Öl-Sanktionen gegen Russland: Was sie bisher brachten
Völlig verfehlt oder sehr erfolgreich: Bei der Bewertung der Sanktionen gegen den russischen Energiesektor gegen die Meinungen auseinander. Unstrittig ist: Aufsteigende Länder wie Indien profitieren.
Die Sanktionen gegen den russischen Energiesektor sind nach wie vor Gegenstand von Debatten. Die offizielle Darstellung ist, sie seien ein Erfolg; andere blicken skeptisch auf sie; und wieder andere sehen sie als gescheitert an.
Erst am Sonntag stoppte die Europäische Union die Einfuhr von raffinierten Erdölerzeugnissen aus Russland, einschließlich Diesel und Flugzeugtreibstoff. Ferner hat sich die EU gemeinsam mit anderen G7-Staaten auf eine Preisobergrenze für Erdölprodukte geeinigt.
Analysten blicken skeptisch auf die Sanktionen. Bisher hätten sie "völlig versagt", erklärten einige von ihnen gegenüber dem US-Sender CNBC. Und auch die neuen Preisobergrenzen könnten sich letztlich als unerheblich erweisen.
Deutliche Worte fand demnach Paul Sankey, Präsident und leitender Analyst von Sankey Research: Die Preisobergrenze sei "von Bürokraten mit einem Finanzstudium erfunden" worden. "Keiner von ihnen versteht die Ölmärkte wirklich."
Zu einem optimistischeren Ergebnis kam dagegen das finnische Institut Centre for Research on Energy and Clean Air. Dieses hatte berechnet, dass die Preisobergrenze auf russisches Rohöl knapp 160 Millionen Euro pro Tag gekostet habe.
Wie dem auch sei: Russisches Rohöl findet seinen Weg in die Märkte – auch weil China und Indien erhebliche Mengen abnehmen.
Indien sieht dabei seine Rolle für die globalen Ölmärkte wachsen. Das Land werde immer wichtiger, heißt es beim indischen Sender NDTV, da es immer mehr billiges russisches Öl kaufe und es zu Kraftstoff für Europa und die USA raffiniere.
Dass man dabei aus dem Westen mit wenig Gegenwind rechnen musste, führt man in dem Bericht darauf zurück, da man dadurch das doppelte Ziel des Westens erfülle. Man beschneide damit die Energieeinnahmen Moskaus und gleichzeitig sorge man für die Versorgung auf den Märkten. Und aufgrund der schärfer werdenden europäischen Sanktionen werde die Bedeutung Indiens noch weiter zunehmen.
Laut Angaben des Marktforschungsunternehmens Kpler lieferte Indien im vergangenen Monat täglich rund 89.000 Barrel Benzin und Diesel nach New York, so viel wie seit fast vier Jahren nicht mehr. In den Monaten Januar und Februar wurden 172.000 Tonnen schwefelarmer Diesel täglich nach Europa geliefert, der höchste Wert seit Oktober 2021.
Es wird erwartet, dass die Bedeutung Indiens weiter zunehmen wird, nachdem am Sonntag neue Sanktionen der Europäischen Union gegen russische Erdölexporte in Kraft getreten sind. Durch das Verbot wird eine große Menge Diesel vom Markt verschwinden, sodass immer mehr Verbraucher, insbesondere in Europa, auf asiatische Importe zurückgreifen werden, um die Versorgungslücke zu schließen.
Russland ist offenbar bereit, die Kooperation mit Indien weiter zu vertiefen. Am Montag erklärte der Vorstandsvorsitzende des russischen Ölkonzerns Rosneft gegenüber Reuters: Man sei bereit, Indiens Bedarf zu Marktpreisen zu decken.
Die Preise – und damit die Einnahmen Russlands – könnten wieder steigen, wenn die Nachfrage in China steigen sollte. Schrittweise könnten dann die Ölpreise wieder auf 100 US-Dollar je Barrel klettern, erklärten Experten gegenüber CNBC.
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