, zumindest verschleppte Frauen und Kinder gegen in Israel festgehaltene palästinensischen Frauen und Kinder auszutauschen.

Der israelische Kultur- und Sportminister Miki Zohar habe dazu erklär, es werde "keine Verhandlungen mit der Terrororganisation geben". Haaretz betrachtet diese Erklärung mit Skepsis, da Israel schon öfter zumindest indirekt mit der Hamas Verhandlungen geführt habe – "wenn auch indirekt hauptsächlich über den ägyptischen Geheimdienst unter dessen Direktor Abbas Kamel".

Immer wieder hätten solche Gespräche über einen Waffenstillstand, die Rückgabe von Soldatenleichen, den Austausch von Gefangenen, den Wiederaufbau des Gazastreifens sowie Regelungen für die Überfahrt von dort ins Ausland und über den Transfer von Dutzenden Millionen Dollar stattgefunden.

"Das Ausmaß des jüngsten Angriffs, die militärische Reaktion Israels und die zu erwartenden anhaltenden Kämpfe sollten humanitäre Verhandlungen nicht behindern, um zumindest einen Teil der großen Besorgnis zu beseitigen, die die Gefangenen und ihre Familien in Israel derzeit empfinden", schreibt Haaretz.

Die Frage sei nun, ob ein solcher "Deal" machbar sei – und was er kosten werde. Ägypten verfüge über einen mächtigen Hebel, da es den Grenzübergang Rafah kontrolliere, über den Bewohner Gazas ins Ausland reisen und Waren einführen könnten. Der Handel auf diesem Wege sei auch eine wichtige Einnahmequelle für die Hamas darstellt, die am Grenzübergang Zölle erhebt.

Seit Beginn des Hamas-Angriffs ist dieser Grenzübergang geschlossen, aber Ägypten erlaubt die Durchfahrt von medizinischen und lebensnotwendigen Hilfsgütern.

Das Land bereite sich auf Möglichkeit vor, dass Zehntausende Bewohner Gazas auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel Zuflucht vor den israelischen Bombardierungen suchen werden. Der Gouverneur des Bezirks Nord-Sinai hat laut Haaretz angeordnet, für die Geflüchteten Zeltlager zu errichten und sie mit Lebensmitteln, Decken und anderer lebenswichtiger Ausrüstung zu versorgen.