Neue Vorwürfe: Steckt Russland wirklich hinter Havanna-Syndrom?

US-Botschaft in Kuba

US-Botschaft in Kuba. Bild: US-Außenministerium

Medienuntersuchung macht hinter US-Botschafts-Erkrankungen russische Einheit verantwortlich. Es geht um Energiewaffen und Agenten vor Ort. Was sind die Belege?

Ein kollaborative Untersuchung von drei Medien, The Insider, CBS 60 Minutes und Der Spiegel, hält es für wahrscheinlich, dass eine russische Geheimdiensteinheit die Ursache für die mysteriösen Symptome des sogenannten Havanna-Syndroms ist. Dieses Syndrom zeigt sich u.a. an Gehirnschäden und Hörverlust, die in den letzten Jahren bei US-Diplomaten aufgetreten sind.

Neue Recherchen: Russische Einheit verantwortlich für Syndrom

Das Ergebnis widerspricht Schlussfolgerungen von US-Recherchen, die vor einem Jahr veröffentlicht wurden. Danach seien die "anomalen Gesundheitsvorkommnisse" bei Botschaftsmitarbeitern in Kuba, China und in Europa nicht durch "Energiewaffen" oder einen ausländischen Feind verursacht worden.

Am Montag hatte das US-Verteidigungsministerium bekannt gegeben, dass ein weiterer hoher US-Beamter, der im vergangenen Jahr an einem Gipfeltreffen der Nato in Vilnius (Litauen) teilgenommen hatte, ähnliche Symptome zeige.

Neue Belege, die in dem gemeinsamen Medienbericht, der sich auf ein Jahr Recherchen stützt, legen nun nahe, dass Schallwaffen, die von der Einheit 29155 des russischen Militärgeheimdienstes GRU entwickelt und eingesetzt wurden, möglicherweise die Ursache des Havanna-Syndroms sind.

150 Fälle

Über das sogenannte Havanna-Syndrom wurde zuerst im Jahr 2016 berichtet. Diplomaten in Kuba haben danach von Schädigungen erzählt, die auftraten, nachdem sie einen durchdringenden Ton in der Nacht hörten. Die Symptome enthalten Nasenbluten, Kopfschmerzen und Wahrnehmungsstörungen.

In der Medienrecherche wird nun ein Betroffener zitiert, der von einem Auftreten des Syndroms schon im Jahr 2014 erzählt – im US-Konsulat in Frankfurt am Main. Man schätzt in US-Regierungskreisen, dass 150 Fälle auf das Havanna-Syndrom zurückzuführen sind. Im Bericht von The Insider heißt es:

Das Havanna-Syndrom weist alle Merkmale einer russischen Operation der hybriden Kriegsführung auf. Sollte sich herausstellen, dass der Kreml tatsächlich hinter den Anschlägen steckt, würde eine solche anhaltende, jahrzehntelange Operation ohne weiteres als einer der größten strategischen Siege Wladimir Putins gegen die USA gelten.