Maria mag nicht mehr römisch, sondern nur noch katholisch sein
Seite 4: Prominente Vorkämpferin: Uta Ranke-Heinemann
- Maria mag nicht mehr römisch, sondern nur noch katholisch sein
- "An alle Menschen, die guten Willens sind"
- "Maria 2.0" wird auch in Zukunft nicht schweigen
- Prominente Vorkämpferin: Uta Ranke-Heinemann
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Mit "Maria 2.0" sagten nicht zum ersten Mal Frauen den verkrusteten Strukturen der katholischen Kirche den Kampf an. Uta Ranke-Heinemann, älteste Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann und dessen Frau Hilda, stellte nicht nur die patriarchalen Strukturen, sondern theologische Grundsätze in Frage. So etwa die Sage der jungfräulichen Geburt, sie wollte laut einem Nachruf im Tagesspiegel "die Jungfräulichkeit Marias nicht wörtlich", sondern als Teil der damaligen Vorstellungsmodelle verstanden wissen.
Damit machte sie sich nicht nur unbeliebt, sondern ihr wurde die Lehrerlaubnis entzogen. Als junge Frau hatte sie 1945 durchgesetzt, das Burggymnasium Essen, bis dato eine reine Jungenschule besuchen und dort ihre durch den Krieg unterbrochene Schullaufbahn beenden zu können. Dabei hatte sie ein großes Vorbild: Ihre Mutter Hilda, die als junges Mädchen ihrerseits den Besuch einer reinen Jungenschule, das Alte Gymnasium Bremen, durchgesetzt hatte. Etwa ein Vierteljahrhundert später tat es ihre Tochter ihr gleich und bestand 1947 ihr Abitur nicht nur als einziges Mädchen, sondern mit Auszeichnung.
Sie studierte zunächst evangelische Theologie, konvertierte 1953 zum Katholizismus, habilitierte 1969 als erste Frau weltweit in katholischer Theologie und erhielt einen Lehrstuhl in diesem Fach. Der wurde ihr - wie erwähnt - 1987 entzogen. Allerdings erhielt sie Ende 1987 einen von der Kirche unabhängigen Lehrstuhl für Religionsgeschichte. Auch sie prangerte die verquasste Sexualmoral der katholischen Kirche an. So bezeichnete sie es als "tödliche Irreführung der Menschheit", dass Afrikanerinnen mit der Hölle bedroht würden, weil sie beim Sex mit ihrem HIV-infizierten Mann ein Kondom benutzen.
Im Oktober 1988 erschien ihr Buch "Eunuchen für das Himmelreich - Katholische Kirche und Sexualität", das zum Spiegel-Bestseller und von ihr später um ein Kapitel zum Thema Homosexualität erweitert wurde. Pädo-Kriminalität betrachtete sie als "die Gefahr einer monosexuellen Kirche". Im Neuen Deutschland (ND) schrieb sie 2010:
"Solange zwangsentsexualisierte Priester mit Männern, Frauen, Jugendlichen und Kindern in dunklem Beichtstuhlgewisper vereint sind, wird sich der Beichtstuhl immer mehr zur Kontaktbörse für Sexualneurotiker entwickeln, in dem auch Pädophilie nicht ausgeschlossen werden kann, und sollte darum für Kinder und Jugendliche verboten werden."
Wobei trotz allem gesagt werden muss, dass die katholische Kirche kein Patent auf Pädo-Kriminalität hat - dass diese ein allgemeines Problem ist, zeigen die in Lügde, Bergisch-Gladbach oder Münster systematisch begangenen Taten. Für eine Bewegung wie "Maria 2.0", die sich eine "zukunftsfähige, geschwisterliche und vielgestaltige Kirche" gewünscht hätte, ist es allerdings kein Trost, dass auch in kirchenfernen Kreisen Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie Vertuschungsversuche stattfinden.
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