Neue Vorwürfe: Steckt Russland wirklich hinter Havanna-Syndrom?
Seite 2: US-Geheimdienste kommen zu anderem Resultat
- Neue Vorwürfe: Steckt Russland wirklich hinter Havanna-Syndrom?
- US-Geheimdienste kommen zu anderem Resultat
- Auf einer Seite lesen
Der Bericht dokumentiert eine Reihe von Vorfällen, bei denen US-Botschaftsmitglieder gesundheitlich geschädigt wurden. Nach der Theorie der Medienuntersuchung sollen Schallwaffen dafür eingesetzt worden sein. Im Jahr 2020 habe das FBI einen russischen Spion deswegen verhört, der in Restaurants in New York City und Washington D.C. arbeitete.
Eine Untersuchung der sieben US-amerikanischen Geheimdienste kam jedoch vor einem Jahr nach mehrjährigen Recherchen zu dem Resultat, dass die "vorliegenden Erkenntnisse" durchweg "gegen eine Beteiligung von US-Gegnern an den gemeldeten Vorfällen" sprechen.
Fünf Geheimdienste hielten eine ausländische Beteiligung für "sehr unwahrscheinlich", einer für "unwahrscheinlich" und der siebte lehnte es ab, eine Stellungnahme abzugeben.
Beweislage: Forschung an Energiewaffen und Agenten vor Ort
Russland wies die Anschuldigungen als "unbegründet" zurück. Der Pressesprecher des Kremls, Dmitri Peskow, erklärte gegenüber Reportern:
Es ist kein neues Thema. Seit vielen Jahren wird das sogenannte Havanna-Syndrom in der Presse übertrieben dargestellt, und von Anfang an wurde es mit Anschuldigungen gegen die russische Seite in Verbindung gebracht. Aber niemand hat bisher überzeugende Beweise für diese unbegründeten Anschuldigungen veröffentlicht.
Die Beweislage der neuen Medienrecherchen stützt sich vor allem darauf, dass die verantwortliche Einheit 29155 an Energiewaffen forschte und Agenten scheinbar an jene Orte gereist sind, an denen später US-Diplomaten über Beschwerden klagten. Leitende Mitarbeiter der Einheit sollen in Russland für die Entwicklung von "akustischen Waffen" Auszeichnungen erhalten haben.
Der Aufenthalt von Agenten vor Ort, an dem die Vorfälle auftraten, ergebe sich zudem aus Buchungsdaten, die The Insider vorliegen. Demnach flogen zwei bekannte Agenten der Einheit in den Jahren 2016 und 2017 nach China. Der Spiegel schreibt:
Offiziell arbeiteten sie als Automechaniker bei der Silk Way Rally, einem der wichtigsten Langstreckenrennen der Welt. Wahrscheinlich hatten sie jedoch einen anderen Auftrag. Jedenfalls klagten US-Diplomaten anschließend auch in China über das Havanna-Syndrom.
Aber reichen die Indizien aus?
Doch nicht immer überschnitten sich die Reisedaten der russischen Agenten vollständig mit denen der mutmaßlichen Attacken, "bisweilen haben die Agenten diese eventuell nur vorbereitet", so der Spiegel weiter.
Ob diese neuen Indizien jedoch ausreichen, um hinter den gesundheitlichen Vorfällen von US-Botschaftsangehörigen in den letzten Jahren eine russische Energiewaffen-Kriegsführung auszumachen, ist fraglich. Insbesondere, da die Untersuchungen der US-Geheimdienste zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen sind.
Zudem fanden die Ermittler auch alternative mögliche Erklärungen. So ging es wohl bei einigen der Fälle um gesundheitliche Erkrankungen, schlecht funktionierende Klima- und Lüftungsanlagen oder elektromagnetische Wellen, die von harmlosen Geräten wie einer Computermaus erzeugt wurden.