Bunker-Schutzplan für den Ernstfall: Schon im Kalten Krieg zu wenig Plätze
In fünf Jahren soll Deutschland kriegstüchtig sein. Gestritten wird über Ausgehuniformen. Aber der Schutz der Bevölkerung ist nicht vergessen.
Angesichts der Kriegsgefahr und der Reden von "Kriegstüchtigkeit" erarbeitet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) einen Bunkerschutzplan für Deutschland.
Das Bundesamt prüfe derzeit, welche öffentlichen Gebäude im Bedarfsfall zu Schutzräumen umgebaut werden könnten, bestätigte es am Montag gegenüber dem Deutschlandfunk und anderen Medien einen Bericht der Bild-Zeitung. Dabei gehe es unter anderem um Behördengebäude, aber auch um U-Bahnhöfe.
Eine neue App und der Trend zum Privatbunker
Außerdem soll eine spezielle Handy-App entwickelt werden, mit der die Bürgerinnen und Bürger die Entfernung zum nächsten Bunker ermitteln können. Darüber hinaus wolle das BBK die Bevölkerung ermuntern, selbst Schutzräume einzurichten. Keller könnten demnach ebenso geeignet sein wie Garagen. Unklar blieb zunächst, bis wann der Plan stehen soll. Ein Trend zum Privatbunker war bereits im Sommer zu beobachten.
Die Suche nach wiederverwendbaren Bunkern
Seit mehreren Monaten wird in deutschen Städten und Gemeinden überlegt, welche alten Bunker aus der Zeit des Kalten Krieges oder davor im Ernstfall noch nutzbar sein könnten.
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In der Hansestadt Hamburg wurden bereits während des Zweiten Weltkriegs besonders viele Bunkeranlagen gebaut, um die kriegswichtige U-Boot- und Ölindustrie zu schützen. Gegen Kriegsende zählte die Stadt 1.051 Bunkeranlagen, davon allerdings viele beschädigt. Bei der Bombardierung Hamburgs im Juli 1943 waren mehr als 30.000 Menschen gestorben.
Bunkerplätze nur für 30.000 von 500.000 Einwohnern?
Auch während des Kalten Krieges hätten die Bunkerplätze in westdeutschen Großstädten bei weitem nicht ausgereicht, um im Ernstfall die gesamte Bevölkerung zu schützen: 27 Schutzbunker boten beispielsweise in Frankfurt am Main Platz für rund 30.000 Menschen, erinnerte die Frankfurter Neue Presse im Mai dieses Jahres. Dabei lebten dort bereits in den 1950er-Jahren mehr als eine halbe Million Menschen.
Im Fall eines Atomkrieges zwischen Nato und Warschauer Pakt auf europäischem Boden hätten diese Bunker aber auch kein langfristiges Überleben gesichert.
Pistorius rechnet mit konventionellem Krieg bis 2029
Heute geht Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius in öffentlichen Stellungnahmen davon aus, dass der russische Präsident Wladimir Putin unabhängig von Atomkriegsdrohungen innerhalb von fünf Jahren in der Lage sein könnte, einen konventionellen Krieg gegen westliche Länder wie Deutschland zu führen. "Wir müssen bis 2029 kriegstüchtig sein", forderte Pistorius in diesem Jahr.
Streit um die Prioritäten kam auf, als am Wochenende bekannt wurde, dass 825 Millionen Euro für neue Ausgehuniformen der Bundeswehr eingeplant sind.
Der CDU-Haushaltsexperte Ingo Gädechens nannte dies gegenüber der Bild am Sonntag eine "absurde Prioritätensetzung", die die Bundeswehr kein Stück kriegstüchtiger machen werde.
US-Militärs bereit zum Atomkrieg
Hochrangige US-Militärs halten unterdessen die Bereitschaft zum Atomkrieg für nötig, um Russland, China und Nordkorea Paroli zu bieten. Ein solcher Konflikt müsse gegebenenfalls unter Bedingungen geführt werden "die für die Vereinigten Staaten am besten annehmbar sind", betonte kürzlich Rear Admiral Thomas R. Buchanan, Direktor für Strategie und Politik beim US-Strategiekommando (Stratcom), bei einer Tagung des Thinktanks "Center for Strategic and International Studies" (CSIS).
Die symbolische Atomkriegsuhr der Zeitschrift Bulletin of the Atomic Scientists (auch bekannt als "Doomsday Clock") steht aktuell auf 90 Sekunden vor Mitternacht.