Kennedy-Mord: Jahrhundert-Attentat von Hollywood-Regisseur aufgeklärt?
Seite 2: Mastermind: Adolf von Tscheppe-Weidenbach?
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Als Mastermind sieht Rob Reiner den rechtsextremen Ex-Major General Charles Andrew Willoughby (1892-1972). Der in Heidelberg als Adolf von Tscheppe-Weidenbach geborene Deutsch-Amerikaner war 1910 in die USA gezogen, anglisierte seinen Namen und machte in der Army eine Karriere als Kriegsheld.
Ab 1923 arbeitete Willoughby im Militärgeheimdienst. Als Spionagechef diente Willoughby ab 1940 dem Hardliner General Douglas MacArthur. Während im Zweiten Weltkrieg in Europa für geheime Kommandoaktionen der neue Kriegsgeheimdienst OSS eingesetzt wurde, bestand MacArthur auf seine eigenen Leute.
MacArthur protegierte Willoughby und nannte den erklärten Bewunderer Mussolinis "seinen kleinen Faschisten". Die militärische Karriere Willoughbys steht im Widerspruch zu dessen Leistungen, jedoch verband MacArthur und seinen loyalen Schattenmann ein fanatischer Antikommunismus.
Entlassung wegen eigenmächtiger Vorbereitung eines Atomkriegs
Als Truman 1951 MacArthur während des Korea-Krieges wegen eigenmächtiger Vorbereitung eines Atomkriegs entließ, ging auch Willoughby in den Ruhestand.
Privatier Willoughby verwandte sich als Lobbyist für den rechtsgerichteten spanischen Diktator General Francisco Franco, den bereits John McCloy (ein späteres Mitglied der Warren-Kommission) ebenso wie Mussolini finanziert hatte.
Der fanatische Christ Willoughby wirkte in Vorständen rechtsextremer und antikommunistischer Gruppierungen, die häufig von Milliardär H.L. Hunt finanziert wurden.
Wen der damals wohl reichste US-Bürger sponserte
Der als reichster US-Amerikaner geltende Hunt sponserte bereits unter anderem Kommunistenjäger Joseph McCarthy, den damals populärsten US-Rechtsextremisten General Edwin Walker, die John Birch Society und ein tägliches Radioprogramm "Life Line", das gegen Kommunismus wetterte.
Der in Dallas ansässige Hunt, der u.a. den Wahlkampf von Eisenhower finanzierte, hatte als dessen Nachfolger den ultrakonservativen Texaner Lyndon B. Johnson aufgebaut, dem Kennedy in die Quere gekommen war. Aus seiner Feindschaft zu den Kennedys machte Hunt keinen Hehl.
Auf die Spur kam Willoughby der Attentatsforscher Dick Russel. Unter Willoughby hatte insbesondere der CIA-Doppelagent Richard Case Nagell gearbeitet, der Oswald genau vor einem solchen Framing als vorgeblicher kommunistischer Attentäter gewarnt hatte.
Ein ungewöhnliches Alibi
Nagell hatte sich vor dem Attentat ein ungewöhnliches Alibi besorgt, in dem er in El Paso in einer Bank in die Decke schoss und sich widerstandslos festnehmen ließ.
Russel fand heraus, dass Willoughby gute Kontakte zu Ex-CIA-Chef Allen Dulles, rechtsextremen Exilkubanern und den Ölbaronen von Texas hielt.
Willoughby ist für Attentatsforscher kein ganz neuer Name. Jim Douglas schildert in "The Unspeakable" Willoughbys Aktivitäten etwa in Italien, wo dieser gemeinsam mit CIA-Mastermind James Jesus Angleton den Faschisten Junio Valerio Scipione Borghese, genannt "der schwarze Prinz", bei einem versuchten Staatsstreich unterstützte.
Italien war auch das neue Quartier des mit Kennedy seit der Kuba-Krise zerstrittenen CIA-Mordplaners William King Harvey gewesen, der dort nun die geheimen Gladio-Einheiten kontrollierte. Die Daten zu einer Reise Harveys nach Texas in 1963, wo etwas Großes geplant sei, sind noch immer gesperrt.
Pläne für Staatsstreich auch in Deutschland
Auch für Deutschland plante der von der CIA installierte rechtsextreme Geheimdienstchef Reinhard Gehlen für den Fall eines sozialdemokratischen Wahlsiegs einen mit US-Geheimdienstlern zu koordinierenden Staatsstreich.
Eine Koordination durch Willoughby mit anderen Kräften des Militärs steht im Einklang mit der von General Curtis LeMay kommandierten Pseudo-Leichenschau im Marinehospital in Bethesda. Eine gesetzlich vorgeschriebene Leichenschau am Tatort hätte vermutlich Fragen zu den Einschusswinkeln aufgeworfen.
2023 sendete das US-Fernsehen eine ausführliche Dokumentation über die behandelnden Ärzte im Parkland-Krankenhaus, deren Eindrücke sich von den unter militärischem Befehl stehenden Kollegen diametral unterschieden.
Die Frage nach dem eigentlichen Hintermann
Rob Reiner legt sich auf den eigentlichen Entscheidungsträger nicht fest. Wer den Mord tatsächlich konkret beauftragt habe, sei wohl nicht mehr aufzuklären. Entscheidender aber sei es, die Motive zu erkennen. Tatsächlich waren Hass und Verständnislosigkeit gegenüber Kennedy auf der Führungsebene im Pentagon, in den Geheimdiensten und politisch einflussreichen Kreisen Konsens.
Nach der Kubakrise, welche die Militärs als willkommenen Kriegsgrund für eine militärische Invasion nutzen wollten, wurde Abrüstungspolitiker Kennedy als Sicherheitsrisiko eingestuft.
Politische 180-Grad-Wende in zwei Tagen nach dem Mord
Tatsache ist jedenfalls, dass Johnson die Außenpolitik der USA innerhalb von 48 Stunden nach den Schüssen hinter den Kulissen um 180 Grad drehte und den Kalten Krieg sowie den Vietnam-Krieg ausweitete.
Beides hatte Kennedy beenden wollen. Gerade hatte er den Weltraum durch einen völkerrechtlichen Vertrag mit den Sowjets demilitarisiert und damit das Lebensprojekt von Militärs wie Lyman Louis Lemnitzer zerstört.
Die Koordination des Mords soll Willoughby mit dem gleichfalls fanatischen William King Harvey abgestimmt haben, dem einstigen Leiter des CIA-Teams für politische Morde.
Antikommunistisches Framing
Das Framing von Oswald als vermeintlicher Kommunist mit Castro-Affinität soll der für Kuba zuständige Desinformationsspezialist David Atlee Phillips und der legendäre Leiter der Gegenspionage James Jesus Angleton organisiert haben.
Eine Kooperation von Schattenmännern der Tat wie Harvey, Willoughby und Angleton, die professionell politische Morde konzipierten, erscheint plausibel.
Zwei Tage nach dem Attentat in Dallas hörte der mexikanische Geheimdienst ein Telefonat von Willoughby ab, in dem dieser "Bobby" als den nächsten markierte. Auch Robert Kennedy wurde unter mysteriösen Umständen erschossen.
Dulles und Dallas
Keine aktive Rolle bei den eigentlichen Mordplänen soll Reiner zufolge Ex-CIA-Chef Allen Dulles gespielt haben. Dessen Aufgabe habe sich vielmehr darauf beschränkt, das Cover Up für den bereits beschlossenen Mord zu besorgen.
Tatsächlich hatte Dulles, der seit Jahren kein Staatsamt mehr bekleidete, ohne jede Erklärung das Attentatswochenende auf dem im Militärsperrgebiet versteckten CIA-Stützpunkt Camp Peary ("The Farm") zugebracht, von dem aus er hinter den Kulissen das mediale und politische Geschehen beeinflussen konnte.
Als das Attentat durch eine politische Kommission aufgeklärt werden sollte, wurde dieser Ausschuss faktisch von Allen Dulles geleitet. Dieser beleuchtete weder die Rolle von Militär noch der Geheimdienste nennenswert. Nicht einmal Mitarbeiter des Secret Service wurden zum Tatablauf befragt.