Kulturelle Aneignung – was geht, was nicht?
Seite 2: Missbrauch von kultureller Symbolik für politische Zwecke
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Am deutlichsten sichtbar wird das wo kulturelle Symbolik für politische Ziele missbraucht wird: Deutschland und die Schweiz verbieten die zusammengeklaubte Nazi-Symbolik (nordische Runen und hinduistische Swastika), in der Ukraine wird sie weiterentwickelt (u.a. Wolfsangel).
In den USA ist die Verwendung von Nazi-Symbolen sch...egal. Dort verfügt die extreme Rechte über einen ikonografischen Zoo an Zugehörigkeitssymbolen die nur teilweise auf kultureller Aneignung beruhen.
In extremen Fällen ist es gut, Stellung zu beziehen. Meist aber lohnt es die Mühe nicht.
Blackfacing und Kulturgüter
Wer öfter und intensiver in Kontakt zu Afrikanern steht, kann gut nachvollziehen, wenn sie sich über Blackfacing aufregen oder warum sie die Rückgabe von Kulturgütern fordern. Aber nur im direkten Kontakt gibt es Möglichkeiten, voneinander zu lernen.
Der direkte Kontakt zu Betroffenen von möglicherweise diskriminierenden kulturellen Praktiken und Symbolen ist wichtig und befördert gegenseitiges kulturelles Lernen und Verstehen. Von übereifrigen Proseminaristen sollte man sich jedoch möglichst wenig vorschreiben lassen.
Auch wenn indigene oder von unterdrückten Gruppen stammende Kultur in den kapitalistischen Verwertungsprozess gerät und ihre Schöpfer dann auch noch in Stereotypen verunglimpft werden, ist das natürlich ärgerlich. Aber das ist kein Problem von Identität oder Kultur sondern dem kapitalistischen Aneignungsprozess inhärent.
Kultur ist Rohstoff
Aus Sicht eines Unternehmers macht es keinen Unterschied, ob es um kulturelle Errungenschaften oder um natürliche Ressourcen wie Erdöl und menschliche Organe geht. Hauptsache man kommt billig an den Rohstoff und findet willige und zahlungskräftige Käufer. Unabhängig davon ist die Frage "Wem gehört Kultur?" allerdings mindestens merkwürdig.
Letztlich sind Kleiderordnungen mittelalterlich. Es macht keinen Sinn, dass nur olle Kardinäle Purpur tragen dürfen, wenn junge Leute darin viel besser aussehen und es "lila" nennen. Fazit: Wer die äußere Erscheinung zur Diskreditierung von Zeitgenossen nutzt, ist wohl meist auf dem Holzweg.
Und alle, die ein wenig kulturelle Sensibilität mitbringen, können sehr wohl selber entscheiden, ob eine kulturelle Darbietung eigentlich doch ganz prima ist und ihnen die Wokeness grad zu weit geht.