Klimakiller Methan: Energieagentur kritisiert anhaltend hohe Emissionen

Bild: Stefan Schweihofer auf Pixabay

Als die Nord-Stream-Pipeline explodierte, gelangten riesige Mengen Methan in die Atmosphäre. Was, wenn das jeden Tag passiert? Warum die Emissionen kaum zurückgehen.

Methan ist ein farb- und geruchsloses Gas mit einer besonderen Eigenschaft: Es ist etwa 28-mal so klimawirksam wie Kohlendioxid. Und dieses Treibhausgas ist für etwa ein Drittel des Anstiegs der globalen Temperaturen seit der industriellen Revolution verantwortlich.

Dennoch gelangt es massenhaft in die Atmosphäre – und die Energiewirtschaft ist zu einem großen Teil dafür verantwortlich. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat am Dienstag energisches Handeln angemahnt.

Von allen Methanemissionen, die auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sind, stammen etwa 40 Prozent aus der Energiewirtschaft, insbesondere aus dem Öl- und Gassektor. Durch lecke Pipelines gelangt es etwa in die Atmosphäre; aber auch bei der Förderung von Erdöl, wenn es als Beiprodukt nicht vollständig abgefackelt wird. Auch im Kohlebergbau wird Methan freigesetzt.

Auf diesen Wegen gelangten im vergangenen Jahr weltweit rund 135 Millionen Tonnen Methan in die Atmosphäre. Eine Menge, die nur geringfügig unter dem Rekordwert von 2019 lag, teilte die IEA nun mit.

"Die ungezügelte Freisetzung von Methan bei der Produktion fossiler Brennstoffe ist ein Problem, das in der öffentlichen Debatte manchmal unter dem Radar verschwindet", sagte IEA-Direktor Fatih Birol.

Im vergangenen Jahr stand die Explosion der beiden Gasleitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 im Fokus der Berichterstattung. Große Mengen an Methan wurden dabei in die Atmosphäre freigesetzt. Birol betonte jetzt: "Aber bei normalen Öl- und Gasaktivitäten auf der ganzen Welt wird jeden Tag die gleiche Menge Methan freigesetzt wie bei der Nord Stream-Explosion".

Nach Ansicht der IEA hätten die emittierten Mengen im vergangenen Jahr geringer sein können. Hohe Energiepreise und eine steigende Nachfrage nach Erdgas hätten zusätzliche Anreize für die Methanabscheidung geboten.

Drei Viertel des Methans hätte mit bewährten Maßnahmen und Technologien zurückgehalten und vermarktet werden können. Und die Energiekonzerne hätten dafür nur einen kleinen Teil ihrer globalen Einnahmen von rund vier Billionen US-Dollar investieren müssen.

Nicht einmal drei Prozent wären erforderlich gewesen, um die 100 Milliarden Dollar in Technologien zu investieren, die für eine solche Reduzierung notwendig sind.

"Die wirtschaftlichen Anreize, diese Reduktionen vorzunehmen, waren im letzten Jahr enorm", sagte Tim Gould, Chefökonom der IEA, für Energiefragen, gegenüber Reuters. Durch die Rekordpreise auf den Gasmärkten habe es einen extrem starken wirtschaftlichen Anreiz gegeben, Methan auf den Markt zu bringen. Dennoch sei 2022 ein enttäuschendes Jahr gewesen.

Die wirksamste Maßnahme, die die Länder laut IEA ergreifen könnten, sei das Ende des Abfackelns und Ablassens von Methan, wenn es nicht notwendig ist. Mit bewährten Mitteln könnte eine enorme Menge Methan zurückgehalten und vermarktet werden. Und diese Menge hat demnach die Größenordnung der gesamten jährlichen Gasimporte der Europäischen Union aus Russland vor dem Krieg in der Ukraine.

Im November 2021 hatten sich 150 Länder verpflichtet, ihre menschengemachten Methanemissionen bis 2030 um 30 Prozent zu senken. Die Verpflichtung umfasst Emissionen aus der Landwirtschaft, dem Energiesektor und anderen Quellen.

Es gebe viele Zusagen, sagte ein Experte gegenüber Reuters; aber man benötige einen Mechanismus, der die Länder auch dazu bringe, ihre Versprechen einzuhalten. Dass es ihn einmal geben wird, ist allerdings zweifelhaft.

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