Schlaf: Nachteulen haben ein höheres Risiko für Depressionen

Besonders junge Erwachsene neigen dazu, bis in die Nacht hinein aktiv zu sein. Und das kann zu Depressionen führen.
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Schlaf ist wichtig für die seelische Gesundheit. Zu wenig davon kann das Risiko für Depressionen erhöhen. Warum junge Menschen besonders betroffen sind.
Wer wenig schläft, läuft Gefahr, eine Depression zu entwickeln. Das gilt für alle Altersgruppen – aber besonders für Jugendliche und junge Erwachsene. Dabei spielt aber nicht nur die Dauer des Schlafs eine Rolle, sondern auch der Schlaf-Wach-Rhythmus, also, ob jemand eher eine Nachteule ist oder ein Frühaufsteher.
Neun Stunden Schlaf: Die magische Grenze für psychische Stabilität
Eine Studie aus China, an der 7.330 Menschen im Alter von zehn bis 19 Jahren teilgenommen hatten, kam zu dem Ergebnis: Wer weniger als neun Stunden Schlaf hat, neigt stärker zu einer depressiven Verstimmung. Bei dieser Gruppe waren es 52 Prozent, bei denen mit mehr als neun Stunden Schlaf waren es dagegen nur etwa 20 Prozent.
Eine aktuelle Studie der University of Surrey zeigt jetzt, dass psychischen Erkrankungen auch durch einen unvorteilhaften Schlaf-Wach-Rhythmus Vorschub geleistet wird. Wer dazu neigt, spät ins Bett zu gehen und spät aufzustehen, hat ein erhöhtes Risiko, eine Depression zu entwickeln.
Depression: Mehr als nur schlechte Laune
Eine Depression ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen erheblich beeinflusst. Im schlimmsten Fall können die Betroffenen bestrebt sein, sich das Leben zu nehmen. Deshalb erfordert eine Depression medizinische Aufmerksamkeit und es sollte in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden.
Neben einer gedrückten Stimmung machen sich Depressionen auch durch andere Symptome bemerkbar. Aktivitäten, die früher einmal Freude bereitet haben, werden bedeutungslos. Betroffene fühlen sich auch oft energielos und sie vermögen es manchmal nicht recht, alltägliche Aufgaben zu bewältigen. Hinzukommen können Schlafstörungen, Appetitverlust, ein vermindertes Selbstwertgefühl oder Schuldgefühle.
Sind Sie eine Lerche oder eine Nachteule?
Für die Studie ermittelten die Forscher den Chronotyp von 546 Studenten. Umgangssprachlich wird der Morgentyp, der schon früh aktiv ist, auch "Lerche" genannt. Die "Eule" ist dagegen der Abendtyp, der abends aktiv ist, spät ins Bett geht und auch morgens länger benötigt, um fit zu sein. Für die Untersuchung spielten vorwiegend diese beiden Chronotypen eine Rolle. Die Mittagsschläfer und der Nachmittags-Typ wurden als einheitliche Vergleichsgruppe betrachtet.
Der Neurowissenschaftler und Studienleiter Simon Evans erklärte gegenüber BBC Science Focus:
Ein später Chronotyp – auch bekannt als "Abendmensch" oder "Nachteule" – ist eine biologische Tendenz, abends lieber aktiv zu sein und später zu schlafen und aufzuwachen. Der Chronotyp hat eine genetische Grundlage, daher ist es eine natürliche biologische Tendenz, eine Nachteule zu sein.
Diese Tendenz erreiche im jungen Erwachsenenalter ihren Höhepunkt, so Evans. Bis zu 50 Prozent der jungen Erwachsenen würden dem Chronotyp der Nachteule zugerechnet, was sich letztlich auch in der Untersuchung zeigte. Von den befragten Studenten wurden nur 38 als "Frühaufsteher" oder "Lerchen" eingestuft. 252 Teilnehmer waren Abendmenschen und der Rest wurde den anderen Chronotypen zugeordnet.
Sozialer Jetlag: Wenn die innere Uhr aus dem Takt gerät
Die Studie bestätigt laut Evans frühere Forschungsergebnisse, dass die jungen Erwachsenen, die hauptsächlich nachts aktiv sind, stärker unter depressiven Störungen leiden als Frühaufsteher. Sie wiesen nicht nur einen stärkeren Hang zu Grübelei auf, zeigten mehr Angstzustände und tranken auch mehr Alkohol.
Sie berichteten auch öfter als die Frühaufsteher von Schlafstörungen. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte dies auf eine Art von "sozialem Jetlag" zurückzuführen sein. Damit ist gemeint, dass die natürliche innere Uhr einer Person nicht mit dem Tagesablauf übereinstimmt.
Wer Anzeichen von Depressionen entwickelt, dem ist geraten, sich bei einem Arzt Hilfe zu suchen. Auch bei der Deutschen Depressionshilfe sind Informationen abrufbar.
Um keine Anzeichen von Depressionen zu entwickeln, raten die Forscher um Evans auch zu mehr Achtsamkeit. Junge Erwachsene sollten entsprechende Strategien entwickeln, mehr meditieren, sich auf eine bessere Schlafqualität konzentrieren und den Alkoholkonsum reduzieren.