Keine Science Fiction mehr

Die Fregatte "Sachsen" wird demnächst testweise zur Laserwaffen-Abschussrampe Foto: Soebe / Wikimedia Commons (Public Domain)

Erprobung von Laserwaffen auf der Fregatte "Sachsen" geplant: Bundeswehr gibt Demonstrator bei Rheinmetall und MBDA in Auftrag.

Wer bei Laserwaffen an Science-Fiction-Filme denkt, ist demnächst alt: Die Bundeswehr bereitet sich stringent auf deren Einsatz vor. Die Rüstungskonzerne Rheinmetall und MBDA Deutschland gaben am Donnerstag bekannt, dass das Beschaffungsamt der Bundeswehr sie "mit der Erstellung, Integration und Unterstützung bei der Erprobung eines Laserwaffendemonstrators im maritimen Umfeld beauftragt" hat.

Der Demonstrator soll bis Ende des laufenden Jahres fertiggestellt und auf der Fregatte "Sachsen" montiert werden, 2022 soll das Kriegsschiff zur Erprobung der neuartigen Waffe in See stechen. Der Auftragswert liegt nach Angaben der Unternehmen im "niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich".

Im Verantwortungsbereich von Rheinmetall liegen die Laserwaffenstation, das Strahlführungssystem sowie die Kühlung und Integration des Demonstrators. Die Raketen- Luft- und Raumfahrttechnik spezialisierte MBDA Deutschland ist für das Tracking, die Bedienkonsole und Anbindung des Laserwaffendemonstrators an das Führungssystem zuständig.

Das Beschaffungsamt der Bundeswehr erklärte zu den "Testkampagnen in Nord- und Ostsee", deren Ziel sei es, "herauszufinden, inwieweit sich der aktuelle Stand der Technik in der rauen maritimen Umgebung bewährt". Im Mittelpunkt stünden die mechanische Stabilität der optischen Systeme und "die Präzision, mit welcher der Demonstrator die Ziele an Land, auf Wasser und in der Luft verfolgen kann".

Rheinmetall schwärmt: "Laser bekämpfen Ziele in Lichtgeschwindigkeit, mit hoher Präzision und geringstmöglichem Kollateralschaden." Es handle sich um eine neue Generation von Verteidigungssystemen.

"Deutschland ist weit vorne in Sachen Lasertechnologie, dabei spielen zivil-militärische Forschungsprojekte eine wesentliche Rolle", sagt Christoph Marischka von der Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI), die sich unter anderem für Zivilklauseln und deren Einhaltung an den Universitäten einsetzt, um dort Rüstungsforschung zu unterbinden.

Da es für Lasertechnik auch zivile Anwendungsmöglichkeiten im industriellen und im medizinischen Bereich gibt, ist dies in der Grundlagenforschung für Außenstehende und selbst für Beteiligte nicht immer leicht zu erkennen.

Allerdings kooperiert beispielsweise das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR) ganz offiziell sowohl mit Hochschulen als auch mit dem Militär. Das Institut mit Hauptsitz in Wachtberg bei Bonn bezeichnet sich selbst als "wichtigen Partner für die Bundeswehr im Rahmen der Raumfahrtstrategie der Bundesregierung". Es erforscht unter anderem Lasertechnik und erhält nach eigenen Angaben seine "Grundfinanzierung" vom Verteidigungsministerium.

Zugleich gibt es Kooperationsverträge mit Bildungseinrichtungen wie der Ruhr-Universität Bochum, der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und der Fachhochschule Koblenz. Gemeinsame Forschungsgruppen werden gebildet und Doktoranden arbeiten im Institut. Deren Motivation kann sehr unterschiedlich und in einigen Fällen völlig anders sein als die der Geldgeber.

Deutsche Lasertechnik kann beispielsweise bei der Beseitigung von Weltraummüll helfen - sie könnte aber eben im Kriegsfall auch intakte Satelliten angreifen; und somit sensible Infrastruktur anderer Staaten. Zivile "Kollateralschäden" wären in diesem Fall enorm.