Klimapläne der G7-Staaten: Erneuerbare schneller ausbauen, aber kein Zeitplan für Kohleausstieg

Kein Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030, dafür ehrgeizige Ausbauziele für Wind- und Solaranlagen beschlossen. Kritiker sehen Aufweichung bisheriger Ziele.

Am Sonntag ist das Treffen der Energie- und Umweltminister der G7-Länder in der nordjapanischen Stadt Sapporo zu Ende gegangen. In ihrem offiziellen Kommuniqué verpflichteten sich die Minister, mehr für den Klimaschutz zu tun. Kritik kommt hingegen von Klimaaktivisten, die eine Abschwächung früherer Ziele monieren. Auch beim Kohleausstieg fanden die Minister nicht zusammen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die Gruppe der sieben wohlhabenden Länder darauf verständigt, dass die unverminderte Nutzung von fossilen Energieträgern beendet werden müsse. Zu diesem Zweck hatte man beschlossen, dass die sieben Länder den Energiesektor nicht mehr direkt unterstützen, wenn keine weitere Abkehr von Kohle, Öl und Gas zu verzeichnen sind.

Nun haben die Minister dieses Ziel den Kritikern zufolge aufgeweicht und dabei auf den Krieg in der Ukraine verwiesen. Demnach können "Investitionen in den Gassektor angemessen sein […], um potenzielle Marktdefizite auszugleichen", berichtet der Finanzdienst Bloomberg. Die öffentlichen Investitionen müssten aber so umgesetzt werden, dass sie mit den propagierten Klimazielen übereinstimmten. Und sie dürften auch nicht zu sogenannten Lock-in-Effekten führen, also dazu, dass ein Wechsel zu anderen Energiequellen unwirtschaftlich würde.

Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, bezeichnete die neue Position demnach als "sorgfältig ausgewogen". Die französische Energieministerin Agnes Pannier-Runacher meinte, die Formulierung sei sogar strenger als der ursprüngliche Vorschlag. Denn sie bedeute implizit, dass die Regierungen nicht mehr in die Erschließung neuer Gaskapazitäten investieren könnten.

Weniger entschlossen waren die Minister beim Kohleausstieg. Kanada und andere G7-Staaten hatten gefordert, bis 2030 aus der Kohleverstromung auszusteigen. Mit dem Antrag konnten sich diese Länder allerdings nicht durchsetzen.

Stattdessen vereinbarte man, "konkrete und zeitnahe Schritte" zu unternehmen, um den Ausstieg aus der "heimischen, ungebremsten Kohleverstromung" zu beschleunigen. Mit Blick auf einen Ausstiegstermin bleibt es bei der Vereinbarung aus dem vergangenen Jahr: Bis 2035 solle es einen "überwiegend" dekarbonisierten Stromsektor geben.

Der kanadische Minister für natürliche Ressourcen, Jonathan Wilkinson, sagte laut Reuters: Die kanadische Regierung sei sich darüber im Klaren sei, dass die ungebremste Kohleverstromung bis 2030 eingestellt werden sollte. Deshalb habe man sich mit Großbritannien und anderen G7-Länder auf dieses Datum festgelegt.

"Andere versuchen noch herauszufinden, wie sie dieses Ziel innerhalb ihres jeweiligen Zeitrahmens erreichen können", sagte Wilkinson. Deshalb versuche man für die betroffenen Länder technische Wege zu finden, die den schnellen Ausstieg ermöglichen.

Strenge Vorgaben zur Nutzung von Erdgas soll Gastgeberland Japan abgewehrt haben. Das Land ist auf den Import von Erdgas angewiesen und will in den nächsten zehn bis 15 Jahren nicht darauf verzichten. Mit ihrer Forderung, dass Investitionen in Erdgas und in verflüssigtes Gas (LNG) seitens der G7-Staaten unterstützt werden dürfen, konnte sich die Regierung in Tokyo aber nicht durchsetzen.

Ambitioniert zeigten sich die Minister bei den erneuerbaren Energien. In dem Kommuniqué verpflichten sich die Mitglieder, die Offshore-Windkapazität bis 2030 um 150 Gigawatt zu erhöhen. Die Kapazität der Solaranlagen soll bis dahin auf mehr als ein Terawatt ansteigen.

Zum Vergleich: Die Bundesrepublik will bei der Offshore-Windkraft bis 2030 eine Kapazität von 22 Gigawatt erreichen, bei den Solaranlagen etwa 150 Gigawatt.

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