Licht und Schatten: Erzeugerpreise fallen erneut – Rückgang der Inflation erst 2024

Sinkende Energiepreise machen sich bei den Erzeugerpreisen bemerkbar. Dennoch rechnen Ökonomen erst mittelfristig mit einem Rückgang der Inflation. Warum kräftige Lohnzuwächse denkbar sind.

Die Meldung des Statistischen Bundesamtes macht Hoffnung: Das zweite Mal in Folge verlangsamte sich der Anstieg der Erzeugerpreise. Im November 2022 lagen sie um 28,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Im Oktober waren es 34,5 Prozent und im September 45,8 Prozent.

Die Entwicklung fiel besser aus, als Experten erwartet hatten. In einer Konsensprognose gingen sie davon aus, berichtete Reuters, dass die Preise im Vergleich zum Oktober um 2,5 Prozent fallen würden. Tatsächlich waren es 3,9 Prozent.

Sinkende Energiepreise verursachten den Rückgang der Erzeugerpreise, so die Statistiker. Im Durchschnitt sanken sie im Vergleich zum Vormonat um 9,6 Prozent.

Besonders deutlich fiel der Rückgang der Preise für Erdgas aus: Über alle Abnehmergruppen hinweg war es um 11,8 Prozent günstiger.

Die Preise für elektrischen Strom sanken demnach im November um 9,2 Prozent. Hier mussten primär Großabnehmer weniger zahlen, während die Preise für Abnehmer von kleineren Mengen stiegen.

"Die Aufwärtsdynamik bei anderen Gütern scheint sich ebenfalls zu verlangsamen", sagte Ralph Solveen, Leiter der Wirtschaftsforschung der Commerzbank, gegenüber Reuters. Er verlieh damit der unter Ökonomen verbreiteten Hoffnung Ausdruck, dass sich die Aufwärtsdynamik bei den Verbraucherpreisen abschwäche.

Ähnlich äußerte sich Jens-Oliver Niklasch, Ökonom von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), gegenüber dem Handelsblatt. "Es scheint, dass die Inflationsdynamik deutlich zurückgegangen ist", sagte er.

Niklasch glaubt allerdings nicht, dass die Verbraucher künftig weniger belastet werden. Im kommenden Jahr dürfte es für die Verbraucher erneut deutlich teurer werden, was er etwa darauf zurückführte, dass die Erzeugerpreise teilweise ein exorbitant hohes Niveau erreicht hätten. "Da ist noch Druck auf der Pipeline", betonte er.

Mittelfristig wird die Inflation in der Eurozone auf einem hohen Niveau verbleiben. Die Europäische Zentralbank geht davon aus, dass sie bis 2025 über dem angestrebten Ziel von zwei Prozent liegen wird.

Eine rasche Rückkehr zum angestrebten Inflationsziel sieht auch die Bundesbank nicht. In ihren jüngsten Prognosen rechnet sie für 2023 mit einer Inflation von 7,2 Prozent, bevor sie 2024 auf 4,1 Prozent sinkt.

Den prognostizierten Rückgang im kommenden Jahr sieht Bundesbank-Präsident Joachim Nagel als Folge der Gaspreisbremse. Im Gespräch mit RTL/ntv schrieb er die weiteren Rückgänge den steigenden Zinsen zu. Zinsanhebungen wirkten immer verzögert, und es könnte bis zu zwei Jahre dauern, bis sich die Wirkung bemerkbar mache.

Den Lohnabhängigen in Deutschland könnte es im kommenden Jahr bereits gelingen, die Folgen der Inflation abzumildern. Sie hätten gute Chancen, deutlich höhere Löhne durchsetzen zu können, so Nagel.

"Wir rechnen damit, dass die Löhne in Deutschland in den nächsten Jahren kräftiger steigen werden als in den vergangenen", sagte Nagel dem Stern. Er begründete das damit, dass man trotz Wirtschaftskrise, Inflation und hoher Energiepreise einen stabilen Arbeitsmarkt habe, der ein "echter Lichtblick" sei.

Dass es zu einer Preis-Lohn-Spirale kommt, sieht Nagel demnach nicht. Denn sie suggeriere massive Lohnerhöhungen, die dann die Preise trieben. Gegenwärtig sieht es allerdings nach dem Gegenteil aus: Ein Kostenschub habe zu höheren Preisen geführt. Deshalb hätten auch die Lohnabschlüsse in diesem Jahr "erkennbar die Balance" zwischen den Interessen der Beschäftigten und der Unternehmen gehalten.

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