Microsoft-Forscher: Gegen Tauschbörsen hilft kein DRM

Ein Team von Wissenschaftlern aus Redmond überrascht mit erstaunlichen Erkenntnissen

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DRM ist gegen Tauschbörsen machtlos, Wasserzeichen helfen auch nichts, und mit dem Anwalt soll man es doch besser gar nicht erst versuchen. So etwa sieht das Fazit eines Papers aus, dass vier Microsoft-Wissenschaftler diese Woche auf einer DRM-Konferenz vorgestellt haben. Zu dem Team gehörte interessanterweise auch Paul Biddle, der als Vater von Microsofts Palladium-Technologie gilt.

Die vier Wissenschaftler aus Redmond haben sich für ihren Beitrag zur DRM-Konferenz der Association for Computing Machinery die dunkle Seite des Netzes vorgenommen: Tauschbörsen, FTP-Server mit Raubkopien und den guten, alten Datentausch unter Freunden. All das bezeichnen sie als Darknet - und gegen dessen finstere Mächte lässt sich ihrer Meinung nach herzlich wenig unternehmen.

Der Rechtsweg etwa habe sich zwar gegen die Betreiber zentralisierter Angebote als erfolgreich erweisen. Website-Betreibern kann man Abmahnbriefe zuschicken, Napster lässt sich verklagen. Doch schon mit Gnutella werde der Anwalt zum ungeeigneten Mittel. Zwar lässt sich nach Meinung der Autoren heutzutage auch ein dezentrales Tauschnetzwerk noch rechtlich angreifen, da wenige Nutzer mit guter Anbindung die meisten Daten zur Verfügung stellen. Doch mit der wachsenden Verbreitung von breitbandigen Netzzugängen werde auch die Zahl der Anbieter in P2P-Netzen wachsen und der Anwalt zunehmend hilflos.

Selbst wenn man Tauschbörsen wie Gnutella durch das Verklagen von Einzelpersonen außer Gefecht setzen könnte, sehen die Microsoft-Forscher die Daten fleißig weiter fließen. Die Nutzer würden sich dann einfach in kleineren, auf persönlichem Vertrauen basierenden Subnetzwerken zusammenschließen, die sich von außen nicht mehr kontrollieren ließen.

Hardware mit Kopierschutz verkauft sich nicht

Zur Sicherheit von klassischen DRM-Systemen machen die Autoren eher vage Aussagen - wohl auch, um den Arbeitgeber mit seinen Windows Media-Produkten nicht zu sehr zu verärgern. Die Effektivität solcher Systeme sei nur schwer zu beurteilen, weil Inhalte heute kaum in nennenswertem Umfang DRM-geschützt auf den Markt kämen. Weitaus deutlichere Worte haben die Autoren für Versuche übrig, Inhalte mit Wasserzeichen zu schützen. Dies könne nur mit einer flächendeckenden Verbreitung entsprechender Hardware funktionieren.

"Ein Gerät mit Wasserzeichen-Detektor ist für Konsumenten weniger attraktiv als ein Konkurrenzprodukt ohne Detektor."

Mit anderen Worten: Hardware mit DRM-Erweiterungen wird einfach nicht gekauft. Ein interessantes Statement, wenn man bedenkt, dass Microsofts Palladium schließlich auf kopiergeschützter Hardware aufbauen will. Auch für Versuche, solcherart Hardware gesetzlich durchzusetzen, sehen die Autoren schon aufgrund technischer Probleme keine Zukunft. Zu dem Kopierschutz-Gesetz des US-Senators Hollings (siehe auch: Es droht der Hardware-Totalitarismus) und ähnlichen Plänen erklären sie: "Solche Projekte sind zum Scheitern verurteilt."

Nach den Regeln des Darknet spielen

Am überraschendsten an dem Papier der vier Microsoft-Forscher ist jedoch ihre Schlussfolgerung. Wenn die bestehenden Technologien nichts gegen das dunkle Treiben der Tauschbörsen ausrichten können, dann braucht man - nein, gerade eben keine neuen Technologien.

"Gesteigerte Sicherheit (etwa durch stärkere DRM-Systeme) könnte zum Hemmschuh für den legalen Handel werden."

So sei eine legal erworbene MP3-Datei genau so praktisch wie eine Kopie von einem Tausch-Netzwerk. Ein DRM-geschützter Song schränke den Nutzer dagegen deutlich ein. "Dies bedeutet, dass ein Händler wahrscheinlich mehr Geld mit dem Verkauf ungeschützter Inhalte als mit dem Verkauf geschützter Inhalte machen wird."

Wer mit dem Darknet konkurrieren wolle, müsse eben auch nach den Regeln des Darknet spielen und damit an Stelle von Sicherheit auf Benutzerfreundlichkeit und geringe Kosten setzen.