Nordkorea provoziert weiter den auch außenpolitisch schwachen US-Präsidenten
Mit dem Test einer Langstreckenrakete demonstriert Nordkorea, auch die USA angreifen zu können, was den Spieleinsatz erhöht
Innenpolitisch steht die Trump-Regierung weiter wenig erfolgreich und in sich erschüttert da. Gestern hat Donald Trump seinen Stabschef Reince Priebus entlassen und durch den Heimatschutzminister John Kelly, einen ehemaligen Marine-General, ersetzt. Ob das die gewünschte Ruhe bringt und die Leaks eindämmt, ist fraglich.
Auch außenpolitisch gelingt Trump wenig. Nordkorea, das Trump mit Drohungen und seiner "Armada" sowie mit guten Beziehungen zu China in den Griff kriegen wollte, spielt nicht mit, auch China ist kein verlässlicher Partner, dafür haben die USA und China zu starke machtpolitische Divergenzen jenseits von Nordkorea.
Kim Jong-un lässt sich offenbar von Trump nicht einschüchtern und hat erneut eine Langstreckenrakete gestartet, mit der sich die USA erreichen ließe. Am Freitag wurde die Rakete Richtung Japan abgeschossen, die auf einer Höhe von 3700 km 45 Minuten geflogen ist, bis sie ins Meer abstürzte. Sie hätte, wäre sie in geeigneter Flugbahn abgeschossen worden, nicht nur Alaska oder Hawaii, sondern New York erreichen können. Nach dem Pentagon ist die mutmaßliche Interkontinentalrakete 1000 km geflogen, betont wird, sie habe keine Gefahr für die USA dargestellt. Man werde die USA und die Alliierten vor jedem Angriff und vor jeder Provokation schützen.
Nordkorea zeigt mit dem Abschuss und der gezielten Provokation, dass es seine Atomwaffen erfolgreich weiter entwickeln kann und dass es weiterhin auf atomare Abschreckung setzt. Der Einsatz für Verhandlungen wird entsprechend höher, während eine militärische Intervention immer riskanter wird. Wahrscheinlich ist dafür das Zeitfenster schon geschlossen. Ungewiss bleibt, ob das amerikanische Raketenabwehrsystem in der Lage wäre, eine nordkoreanische Langstreckenrakete oder auch mehrere tatsächlich abzuschießen. Bislang wurden nur Tests unter künstlichen Bedingungen durchgeführt, die auch nicht immer erfolgreich waren. Allerdings scheint nun die neue südkoreanische Regierung, die bislang gegenüber der Stationierung des Raketenabwehrsystems THAAD skeptisch war, sogar einen Ausbau befürworten zu wollen.