Nach Erdbebenserie auf Santorini: Ist die beliebte Touristeninsel noch sicher?

Touristen auf der griechischen Insel Santorini

Touristen auf der griechischen Insel Santorini

(Bild: Anna Yordanova/Shutterstock.com)

Griechenland: Wochenlang bebte die Erde auf Santorini, inzwischen hat sich die Lage beruhigt. Welches Risiko besteht nach der Erdbebenserie?

Anfang des Jahres erschütterten ungewöhnlich viele, teils starke Erdbeben Santorini. Das Bild der romantischen Insel in der Ägäis, die jährlich Millionen Touristen zählt, geriet plötzlich ins Wanken. Selbst die erdbebenerprobten Bewohner zeigten sich besorgt, Tausende verließen die Insel.

Die Angst vor einem Tsunami wuchs, gar ein Vulkanausbruch wurde diskutiert. Nach mehreren Beben der Stärke 5 oder mehr und der stärksten Erschütterung von 5,3 auf der Richterskala nahmen die seismischen Aktivitäten Mitte Februar allmählich ab. Sie verlagerten sich nordöstlich in die Region um das Eiland Anydros. Aber ist Santorini nach den zahlreichen Beben noch sicher?

Seismische Aktivitäten auf Santorini nehmen ab

Die Lage hat sich inzwischen beruhigt. Auf der rund 16.000-Einwohner-Insel ist der Alltag zurückgekehrt. Geschäfte und Schulen sind im Normalbetrieb, das erste Kreuzfahrtschiff der Saison lief die Kykladeninsel bereits wieder an.

Ein Sonderausschuss der Organisation für Erdbebenplanung und -schutz (Oasp) befasste sich Ende März mit dem ungewöhnlichen Naturphänomen. Demnach hielten die seismischen Aktivitäten im Meeresgebiet zwischen den Inseln Santorini und Amorgos "auf niedrigem Niveau stabil" an. Gelegentlich stärkere Erdbeben seien dabei nicht ausgeschlossen, hieß es von der Oasp, die dem Ministerium für Klimakrise und Katastrophenschutz untersteht.

"Es werden wahrscheinlich einige Erdbeben mit einer oberen Magnitude von 4 bis 5 Richter auftreten", sagte Efthymios Lekkas, Professor für Tektonik, Geologie und Naturkatastrophen-Management an der Nationale und Kapodistrias-Universität Athen, Präsident der Oasp und führender Experte bei der Untersuchung des Erdbebenschwarms.

Experten und Behörden sehen keine akute Erdbeben-Gefahr

Die seismischen Aktivitäten liegen Lekkas zufolge nun aber fast wieder auf dem normalen Niveau. Von einer akuten Gefahr durch mögliche noch bevorstehende starke Beben spricht Lekkas nicht.

Auch Akis Tselentis, ebenfalls Professor an der Nationale und Kapodistrias-Universität Athen und bekannter Seismologe, gibt an, dass Santorini mit Ausnahme der an der Westküste der Vulkaninsel liegenden Caldera selbst bei Erdbeben der Stärke 6 sicher sei.

Durch die jüngsten Erdbebenaktivitäten – so Lekkas – habe es keine Schäden an Bauwerken oder der Infrastruktur gegeben. "Die öffentlichen Gebäude wurden überprüft und es wurden keine Probleme festgestellt."

Die Tourismusministerin Olga Kefalogianni erklärte nach ihrem Besuch auf Santorini Mitte März gegenüber verschiedenen Zeitungen: "Mittlerweile haben die Wissenschaftler grünes Licht gegeben, die Einwohner sind auf die Insel zurückgekehrt und die Geschäftsleute aller Branchen bereiten sich auf die laufende Saison vor.

Santorini ist bereit, Besucher zu empfangen." Der Erdbebenforscher Tselentis bestätigte: "Die Insel kann ihren touristischen Rhythmus problemlos wieder aufnehmen".

Regierung verhängt vorübergehend Schutzmaßnahmen

Ganz unbeeinträchtigt sind die an steilen Hängen gelegenen Ortschaften auf Santorini jedoch nicht. Lekkas macht auf ein Risiko durch mögliche Erdrutsche aufmerksam; die griechische Regierung hat vorsorglich Maßnahmen zum Schutz verhängt.

Bis Mitte Mai gelten Zugangsbeschränkungen für Teile von Armeni Oia, den alten Hafen von Fira, die Seilbahn und mehrere Wanderwege. Zudem ist die Bucht von Thirasia gesperrt.

Unterkünfte in Ammoudi sowie am Golf von Thirasia dürfen nicht genutzt werden. Die Durchfahrt von Fahrzeugen ist auf der Straße nach Ammoudi und auf der Umgehungsstraße von Oia zum Hafen von Ammoudi verboten. Am Haupthafen Athinios wird der Verkehr kontrolliert, um Staus zu vermeiden.

Mittelmeerinsel unter Einhaltung der Maßnahmen ein sicheres Reiseziel

Renommierte Seismologen wie Lekkas und Tselentis sehen angesichts der nachlassenden Erdbebenaktivitäten keine direkte Gefahr.

Die aktuelle Lage auf Santorini hat sich weitgehend stabilisiert; der ursprünglich ausgerufene Notstand, der bis Anfang April galt, wurde nicht verlängert. Auch das Auswärtige Amt rät nicht mehr von Reisen ab. Dennoch bleibt die Region seismisch aktiv, was im Mittelmeerraum nicht ungewöhnlich ist.

"Erdbeben gehören in Regionen mit aktiven Verwerfungen, Vulkanismus und tektonischen Plattengrenzen zum Alltag", erklärt das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, das an der Untersuchung der Erdbebenserie in der Region um Santorini beteiligt ist. Das Geodynamische Institut überwacht die Situation rund um die Uhr.

Im Notfall senden die Behörden Warnhinweise an alle Mobiltelefone in der betroffenen Region. Neben den vorübergehend geltenden Sicherheitsmaßnahmen sollte man die allgemeinen Anweisungen zum Selbstschutz im Falle eines Erdbebens beachten. Diese sehen etwa das Unterstellen unter stabilen Möbeln, den Abstand zu Glasflächen sowie schweren Gegenständen und das Meiden von Balkonen vor.