Klimaprotest in der Lausitz: Wie Aktivisten Akzeptanz der Betroffenen verspielen

Klimaproteste von Fridays for Future. Symbolbild: Dominic Wunderlich auf Pixabay

Klimaschützer wollen das Dorf Mühlrose vor dem Bagger retten. Die Einwohner protestieren aber gegen die Aktivisten. Wie konnte es dazu kommen.

Mühlrose in der Lausitz ist für Klimaschützer ein symbolträchtiger Ort: Das Dorf soll dem Tagebau weichen, und es dürfte das letzte sein, das in der Region abgebaggert wird. Klimaaktivisten wollen es erhalten, die Dorfbewohner gingen dagegen kürzlich auf Abstand zu ihnen.

Am Sonntag strömten die Klimaaktivisten wieder in die Lausitz. Sie trafen sich im Ort Schleife und zogen dann zum Tagebau Nochten. Sie demonstrierten dafür, dass im Jahr 2030 auch in der Lausitz Schluss ist mit dem Braunkohletagebau. Und sie demonstrierten dafür, dass Mühlrose erhalten bleibt.

Die Polizei sprach am Nachmittag von 550 Teilnehmern aus ganz Deutschland. Fridays for Future sprach von mehr als 1.000 Menschen. Gegenüber der Lausitzer Rundschau erklärten zwei junge Teilnehmer aus Dresden, dass es "unerträglich" sei, dass Dörfer wie Mühlrose für den Kohleabbau weggerissen würden.

Mit den Menschen in Mühlrose dürften sie bislang allerdings wenig in Kontakt gekommen sein, genauso wie die Klimaaktivisten, die dort Ende April ein Klimacamp errichten wollten. Denn die meisten der Einwohner dieses kleinen Dorfes wollen nicht von ihnen gerettet werden.

Am vorletzten April-Wochenende trugen die Menschen ihren Unmut über die Klimaschützer auf die Straße. Rund 350 Menschen versammelten sich in Mühlrose. Die Sächsische Zeitung schrieb, sie hätten ein Zeichen setzen wollen gegen die Einmischung der "Protesttouristen". Zu ihnen gehörten sowohl Personen, die dem Dorf bereits den Rücken gekehrt hätten, als auch die, die noch dort seien.

Nach einem Spaziergang bildeten die Anwesenden eine Menschenkette rund um den Dorfkern. Dem Vernehmen nach wollten sie damit gegenüber den Aktivisten ihren Zusammenhalt zum Ausdruck bringen.

"Wir erwarten Respekt vor den Gefühlen der Mühlroser Bürger", hieß es in einer Presseerklärung. Schließlich hätte sich die große Mehrheit der Bewohner seit 2006 für die Umsiedlung entschieden. "Ihr ehemaliges Heimatdorf soll nicht besetzt werden und wild bewohnt werden oder gar Schauplatz eines Stellungskampfes werden."

Bereits im November 2019 hatten sich die Dorfbewohner dagegen ausgesprochen, dass die Klimaproteste auf ihrem Rücken ausgetragen werden. Damals hatte die Initiative Ende Gelände den Ort für ihren Protest ausgewählt.

Von Umweltaktivisten aus der Region wird anerkannt, dass die Idee des Klimacamps in Mühlrose keine gute war. "Die Leute, die das geplant haben, waren ein bisschen naiv und wussten nichts von den komplexen Zusammenhängen hier in der Lausitz", erklärte Rebekka Schwarzbach von der Umweltgruppe Cottbus gegenüber der Sächsischen Zeitung. Wahrscheinlich hätten diese Aktivisten "einfach Bock auf Action" gehabt.

Derlei Aktionen, die nur wenig oder keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Einheimischen nehmen, dürften dem eigentlichen Anliegen keinen guten Dienst erweisen. Denn ohne Akzeptanz notwendiger Veränderungen dürfte auch die Transformation zur CO₂-Neutralität kaum gelingen.

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