Next Level

Das überschäumende Selbstbewusstsein kam mit der Mayflower. Bild: William Halsall

Was das Ende der globalen Macht der USA mit Physik zu tun hat und was als Nächstes kommt (Teil 2 und Schluss)

Im ersten Teil wurde besprochen, welche strategische Konsequenzen aus russischer Sicht die Hyperschalltechnologie hat und wie dort die Reaktionen des Westens bewertet werden.

Ganz sicher nicht hilfreich sind die Lieferungen der sogenannten Defensivwaffen an die Ukraine, die man wahrscheinlich auch zum Beschuss der international kaum anerkannten Donbass-Republiken einsetzen wird, der seit Monaten andauert, ganz im Sinne des einzigen Gewinners dieses Konflikts, der Rüstungsindustrie. Trocken stellt Russland fest, dass auf seine wichtigsten Punkte überhaupt nicht eingegangen wurde. Die mildeste Reaktion, die zu erwarten ist, ist eine Anerkennung der abtrünnigen Republiken, die letztlich zu einer Volksabstimmung und Eingliederung nach Russland führen wird.

Jeder, der dann Donezk und Lugansk beschießt, wird sich das dann genauer überlegen. Denkbar ist aber auch, dass Russland den ausländischen Truppen in der Ukraine, die sich an den Kriegsvorbereitungen beteiligen, mit einem direkten Angriff droht. Dann würde sich zeigen, wie viele westliche Länder tatsächlich den Kopf hinzuhalten bereit sind oder doch lieber das Weite suchen und die Waffen zurücklassen. Bezahlt sind sie ja.

Wer hat die überlegene Strategie?

Moskau denkt aber allgemein-strategischer, und wird den USA ihre Verwundbarkeit durch die russische Marine direkt vor Augen führen, auch wenn man sich über die Fähigkeiten der elektronischen Kriegführung bedeckt hält. Auch eine Raketenstationierung in Kuba ist nicht ausgeschlossen.

US-amerikanische Denkfabriken sind zwar sehr kreativ darin, Feindbilder zu schüren und alle möglichen Szenarien zu entwerfen, mit denen man die geopolitischen Gegner Russland und China piesacken kann – die Liste der Rand Corporation ist im Übrigen, bis auf Moldawien, bald abgearbeitet.

Die Einschätzungen, wie sich die Lage entwickelt, sind jedoch oft erstaunlich naiv, siehe Afghanistan. Es scheint so, dass die professionellen Analysten wie beispielsweise Ray Mc Govern, die unter George Bush für die Interessen der USA arbeiteten, aber eben nach realistischen und wahrhaftigen Informationen suchten, schon lange durch politische Jasager ersetzt wurden, welche die Strategie der Spannung durch irgendwelche erfundenen Geschichten herbeireden sollen; Paradebeispiel bleiben die "Massenvernichtungswaffen" im Irak.

Ignoranz kommt nicht gut an

Aus russischer Sicht lässt das intellektuelle Potenzial westlicher Führungskräfte – beispielsweise Blinken und Stoltenberg – zu wünschen übrig. Putin und Lawrow hätten insofern kaum Verhandlungspartner auf Augenhöhe; aber selbst die Gäste einer durchschnittlichen Talkshow verfügen über eine historische Bildung, die jedes Detail des Zweiten Weltkriegs oder auch der Kuba-Krise kennt.

Äußerungen von deutschen Verteidigungsministerinnen wie Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) oder Christine Lambrecht (SPD), die mit Russland "aus einer Position der Stärke" heraus sprechen oder "Putin ins Visier" nehmen wollen, rufen beim Adressaten eine Mischung aus mitleidigem Spott und Verachtung hervor.

Mit Bitterkeit wird vermerkt, dass die Deutschen zwar dem Holocaust gedenken, aber auf die 27 Millionen getöteten Sowjetbürger – so wörtlich – "scheißen".

Zur Erinnerung: Auch die Hungerblockade Leningrads war organisierter Völkermord. Angesichts dessen, dass Putins Familie davon betroffen war, sind seine späteren Sympathiebekundungen für Deutschland nachgerade erstaunlich. Aber auf einen mit historischer Ignoranz gepaarten moralischen Zeigefinger aus Deutschland reagieren die Russen gerne mit dem Mittelfinger. Verständlich.

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