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Ist die Lieferung von Pizzen mit "Landdrohnen" mehr als nur ein Werbegag?

Bild: Starship Technologies

Domino's Pizza beginnt mit den putzigen Lieferrobotern von Starship Technologies einen Test mit der "Technologie der Zukunft" in deutschen Städten

Was könnte denn ein Roboter ausliefern, dürfte man sich bei Starship Technologies [1] gefragt haben. Man kam auf die Idee, mit den selbst entwickelten autonomen Robotern Pizzen auszuliefern. Das braucht doch jeder und ist vor allem ein Werbegag. Wenn die Pizza unterwegs geklaut wird, entsteht jedenfalls kein großer Schaden. Nach Tests in den USA, in London und der Schweiz, aber auch vom Media Markt im Düsseldorfer Stadtteil Grafental [2] will nun Domino's Pizza Enterprises in Deutschland die Roboter der Firma zum Ausliefern von Pizzen einsetzen.

Die "Landdrohnen" der Firma mit dem Science-Fiction-Namen, gegründet von ehemaligen Mitgründern von Skype und im Januar von Daimler AG mit einer Investition von 17 Millionen aufgerüstet [3], haben etwas Drolliges. Mit einem Eigengewicht von 10 kg fahren die 50cm hohen und 70cm langen Robotern auf 6 Rädern mit einer Höchstgeschwindigkeit von 6 km/h bis zu 5 km weit. "Inhärent sicher" seien die mit 9 Kameras ausgestatteten Landdrohnen, die mit 10 kg Last beladen werden können, fahren sie doch "höflich" um Menschen und Objekte herum oder bleiben auch mal stehen, um Menschen vorbei zu lassen.

Man zieht jedoch Vororte vor, wo es weniger Verkehr und Menschenmassen gibt, die den Roboter überfordern könnten, auch wenn er vom Personal in der Zentrale gesteuert werden kann, was notwendig ist, um schwierigere Hindernisse und Situationen zu überwinden. Es ist also eine Art betreutes Fahren für Strecken, die eigentlich auf dem Fahrrad schneller, einfacher und "grüner" bewältigt werden können. Der Kunde benötigt ein Smartphone, damit der Roboter seine Ankunft melden kann, zudem erhält er so eine Benachrichtigung mit einem Code, um den Deckel öffnen zu können. Man darf annehmen, dass jeweils nur ein Kunde beliefert wird, sofern es keine getrennten Behälter gibt (Sind Landdrohnen zum Ausliefern sicherer als fliegende Drohnen? [4]).

Sind Lieferroboter bestenfalls Technik für die Vorstädte?

Jetzt also sollen die Lieferroboter Pizzen in ausgewählten niederländischen und deutschen Städten ausliefern. In Amsterdam wurde der Anfang [5] gemacht [6], Hamburg soll die erste deutsche Stadt werden. In der deutschen Pressemitteilung fährt der Lieferroboter angeblich schon mit 16 km/h. Karsten Freigang, Geschäftsführer Domino’s Deutschland, meint: "Als Marktführer weltweit und auch hier in Deutschland möchten wir für unsere Kunden die Technologie der Zukunft erlebbar machen. Unser Anspruch ist es, stets höchste Qualität und besten Service zu bieten."

Bild: Starship Technologies

Domino's Pizza Enterprises sieht dies wohl vor allem als Werbegag, obgleich angeblich eine Roboterabteilung gegründet wurde, um das Projekt zu begleiten. Die Pizza-Auslieferung wurde bereits in Australien und Neuseeland getestet. In Neuseeland hat man auch schon mal eine Pizza mit einer fliegenden Drohne geliefert. Sinn der Tests soll sein, schon einmal vorzusorgen, weil man angeblich Personalprobleme bekommen wird: "Mit unseren Wachstumsplänen für die nächsten 5-10 Jahre werden wir einfach nicht genug Lieferfahrer haben, wenn wir nicht schauen, unsere Flotte durch Initiativen wie dieser zu erweitern", meinte [7] CEO Don Meij. Abhängig von der Größe der Pizzen könnten bis zu 8 Pizzen oder Pizzen mit Beilagen, Dessert oder Getränken geliefert werden.

Man wird sehen müssen, ob diese Vororttechnik, die in den belebten Stadtzentren ebenso wie vermutlich Drohnenlieferungen wenig Chancen haben dürfte, mehr als ein Gag ist. Zwar heißt es etwa, dass ein Angestellter in der Zentrale bis zu 100 der Lieferroboter überwachen könnte, um einzugreifen, wenn es erforderlich sein sollte, aber er wäre schon überfordert, wenn nur zwei gleichzeitig auf Probleme stoßen. Sollten mehr dieser Lieferroboter unterwegs sein, würden sich Pannen und Verwicklung in Unfällen entsprechend häufen, zudem könnten sie Opfer von Vandalismus werden. Da reicht dann kein Angestellter in der Zentrale aus, sondern die Roboter müssen eingesammelt und repariert werden. Und ob sie auch bei heftigem Regen und Schneefall, in der Nacht und bei Nebel sicher unterwegs sind? Und bleiben sie in Menschenmassen einfach stecken, wenn vor und hinter ihnen, rechts und links Menschen sind? Bleiben sie dann höflicherweise stehen, bis der Akku aus ist?


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[1] https://www.starship.xyz/for-businesses/
[2] http://picscdn.redblue.de/doi/msh-pixelboxx-402829131/
[3] https://www.heise.de/newsticker/meldung/Daimler-steigt-bei-Lieferroboter-Firma-Starship-ein-3594958.html
[4] https://www.heise.de/tp/features/Sind-Landdrohnen-zum-Ausliefern-sicherer-als-fliegende-Drohnen-3255798.html
[5] https://www.dominos.nl/over-dominos/nieuws-media/mrt-17-starship-technologies-lanceert-pilotprogramma-in-samenwerking-met-dominos
[6] https://www.dominos.de/%C3%BCber-domino-s/presse/maer-17-lieferroboter-in-europa
[7] https://www.starship.xyz/starship-technologies-launches-pilot-program-dominos-pizza-enterprises/