LNG-Terminal auf Rügen: Gasspeicher voll – brauchen wir das Projekt noch?
Bürgermeister des Ostseebads Binz fordert in Brief an Bundestag Stopp des Projekts. Gasspeicher seien gefüllt und Versorgung gesichert. Wann wird das Terminal fertig?
Die Gasspeicher in Deutschland sind gefüllt und die Prognosen deuten darauf hin, dass Deutschland gut durch den Winter kommen könnte. Die Gegner des geplanten Flüssigerdgas-Terminals (LNG) in Mukran auf Rügen fühlen sich durch diese Entwicklung bestätigt und fordern den sofortigen Stopp des Projekts.
"Die Notwendigkeit eines LNG-Terminals auf Rügen ist de facto nicht mehr gegeben", heißt es in einem Brief, den der Bürgermeister des Ostseebades Binz, Karsten Schneider, am Dienstag an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages geschickt hat. Mitunterzeichner ist Tourismusdirektor Kai Gardeja.
Große Hoffnungen auf ein Einlenken der Bundesregierung hat der Kommunalpolitiker offenbar nicht. Das "geplante LNG-Terminal auf Rügen ist längst zum Symbol einer faktenfremden, demokratieschädigenden und umweltfeindlichen Politik geworden", heißt es ernüchtert in dem Brief.
Überkapazitäten und geringe Auslastung: Kritik am Bau von LNG-Terminal
Schneider erinnert in dem Schreiben an Gutachten, in denen Experten unnötige Überkapazitäten durch den Bau weiterer LNG-Terminals prognostiziert hätten. Die bestehenden Terminals seien in diesem Jahr bisher nur zu 58 Prozent ausgelastet.
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Zudem sei der Beitrag der LNG-Terminals zur nationalen Versorgungssicherheit selbst bei Vollauslastung sehr gering. Die sogenannten neuen Bundesländer und Süddeutschland hätten nach aktuellen Studien keine Versorgungsengpässe zu befürchten. Und die Versorgung der osteuropäischen Nachbarstaaten sei durch das LNG-Beschleunigungsgesetz nicht abgedeckt.
Dennoch ist nicht auszuschließen, dass es im kommenden Winter in Deutschland zu Versorgungsengpässen kommen könnte. Dies geht aus einer aktuellen Prognose der Bundesnetzagentur hervor. Zuvor hatten auch der Verband der Speicherbetreiber (Ines) und das Science Media Center (SMC) in ihren Prognosen auf diese Möglichkeit hingewiesen.
LNG-Terminal Rügen: Verzögerungen bei der Inbetriebnahme?
Im kommenden Winter ist offenbar nicht mit dem LNG-Terminal auf Rügen zu rechnen. Der Betreiber des Terminals, die Deutsche Regas, teilte laut einem Bericht von Spiegel Online kürzlich mit, dass die Importkapazitäten voraussichtlich erst ab April 2024 genutzt werden können. Also erst nach der Heizperiode.
Verzögerungen beim Bau des LNG-Terminals seien nicht zu erwarten, erklärten dagegen die Investoren laut Deutscher Presse-Agentur (dpa). Die Deutsche Regas habe mitgeteilt, sie gehe weiterhin von einem Start im kommenden Winter aus. Und der Gasnetzbetreiber Gascade habe zuletzt betont, "unsere Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, die mechanische Fertigstellung" der Anbindungsleitung bis Ende 2023 zu erreichen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) behauptete dagegen kürzlich, weder "die zuständigen Genehmigungsbehörden in Mecklenburg-Vorpommern noch die Betreiberfirmen Regas und Gascade" rechneten mit einer Inbetriebnahme im kommenden Winter. Dies gehe aus von der DUH ausgewerteten Unterlagen hervor, hieß es kürzlich in einer Mitteilung.
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