Mittagsschlaf: Wie ein Nickerchen das Gehirn beim Problemlösen unterstützt

Ein Mittagsschlaf im Büro könnte die Kreativität fördern.

Ein Mittagsschlaf im Büro könnte die Kreativität fördern.

(Bild: Mongta Studio / Shutterstock.com)

Ein Nickerchen kann wahre Wunder wirken, wenn man bei einem kniffligen Problem nicht weiterkommt. Ein kurzer Mittagsschlaf kann die Kreativität ankurbeln.

Wer kennt es nicht – man grübelt über ein kniffliges Problem, kommt aber einfach nicht weiter? "Schlaf eine Nacht darüber", rät der Volksmund in solch verzwickten Situationen. Und tatsächlich kann bereits ein kurzes Mittagsschläfchen Wunder wirken, wie Forscher der Texas State University nun herausgefunden haben.

In ihrer Studie testeten sie, wie gut das Gehirn nach einer Ruhepause analoge Probleme lösen kann. Dabei wendet es erfolgreich Lösungsmethoden an, die in der Vergangenheit bei ähnlich gelagerten Aufgaben zum Ziel geführt haben. Das Ergebnis: Probanden, die zwischendurch ein Nickerchen machten, fanden häufiger einen kreativen Lösungsweg als diejenigen, die wach blieben.

"Die aktuellen Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Satz 'Schlaf eine Nacht darüber' durchaus seine Berechtigung hat, wenn ein Problem unlösbar erscheint, insbesondere wenn der Schlaf REM-Schlaf umfasst", schreiben die Wissenschaftler. Der REM-Schlaf, auch Traumschlaf genannt, "kann eine Schlüsselrolle dabei spielen, vergangene Erfahrungen optimal zu nutzen, indem er Assoziationen herstellt und stärkt, die in unserem Wachleben nicht ohne Weiteres erkennbar sind."

Für ihre Untersuchung rekrutierten die Forscher 58 Teilnehmer. Diesen zeigten sie zunächst eine Reihe von Problemen samt ihren Lösungen. Anschließend bekamen die Probanden ähnlich gelagerte Aufgaben präsentiert, dieses Mal jedoch ohne Lösungen. Die Rätsel ließen sich aber nach demselben Muster knacken wie die Beispiele zuvor.

Nach einer zweistündigen Pause, in der eine Gruppe ein 110-minütiges Nickerchen machte und die andere wach blieb, ging es an die noch ungelösten Probleme aus dem zweiten Durchgang. Mithilfe eines EEG-Headsets zeichneten die Wissenschaftler den REM-Schlaf der Nickerchen-Gruppe auf.

Es zeigte sich: Die Schläfer konnten häufiger einen kreativen Geistesblitz zur Lösung der zuvor unlösbaren Rätsel generieren. Je mehr Zeit sie im REM-Schlaf verbracht hatten, desto wahrscheinlicher war der Aha-Effekt. Zudem erkannten die Nickerchen-Teilnehmer die Ähnlichkeiten zwischen den Aufgaben der ersten und zweiten Runde besser als die Wachgebliebenen.

Die Forscher vermuten, dass Schlaf die Fähigkeit verbessert, Querverbindungen zwischen nur entfernt verwandten Informationen zu knüpfen. Vor allem der Traumschlaf scheint das Gehirn anzuregen, auf Ideensuche zu gehen und schwache, bisher unbeachtete Assoziationen zu stärken. So können wir Probleme aus einem neuen Blickwinkel betrachten und kreative Lösungsansätze entwickeln.

Zwar können die meisten von uns ihren Chef wohl kaum dazu überreden, ein ausgedehntes Nickerchen am Arbeitsplatz zu genehmigen. Die Studie zeigt aber einmal mehr, welche erstaunlichen Fähigkeiten in unserem Gehirn schlummern - und wie ein kurzer Mittagsschlaf diese wecken kann. Wer das nächste Mal mit einem verzwickten Problem hadert, gönnt sich also am besten eine erholsame Pause. Mit etwas Glück beschert einem der Traumschlaf dann den entscheidenden Geistesblitz.