IG-Medien protestiert gegen Behinderung der freien Berichterstattung durch die Deutsche Bahn

Vorgeschmack auf Castor-Transporte im Frühjahr?

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Zeigt die Bahn schon einmal, wie es um die freie Berichterstattung angesichts der erwarteten Castortransporte aussehen wird? Am Wochenende protestierten Atomkraftgegner im Kreis Lüchow-Dannenberg. Dabei untersagte der Bundesgrenzschutz unter Hinweis auf die DB-Pressestelle Hannover jegliche Medienarbeit. Dagegen hat die IG-Medien jetzt protestiert und fordert den Bahn-Chef Mehdorn zu einer Stellungnahme auf.

Noch in diesem Jahr sollen die Castortransporte rollen. Die Atomkraftgegner und auch die niedersächsischen Grünen wollen sich deshalb an Protestaktionen beteiligen. Der nächste Transport mit hochradioaktivem verglasten Atommüll aus der französischen Plutonium-Fabrik La Hague ins niedersächsische Gorleben ist für den 26./27. März geplant. Am 21. Januar fand eine Aktion von Atomkraftgegnern im Kreis Lüchow-Dannenberg statt. Dabei wurden die anwesenden Medienvertreter von Beamten des Bundesgrenzschutzes massiv an der Berichterstattung gehindert. Die BGS-Beamten beriefen sich dabei ausdrücklich auf die DB-Pressestelle in Hannover. Nach Angaben der IG-Medien durften weder Filmaufnahmen noch Interviews geführt werden. Ebenso wurde Pressefotografen untersagt, Fotos von Zügen und Bahnhöfen zu machen.

Der Bundesgeschäftsführer der IG-Medien Rudi Munz fordert in einem Protestbrief an Bahn-Chef Mehdorn, die Berichterstattung von Journalisten nicht weiter einzuschränken. Er empört sich darüber, mit welchen Mitteln diese Einschränkung vorgenommen wurde, zumal die vor Ort tätigen Kollegen nicht von der DB-Pressestelle über derartige Einschränkungen informiert worden seien. Rudi Munz stellt auch offen die Frage: "Wie gedenkt die Deutsche Bundesbahn bei den möglicherweise anstehenden Castor-Transporten vorzugehen?"

Angesichts des bevorstehenden Castor-Transportes nach Gorleben planen die Atomkraftgegner am 24. März in Lüneburg eine zentrale Demonstration unter dem Motto "X-minus". Weitere Proteste sind an den Transporttagen zu erwarten. Erste Schienenspaziergänge sind von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg für den 28. Januar angekündigt worden.

Inzwischen empfiehlt der Parteirat der Grünen von Protestaktionen abzusehen. Insofern werden die Castor-Transporte nicht nur für die Grünen zur Zerreißprobe. Auch die rot-grüne Koalition in Berlin als oberster Dienstherr des Bundesgrenzschutzes muss beweisen, dass ihr eine freie Presse wichtig ist. Und der Bahn-Chef sollte sich schnellstens von seinen Monopol-Allüren trennen und die freie Berichterstattung fördern, statt sie zu behindern.