Kopier-Kontrolle auf jedem Computer

Kopierschutz auf Basis von Verschlüsselung soll interne Festplatten zu Polizisten geistigen Eigentums machen

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Das freie Kopieren von Daten auf dem eigenem Computer könnte schon in naher Zukunft keine Selbstverständlichkeit mehr sein. Eine Industriegruppe bestehend aus IBM, Toshiba, Intel und Matsushita (C4) schlägt laut Berichten des Online-Magazins The Register Veränderungen des technischen Standards für Festplatten vor.

Die Arbeitsgruppe T13 des National Committee for Information Technology Standards arbeitet die neue Version des AT Attachment Interface (ATA bzw. ATAPI) aus. ATA/ATAPI-Geräte sollen in Zukunft für Content-Schutzmaßnahmen die Voraussetzung bieten. Da die meisten Festplatten mit diesem Standard kompatibel sind, werden hiermit für interne Speichermedien Kopier-Kontrollmechanismen eingeführt, die es bisher nur bei bei externen Medien wie z.B. DVD gab.

Digitales Kopierschutzmanagment definiert die Kräfteverhältnisse zwischen Anbietern und Nutzern digitalen geistigen Eigentums neu. Die Einhaltung der Bedingungen einer Lizenz erfolgt nicht freiwillig, sondern sind von Hard- und Software zwingend vorgegeben. Der Anbieter kann genau definieren, wie seine Programme, Texte, Bilder oder Musik genutzt werden (bzgl. Kobierbarkeit, Ablaufdatum, Ländercodes, etc).

Technisch gesehen sollen Festplatten in Zukunft nach den geänderten Spezifikationen einerseits einen "Media Key Block" von einem Megabyte enthalten, dazu gibt es einen jedem Gerät eigenen "Media Unique Key", durch deren Zusammenspiel die Content-Kontrolle auf kryptographischer Basis möglich wird.Um Files von einer Festplatte auf die andere zu kopieren, müssten beide Drives, ebenso wie das verwendete Kopierprogramm, dem neuen Standard entsprechen.

Die neuen Spezifikationen würden laut The Register das Anlegen von Sicherheitskopien von Harddisks erschweren oder ganz unmöglich machen, sofern sich auf diesen auch nur einige geschützte Files befinden. Für jedes Backup auf einen anderen als den ursprünglichen Drive wäre eine Authentifizierung durch einen zentralen Server nötig. Existierende Back-up-Programme, RAID Arrays, Speichersysteme für Bilddatenbanken etc. müssten neu adaptiert werden. Die Implikationen sind gewaltig und the Register hat nicht versäumt, entsprechend Wirbel zu schlagen. Auf die Problematik aufmerksam gemacht, habe Richard Stallman z.B. geschrieben:

"This resembles CSS and e-Books: it is another plan to impose additional power over people who use published information, on behalf of those who hope to control the power".

Auch der ebenfalls interviewte Alan Cox, Nummer 2 im Linux Kernel Team, zeigt sich empört:

"It also in its current form means you can throw disk defragmenting tools out. Dead, gone. Welcome to the United Police State Of America."

Doch auch Microsoft und viele derer OEM-Kunden seien gegen die Vorschläge, sagt The Register. Ob hier, wie suggeriert wird, ein weiterer hinterhältiger Angriff auf freie Nutzungsrechte durch die Hintertür eingeschleust werden soll, wie etwa mit CSS, SDMI oder den Seriennummern bei Intel-Chips, oder sich diese Vorstellungen in den Standardisierungsgremiums bald wieder verflüchtigen, weil sie schlicht auch impraktikabel erscheinen, ist an dieser Stelle noch nicht zu beurteilen.