Nikitin & Co.: Die Pläne der exilrussischen Neonazi-Miliz in der Ukraine

Der Kommandeur des russischen Freiwilligenkorps (RDK) Denis Kapustin bzw. Nikitin alias White Rex mit Kämpfern im Hintergrund. Bild: armyinform.ua / CC BY 4.0

Die Anti-Putin-Paramilitärs unter ihrem Neonazi-Anführer Nikitin wollen weiter Anschläge in Russland verüben. Auch ein Bündnis mit Prigoschin hält man für denkbar. Und was ist mit den Kontakten in die USA?

Je länger der Krieg in der Ukraine andauert und die militärische Pattsituation die Kräfte auf beiden Seiten zerrreibt – während der Nato-Gipfel in Vilnius das klare Signal aussendet, dass mit einem schnellen Ende nicht zu rechnen sein wird –, umso stärker könnten extremistische Kräfte in den Konflikt eingreifen.

Eine dieser Gruppen ist das sogenannte Russische Freiwilligenkorps (RDK). Dabei handelt es sich um eine bewaffnete Gruppe in der Ukraine, die an der Seite des ukrainischen Militärs gegen Putin kämpft.

Ihr Kommandeur ist der notorische Neonazi, in Köln aufgewachsene rechtsradikale Hooligan, Mixed-Martial-Arts-Kämpfer und -Organisator sowie Gründer der rechtextremistischen Marke "White Rex", Denis Kapustin, der sich selber den Nachnamen Nikitin gegeben hat.

Ende Mai und Anfang Juni war diese exilrussische Miliz offensichtlich beteiligt an Angriffen auf russisches Territorium. Dabei wurden die Provinzen Kursk, Belgorod und Brjansk überfallen, mutmaßlich mithilfe von US-Militärfahrzeugen. Schon im März drangen die RDK-Kämpfer in die Grenzregion Brjansk vor.

Solche Angriffe, die ein Warnsignal für Washington und seine Verbündeten sein sollten, da sie zeigen, wie leicht der Ukraine-Krieg außer Kontrolle geraten kann, sollen in naher Zukunft weiter stattfinden. Das bestätigte Nikitin gegenüber der Bildzeitung.

Man bereite "wieder Aktionen auf dem Heimatboden vor", also auf russischem Territorium, so Nikitin gegenüber den deutschen Reportern in der Ukraine. Man habe für "Ende des Monats" wieder etwas "Großes" vor. Genaueres wollte er nicht dazu sagen.

Im Moment gehe es vor allem darum, so Nikitin, die ukrainische Gegenoffensive zu unterstützen, die nicht so schnell ablaufe, wie erhofft. Gleichzeitig hält er ein Bündnis mit dem Oligarchen, Putin-Kontrahenten und Führer der paramilitärischen Einheit Wagner, Jewgeni Prigoschin, für möglich.

Prigoschin musste nach dem gescheiterten Aufstand gegen Moskau nach Weißrussland emigrieren. In einem Deal wurde das mit Putin ausgehandelt.

Nikitin hat gegenüber Journalisten immer wieder betont – wie bereits im April in der US-Zeitschrift Newsweek –, dass seine Miliz "direkt unter dem Kommando von Kiew" operiere und der Angriff auf Brjansk von den ukrainischen Behörden genehmigt worden sei. Auch gegenüber der Bildzeitung betont er die Unterstützung vonseiten der Ukraine:

Wir werden insofern unterstützt, dass wir uns vollkommen auf Logistik und Infrastruktur von der ukrainische Armee verlassen können. Dabei geht es um den Transport von Verwundeten innerhalb der Ukraine, um Logistik insgesamt oder um allgemeine Informationen, auch wo wir uns niederlassen können und was die Zusammenarbeit mit der Grenzpatrouille angeht. Wir können ja als große bewaffnete Gruppe sonst nicht einfach rein- und rausgehen.

Die ukrainische Regierung in Kiew bestreitet zwar, dass man das exilrussische Freiwilligenkorps unterstütze. Ein ukrainischer Beamter habe jedoch, so Anatol Lieven, unter vier Augen eingeräumt, dass eine "Zusammenarbeit" stattgefunden habe. Es ist zudem kaum vorstellbar, dass die Gruppe ohne Unterstützung überhaupt militärisch operieren und an Waffen gelangen kann.