"Keine Wiederholung des Kalten Krieges mit China"
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Der spanische Journalist Javier García über den Blick westlicher Medien auf China, den Ursprung von Fake-News die asiatische Macht und die post-pandemische Weltordnung
Javier, Sie haben in 14 Tweets heftige Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien über China geübt. Was ist das Problem?
Javier García: In den Tweets habe ich ja vor allem die mangelnde Bereitschaft beklagt, China als Vorbild für eine gute Regierungsführung zu akzeptieren.
Warum, denken Sie, ist das so?
Javier García: Vielleicht, weil China ein kommunistisches System hat. Oder, besser gesagt, weil es ein Land mit einer freien Marktwirtschaft ist, in dem aber die Kommunistische Partei die Regierung stellt. Und das wird anscheinend nicht toleriert. Es wird also nichts Gutes an China gelassen, während die negativen Aspekte hervorgehoben werden. Diese Beobachtung und eine zunehmende Kampagne haben mich zu den Tweets motiviert.
Dafür gibt es täglich viele Beispiele. Ein aktuelles Beispiel ist, dass in China eine schwarze Schauspielerin vom Plakat für den Film Dune entfernt wurde. Obwohl sich dies als unwahr herausstellte, kursierte die Geschichte weiterhin in den westlichen Medien.
Es wird auch behauptet, China sei das Land mit der größten Umweltverschmutzung auf dem Planeten, obwohl dies weder bei der Pro-Kopf-Verschmutzung noch bei der Gesamtverschmutzung zutrifft. Eine kürzlich durchgeführte Studie, in der mehrere Varianten berücksichtigt wurden, ergab, dass China insgesamt etwa halb so viel Umweltverschmutzung verursacht wie die USA.
Zusätzlich zu den negativen Vorurteilen, die in den täglichen Nachrichten zu finden sind, gibt es auch Artikel, die den Leser in die Irre führen.
Eine australische Zeitung veröffentlichte eine Art Anleitung für einen Staatsstreich gegen den chinesischen Präsidenten.
Wo verorten Sie diese von Ihnen vermutete Kampagne?
Javier García: Den Ursprung hat sie in den US-amerikanischen Medien, dann folgen die britischen und die übrigen europäischen Medien.
Die europäischen Medien und Korrespondenten folgen im Wesentlichen dem Beispiel der USA.
Der Fall Xinjiang ist paradigmatisch: Über die Berichte des umstrittenen deutschen Forschers Adrian Zenz wurde in der europäischen Presse ausführlich berichtet, wobei die US-amerikanische Agentur AP zitiert wurde.
Das haben Sie auch in Ihrer Nachrichtenagentur, EFE, gemerkt?
Javier García: Nun, mit EFE habe ich immer versucht, die Informationen auf eine objektivere Weise darzustellen. Aber das ist in den Mechanismen, denen man unweigerlich unterworfen ist, in der Tat schwierig und schafft mitunter Komplikationen.
Welche Reaktionen gab es auf Ihre Kritik?
Javier García: Es gab eine große Bandbreite von Reaktion. Was mir am meisten gefallen hat, war eine folgende Debatte unter journalistischen Akteuren - sowohl in Spanien als auch in Lateinamerika -, deren Arbeit ich sehr schätze. Es gab auch grundsätzliche Diskussionen über den zeitgenössischen Journalismus.
Denn das von mir beschriebene Problem beschränkt sich nicht nur auf China, es manifestiert sich auch in anderen Zusammenhängen und auf anderen Niveaus.
Mit China hat sich der Konflikt zuletzt nur massiv zugespitzt, sodass da eine gewisse Priorisierung zu erkennen ist.
Es hat mich natürlich gefreut, dass eine Debatte zustande gekommen ist, aber es gab natürlich auch viel Kritik an meiner Haltung, darunter von Kollegien hier, die meinen Äußerungen mit Unverständnis begegnet sind und sich auf die eine oder andere Weise persönlich angegriffen gefühlt haben.
Ich wiederum kann diese zuletzt genannten Reaktionen nicht nachvollziehen; ich habe ja niemanden namentlich genannt, auch kein Medium. Es ging mir vielmehr darum, eine grundsätzliche Entwicklung in der westlichen Presselandschaft aufzuzeigen und zur Debatte zu stellen.