Mittelmeerraum wird heißer und trockener
Zukunftsszenarien prophezeien große Dürren und Wassermangel
Klimatische Änderungen auf unserer Erde, einmal durch Treibhausgase (hierzu zählen vor allem Kohlendioxid (CO2), Ozon (O3), Distickstoffoxid (N2O) Methan (CH4) und Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs)) verursacht, aber auch durch verstärkte Aktivitäten der Sonne, könnten in wenigen Jahrzehnten für größere Probleme sorgen - vor allem in den jetzt schon leicht von zunehmender Dürre betroffenen Gebieten wie Nordafrika, dem gesamten Mittelmeerraum, den mittleren Osten und den Südwesten der Vereinigten Staaten.
Eine Studie der NASA, in der Wissenschaftler die Auswirkungen einer zukünftigen Klimaerwärmung, auf Basis der zukünftigen Entwicklung des Treibhausgases und verstärkter Sonnenaktivitäten ermittelten, zeigt auf, dass schneller als ursprünglich angenommen, die Niederschlagsmenge für bestimmte Gebiete durch den Klimawandel negativ beeinflusst wird.
Zunehmende Dürre
Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass sich das Niederschlagsmuster bereits jetzt schon in einem Veränderungsprozess befindet. Vor allem der Mittelmeerraum, Nordafrika und der Mittlere Osten sind davon betroffen und werden zunehmend trockener. Wenn sich diese Entwicklung so fortsetzen wird, könnten wir in nur wenigen Jahrzehnten erhebliche Probleme vor allem mit dem lebenswichtigen Wasser haben. Ein Großteil der Bevölkerung in diesen Regionen könnte dann sogar auf Wasserhilfslieferungen angewiesen sein, da das notwendige Wasser als absolute Mangelware nicht mehr im ausreichenden Maße zur Verfügung steht.
Drew Shindell, Nasa Goddard Institute for Space Studies (GISS), New York
Schon im Jahre 2005 und 2006 haben die Spanier und Portugiesen unter der schlimmsten Dürre (vgl. Rekordhitze in Spanien und Portugal) seit mehr als einem halben Jahrhundert gelitten. Mehrere Milliarden Euro Ernteausfälle waren das Ergebnis. Trotz der sich schon seit längerer Zeit abzeichnenden Lage, reagiert Südeuropa nur sehr langsam auf dieses Problem.
In Spanien baut man immer neue Staudämme, deren Pegel angesichts der zunehmenden Trockenheit immer tiefer sinken. Das kostbare Elixir wird auch weiterhin großzügig für Touristenhochburgen und zur Bewässerung riesiger Ackerflächen benutzt. Die Situation könnte sich in Zukunft noch drastisch verschärfen, sollte kein Umdenken stattfinden.
Die Sonne: Einflussreicher Klimafaktor
Das Klimasystem der Erde ist zu komplex, um es realitätsnah simulieren zu können. Deshalb benutzen Wissenschaftler mathematische Modelle (Zirkulationsmodelle - global circulation models) um bekannten Prozesse und daraus resultierende Wechselwirkungen zu beurteilen. Diese werden auch eingesetzt, um das Klima für die nächsten Jahrzehnte zu simulieren, die Resultate stellen Tendenzen dar, die nicht hundertprozentig die Zukunft abbilden können.
Mit Hilfe eines auf dieser Basis weiterentwickelten neuen Klimamodells fanden Forscher des Goddard Instituts heraus, dass verstärkte Sonnenaktivitäten in der Vergangenheit für eine globale Erwärmung der Erdoberfläche mitverantwortlich waren und somit auch für eine Änderung der atmosphärischen Feuchtigkeit und Luftzirkulation sorgten. Diese Veränderungen führten aller Wahrscheinlichkeit nach auch zu einem der stärksten Klimawandel der Vergangenheit, der außergewöhnlichen Wärmephase im frühen Paläogen (65 – 50 Millionen Jahre), dem so genannten PETM (Paläozän/Eozän-Temperatur-Maximum) vor 55 Millionen Jahren.
Das gleiche Klima-Modell zeigt auch auf, dass sich in Zukunft der Niederschlag in Regionen wie den Südwesten der Vereinigte Staaten, Mexiko, Teile von Nordafrika, der Mittlere Osten, der Mittelmeerraum und auch Australien verringern könnte. Im Gegensatz dazu wäre eine Zunahme des Niederschlags über dem Westpazifik entlang des Äquators und in Teilen von Südostasien möglich. Die Computersimulation berücksichtigte dabei alle relevanten möglichen Veränderungen in den Ozeanen, der Eismenge, im globalen Wetter und in der Atmosphäre (wie Ozon-Konzentrationen) sowie Sonnenaktivitäten und reproduzierte genau die ausgedehnten Niederschlagverschiebungen in den vergangenen hundert Jahren.
Da die Daten der solaren Veränderungen nicht ganz 100%ig sind, konzentrierte sich die Studie auf die Position und die Art des Niederschlags und nicht auf ihre exakte Menge. Durch die Zunahme der Sonnenaktivität zerfallen mehr Sauerstoffmoleküle und erhöhen damit die Ozon-Konzentration in der oberen Atmosphäre – diese heizt sich auf. Dies wiederum führt zu Veränderungen der Zirkulation auf der Erdoberfläche mit dem Ergebnis, dass die Oberflächentemperatur ansteigt und das grundlegende Niederschlagsmuster der Erde verstärkt wird. Das bedeutet, dass sich in sehr feuchten Regionen wie die Tropen der Niederschlag erhöht, während eher trockene Regionen noch weniger Regen abbekommen.
Niederschlag generell ist sehr schwer vorauszusagen, weil er in hohem Grade vielen variablen Faktoren unterliegt, aber unsere Resultate zeigen eindeutig, das ein zunehmend wärmeres Erdklima größere Veränderungen im Niederschlag mit sich bringt.
Drew Shindell
Die Wissenschaftler betrachteten auch zahlreichen Baumringe und Sedimentablagerungen aus Amerika, einschließlich Mexiko, Peru und der Halbinsel Yucatan. Diese sind zuverlässige Zeugen des historischen Klimas und bestätigten eine ausgeprägte Zunahme der Dürreperioden im Süden der Vereinigten Staaten, in Mexiko und in anderen subtropischen Regionen in den letzten 1200 Jahren, während der Perioden erhöhter Sonnenaktivitäten. Diese langfristigen Aufzeichnungen verstärkter Sonnenaktivitäten basieren auf dem Nachweis chemischer Isotope deren Produktion in direktem Zusammenhang mit der Sonnenhelligkeit steht.
Von Europa lernen: Klimaschutzprogramm für eine bessere Zukunft
Die Bekämpfung des weltweiten Klimawandels gehört zu den zentralen Herausforderungen für das 21. Jahrhundert, trotz des zusätzlichen Faktors Sonnenaktivität nehmen die Treibhausgaseeine zentrale Rolle im Klimawandel ein. Die internationale Klimapolitik zielt mehr oder leider auch minder (wie die USA, China, Indien, etc.) darauf ab, den Anstieg der globalen Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre mittel- bis langfristig so zu begrenzen, dass die sich daraus ergebenden Folgen für den Klimawandel für Mensch und Natur erträglich bleiben.
Ziel der Europäischen Gemeinschaft sollte daher die Umsetzung einer nachhaltigen Energieversorgung, die wesentlich auf Energieeinsparung, Steigerung der Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energien bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Kernenergie setzt, sein. Am 10.Januar 2007 legte die Europäische Kommission ein umfassendes Maßnahmenpaket für eine neue energiepolitische Strategie für Europa zur Bekämpfung der Klimaänderung und zur Verbesserung der Energieversorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit der EU vor.
Auch wenn es wünschenswert wäre, dass sich alle Länder auf dieser Erde intensiv mit möglichen und schnell umsetzbaren Maßnahmen auseinandersetzen, könnte Europa mit einem gemeinsam verabschiedeten Maßnahmenkatalog, mit gutem Beispiel vorangehen und andere Länder animieren, sich daran zu beteiligen, vorausgesetzt man schafft es in Europa, an einem gemeinsamen internationalen Klimastrang zu ziehen und sich nicht mit nationalen Befindlichkeiten zu verzetteln. Der erste Schritt mit dem Maßnahmenkatalog wäre getan, nun muss auch eine gemeinsame Verabschiedung und Umsetzung erfolgen.
Das Vorschlagspaket sieht ehrgeizige Ziele für die Treibhausgasemissionen und erneuerbare Energie vor. Es soll zur Schaffung eines echten Energiebinnenmarktes und zu einer wirksamen Regulierung des Marktes beitragen. Die Kommission ist der Meinung, dass ein internationales Übereinkommen für den Zeitraum nach 2012 zu einer Reduzierung der Emissionen der Industriestaaten um 30 % bis zum Jahr 2020 führen sollte. Um zu zeigen, wie ernst es ihr ist, schlägt die Kommission ferner vor, dass sich die Europäische Union verpflichtet, den Treibhausgasausstoß bis 2020 vor allem durch energiepolitische Maßnahmen um mindestens 20 % zu senken. Nachfolgend ein kleiner Auszug der wichtigsten Aspekte:
Beschleunigte Umstellung auf Energieträger mit niedrigem CO2-Ausstoß
Nach Vorstellung der Kommission soll die EU im Bereich der erneuerbaren Energie ihre weltweite Führungsposition behalten. Sie schlägt vor, für 2020 als Ziel einen Anteil der erneuerbaren Energieträger an der Gesamtenergieerzeugung von 20 % verbindlich vorzugeben.
Dazu müssen alle drei Komponenten des erneuerbarer Energiesektors massiv ausgebaut werden: Strom, Biokraftstoffe sowie Heizung und Kühlung. Diese Ziele für die erneuerbaren Energieträger sollen durch einen Mindestanteil der Biokraftstoffe von 10 % ergänzt werden.
Darüber hinaus wird ein für 2007 geplantes Vorschriftenpaket für erneuerbare Energie Maßnahmen speziell zur Förderung der Marktdurchdringung von Biokraftstoffen und erneuerbaren Energieträgern in den Heiz- und Kühltechnologien vorsehen.
Effiziente Energienutzung
Die Kommission hält an ihrem Ziel fest, den Gesamtverbrauch an Primärenergie bis 2020 um 20 % zu senken. Gelingt dies, würde die EU im Jahr 2020 rund 13 % weniger Energie verbrauchen als heute und dadurch Kosten in Höhe von 100 Mrd. EUR einsparen und 780 Tonnen weniger CO2 jährlich ausstoßen.
Die Kommission schlägt vor, schnell kraftstoffsparende Fahrzeuge einzuführen, die Vorschriften zu verschärfen und Geräte besser zu kennzeichnen, die Energieeffizienz der vorhandenen Gebäude in der EU zu verbessern und die Wärme- und Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung effizienter zu machen. Auch schlägt sie ein internationales Energieeffizienz-Abkommen vor. Die Vorschläge in diesen drei Bereichen müssen durch eine kohärente und glaubwürdige Außenpolitik abgestützt werden.
Eine von Geschlossenheit der Mitgliedstaaten geprägte internationale Energiepolitik der EU
Die Europäische Union kann ihre energiepolitischen Ziele und Klimaschutzziele nicht im Alleingang erreichen. Sie muss einerseits mit den Industrie- und den Entwicklungsländern und andererseits mit den Energieverbrauchern und den Energieerzeugern zusammenarbeiten.
Um Energiekrisen bewältigen und aktiv eine gemeinsame Energieaußenpolitik entwickeln zu können, in der die Mitgliedstaaten zunehmend mit einer Stimme mit Drittländern sprechen, wird sie wirksame Solidaritätsstrategien entwickeln. Sie wird echte Energiepartnerschaften mit Anbietern anstreben, die von Transparenz, Berechenbarkeit und Gegenseitigkeit geprägt sind.
Begrenzung des globalen Klimawandels auf 2° Celsius
Zusätzlich wurde von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften eine Mitteilung entworfen, die sich an den im Frühjahr 2007 stattfindenden Europäischen Rat wendet, der über ein integriertes und umfassendes Konzept für die Politik der EU in den Bereichen Energie und Klimawandel beschließen soll. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung:
Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes
Es wird vorgeschlagen, dass die EU bis zum Jahr 2020 eine Senkung der Treibhausgasemissionen der Industrieländer um 30 % (gegenüber dem Stand von 1990) im Rahmen von internationalen Verhandlungen anstrebt. Bis ein internationales Abkommen geschlossen wurde, sollte sich die EU jetzt schon unabhängig fest verpflichten, durch ihr Emissionshandelssystem, sonstige Maßnahmen zum Klimawandel und energiepolitische Maßnahmen die Treibhausgasemissionen bis 2020 um mindestens 20% zu reduzieren.
Mit diesem Konzept kann die EU zeigen, dass sie auf internationaler Ebene in Klimafragen eine führende Rolle spielt, der Industrie signalisieren, dass das Emissionshandelssystem nach 2012 weitergeführt wird und Investitionen in Technologien zur Emissionsreduktion und kohlenstoffarme Alternativen fördern.
Nur gemeinsam wirksam
Nach 2020 werden die Entwicklungsländer mehr Emissionen verursachen als die Industrieländer. Bis dahin sollten die Emissionen der Entwicklungsländer insgesamt gesehen langsamer zunehmen und dann ab 2020 generell zurückgehen. Durch Ausschöpfung des breiten Spektrums an Maßnahmen im Energie- und Verkehrsbereich, die nicht nur erheblich zur Senkung von Emissionen beinhalten, sondern auch zu unmittelbaren wirtschaftlichen und sozialen Vorteilen führen, kann dieses Ziel ohne Beeinträchtigung des Wirtschaftswachstums und der Armutsbekämpfung in diesen Ländern erreicht werden.
Bis 2050 müssen die weltweiten Emissionen gegenüber 1990 um bis zu 50 % reduziert werden, was bedeutet, dass die entwickelten Länder bis zu diesem Jahr ihre Emissionen um 60 bis 80 % senken müssen. Viele Entwicklungsländer müssen ihre Emissionen ebenfalls erheblich reduzieren. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten beschließen, die Investitionen in Forschung und Entwicklung in den Bereichen Energieerzeugung und Energiesparen ganz erheblich aufzustocken.